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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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ziert werden muss, wenn es seinen Zweck erfüllen soll (Kap.<br />

10.5). Die bestehenden Schutzgebietssysteme sind weder<br />

ausreichend groß, noch gut genug geplant, oder gut genug<br />

geführt (CBD, 2004b). Zur notwendigen Ausweitung gehören<br />

u. a Korridore zur Vernetzung der Schutzgebiete, zusätzliche<br />

Schutzgebiete in Ökosystemtypen oder Ökoregionen,<br />

in denen der Schutz noch unterrepräsentiert ist, Flächen, die<br />

für den Schutz gefährdeter Arten oder genetischer Vielfalt<br />

chen in Deutschland kann dazu führen, dass über internationale<br />

Grenzen hinweg beispielsweise in tropischen<br />

Ländern verstärkt Regenwald gerodet oder<br />

Savanne umgebrochen wird.<br />

Die gr<strong>und</strong>legende Analyse dieser <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenz<br />

wird dadurch erschwert, dass die wissenschaftliche<br />

Untersuchung der Zusammenhänge<br />

zwischen einer stark ausgeweiteten <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

<strong>und</strong> den ökosystemaren Wirkungen erst seit<br />

kurzem an Dynamik gewinnt (Fritsche et al., 2006).<br />

So erwähnt z. B. der umfassende Bericht des Millennium<br />

Ecosystem Assessment das Problem <strong>Bioenergie</strong><br />

nur am Rande (MA, 2005a, b, c, d). Nur drei Jahre<br />

später wurden in einer Umfrage unter britischen<br />

Naturschutzexperten die Gefahren des zunehmenden<br />

Bedarfs nach <strong>Bioenergie</strong> als ein hohes Risiko für<br />

den weiteren Verlust naturnaher Habitate <strong>und</strong> biologischer<br />

Vielfalt eingestuft (Sutherland et al., 2008).<br />

5.4.1<br />

Konkurrenz des Energiepflanzenanbaus mit<br />

bestehenden Schutzgebieten<br />

Der Anbau von Energiepflanzen kann direkt mit der<br />

Erhaltung biologischer Vielfalt in Konkurrenz stehen,<br />

wenn hierfür die Konversion von Flächen bestehender<br />

Schutzgebiete vorgesehen wird. Da Schutzgebiete<br />

eines der wichtigsten Instrumente für die Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt <strong>und</strong> für die Sicherung<br />

von Ökosystemleistungen sind (Kasten 5.4-1; CBD,<br />

2004b; MA, 2005c), sollte der Schutzstatus andere,<br />

meist schädigende Nutzungen weitgehend ausschließen.<br />

Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Schon die traditionellen<br />

Formen der <strong>Bioenergie</strong>nutzung (Feuerholz,<br />

Holzkohle) können in Konkurrenz mit Schutzgebieten<br />

stehen, wenn die Interessen der lokalen<br />

Bevölkerung am Zugang zu diesen biologischen<br />

Ressourcen mit dem Naturschutzzweck kollidieren.<br />

Diese Konflikte mit traditioneller Nutzung sind<br />

durch geeignete Planung <strong>und</strong> Partizipation aber in<br />

der Regel lösbar (MA, 2005c).<br />

Konfliktträchtiger sind großskalige, moderne <strong>Bioenergie</strong>projekte.<br />

In Äthiopien wurden z. B. große<br />

Landflächen für die Produktion von Rizinus für<br />

Nutzungskonkurrenz zur biologischen Vielfalt 5.4<br />

wichtig sind, sowie Pufferzonen zu den intensiv bewirtschafteten<br />

Flächen. Diese Komplettierung des terrestrischen<br />

Schutzgebietsnetzwerks soll laut Biodiversitätskonvention<br />

bis 2010 abgeschlossen sein – nicht zuletzt angesichts des zu<br />

erwarteten zunehmenden Drucks auf die <strong>Landnutzung</strong> ist<br />

dies ein sehr ambitioniertes Ziel, das stärkerer politischer<br />

Unterstützung <strong>und</strong> institutioneller Verbesserungen bedarf<br />

(CBD, 2004b; Kap. 10.5).<br />

Biodiesel gerodet, die sich direkt am Babile-Reservat<br />

befanden, einem Schutzgebiet für Elefanten.<br />

Aber auch für die direkte Konkurrenz durch Ausdehnung<br />

von Anbauflächen für Energiepflanzen in<br />

Schutzgebiete hinein gibt es Beispiele. So wurden<br />

in Uganda Pläne, über 7.000 ha eines Schutzgebiets<br />

mit tropischem Regenwald (Mabira Forest) für die<br />

Entwicklung von Zuckerrohrplantagen umzuwidmen,<br />

erst nach vehementen Protesten der Bevölkerung<br />

gestoppt (ABN, 2007). Ein weiteres Beispiel ist<br />

die indonesische Provinz Riau, die in den letzten 25<br />

Jahren 65 % der natürlichen Waldfläche verloren hat<br />

<strong>und</strong> die immer noch sehr hohe Raten an Rodung <strong>und</strong><br />

Degradation aufweist (2005–2006: 11 % Verlust). Als<br />

Folgenutzung werden häufig Ölpalmen oder Akazienplantagen<br />

angelegt. Aber auch innerhalb der<br />

Schutzgebiete konnte die Entwaldung nicht verhindert<br />

werden, selbst wenn die Raten deutlich niedriger<br />

waren als in den Flächen außerhalb. Die in Riau<br />

lokal verwalteten Schutzgebiete (etwa 22 % der Fläche)<br />

erwiesen sich dabei als deutlich weniger effektiv<br />

(Rückgang der Primärwaldfläche von 81 % auf 47 %)<br />

als die nationalen Gebiete (6 % der Fläche, Rückgang<br />

von 90 % auf 70 %; Uryu et al., 2008).<br />

Neben der direkten Konkurrenz zu <strong>Bioenergie</strong>plantagen<br />

müssen auch die indirekten Effekte<br />

berücksichtigt werden, da die vom Energiepflanzenanbau<br />

verdrängte <strong>Landnutzung</strong> den Druck auf bestehende<br />

Schutzgebiete erhöhen kann. Dies ist besonders<br />

für die Schutzgebiete in den Tropen relevant, die<br />

schon heute sehr gefährdet sind (Carey et al., 2000;<br />

IUCN, 2003; Kasten 5.4-1).<br />

Es gibt aber auch Potenziale für <strong>nachhaltige</strong> Nutzung<br />

innerhalb von Schutzgebietssystemen zum<br />

Zweck des Energiepflanzenanbaus. Die Weltnaturschutzunion<br />

IUCN unterteilt die Schutzgebiete nach<br />

Kategorien, je nach Schutzziel <strong>und</strong> Nutzungsintensität<br />

(IUCN, 1994). Darunter sind auch Kategorien,<br />

in denen eine <strong>nachhaltige</strong> Nutzung mit dem Schutzzweck<br />

vereinbar sein kann. Zum Beispiel kann in seit<br />

langem genutzten Kulturlandschaften die Erhaltung<br />

biologischer Vielfalt häufig nur gewährleistet werden,<br />

wenn die historischen <strong>Landnutzung</strong>en weiter<br />

bestehen oder ihre Effekte simuliert werden. Dies<br />

gilt z. B. in Mitteleuropa für viele marginale Flächen,<br />

auf denen extensive Weide- oder Niederwaldwirt-<br />

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