Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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Tabelle 7.1-3<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteile des Waldfeldbaus.<br />
Quelle: WBGU<br />
Grasschnitt befindet sich gegenwärtig noch im Forschungs-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsstadium (Kap. 7.2). Bei<br />
extensiver Graslandbewirtschaftung ist die Nutzung<br />
von Heu als Brennstoff laut der Studie von Rösch<br />
et al. (2007) in den Kategorien Energieeinsparung,<br />
Klimaschutz, Einkommen <strong>und</strong> Beschäftigung <strong>nachhaltige</strong>r<br />
als die reine Grünlandpflege. Dafür entstehen<br />
aber durch die thermische Nutzung Emissionen,<br />
die die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt belasten, auch wenn<br />
solche zusätzlichen Belastungen mit fortschrittlicher<br />
Technologie in Zukunft vermindert werden können.<br />
Demgegenüber fällt bei der Stromgewinnung durch<br />
Grassilage die Freisetzung von Methan negativ ins<br />
Gewicht, während die Auswirkungen auf ökologische<br />
<strong>und</strong> sozioökonomische Indikatoren positiv sind<br />
(Rösch et al., 2007).<br />
Ein weiterer interessanter Aspekt bei der extensiven<br />
Graslandnutzung ist der Erhalt bzw. die Förderung<br />
der biologischen Vielfalt. Ergebnisse aus einem<br />
großen Biodiversitätsexperiment in Deutschland (The<br />
Jena Experiment) belegen eindrücklich, dass Grasland<br />
mit höherer Biodiversität höhere Ökosystemleistungen<br />
(z. B. Produktivität, Kohlenstoffspeicherung,<br />
Nährstoffnutzung usw.) leisten kann als artenarme<br />
Systeme (Oelmann et al., 2007; Weigelt et al.,<br />
2008). Selbst die Futterqualität <strong>und</strong> die Brennwerte<br />
stiegen mit zunehmender Biodiversität an (pers. Mitteilung<br />
Dr. Michael Scherer-Lorenzen, ETH Zürich,<br />
Anbausysteme zur Produktion von Biomasse für Energiezwecke 7.1<br />
Vorteile<br />
Wirtschaftlichkeit Bodenqualität CO2-Bilanz Ökosystemleistungen<br />
Diversifizierung Ganzjährige Bodenbede- Durch Bodenbedeckung Größere Krankheits- <strong>und</strong><br />
ckung schützt vor Erosion weniger C-Emissionen als Schädlingsresistenz dank<br />
bei Monokulturen<br />
Mischkultur<br />
Selbstversorgung, unabhän- Mischkultur beugt einseitiger Dichtes <strong>und</strong> tiefes<br />
Vielfältigerer Lebensraum<br />
gig von großen Märkten <strong>und</strong> Nährstoffzehrung vor Wurzelwerk der Bäume als Monokultur<br />
Agrarindustrie<br />
Nachteile<br />
sequestriert C<br />
Schaffung von geeignetem<br />
Mikroklima für bestimmte<br />
Ackerkulturen (Schatten,<br />
Windschutz, Wasserspeicher)<br />
Wirtschaftlichkeit Bodenqualität CO2-Bilanz Ökosystemleistungen<br />
Langfristige Planung, erst<br />
Je nach Wurzeleigenschaften<br />
nach gewisser Zeit rentabel<br />
Kleine Erntemengen<br />
erschweren Marktzugang<br />
Arbeitsintensiver, da keine<br />
großen Landwirtschaftsmaschinen<br />
einsetzbar<br />
direkte Konkurrenz der Bäume<br />
mit der Unterfrucht um<br />
Nährstoffe <strong>und</strong> Wasser<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr. Michael Wachendorf, Universität Kassel).<br />
Ähnliche Ergebnisse liegen auch für die Prärie<br />
Nordamerikas vor. Nach einer Studie von Tilman et<br />
al. (2006) produzierte die Prärie mit hoher Biodiversität<br />
sogar mehr <strong>Bioenergie</strong> pro Fläche als ein Maisanbausystem<br />
für Ethanol oder ein Sojaanbausystem<br />
für Biodiesel, <strong>und</strong> dies bei kleineren THG-Emissionen<br />
<strong>und</strong> einer geringeren Belastung des Bodens<br />
durch Agrochemikalien. Gemäß dieser Studie stehen<br />
weltweit 5x10 8 ha erodierte, marginale Landfläche<br />
zur Verfügung, die sich für den Anbau von solchem<br />
Low-Intensity High-Diversity Grasland eignet.<br />
Wenn auch die Größe der global zur Verfügung stehenden<br />
marginalen Flächen <strong>und</strong> deren Produktivität<br />
noch diskutiert wird (Russelle et al, 2007; Tilman et<br />
al, 2007), so bergen diese neuen Ansätze zur <strong>nachhaltige</strong>n<br />
Produktion von Biomasse große Potenziale zur<br />
ökologischen Aufwertung degradierter Gebiete. Auf<br />
solchen degradierten Landflächen bietet sich außerdem<br />
die Möglichkeit, dass infolge einer neuen Vegetationsdecke<br />
<strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen organischen<br />
Eintrag in den Boden, dieser nachhaltig restauriert<br />
<strong>und</strong> somit langfristig für die Nahrungsmittelproduktion<br />
oder für die stoffliche Nutzung verfügbar<br />
gemacht werden kann.<br />
Eine Ökobilanzstudie der Schweizerischen B<strong>und</strong>esämter<br />
für Energie, Umwelt <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />
bilanzierte die Auswirkungen des Ressourcen-,<br />
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