Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
netzen <strong>und</strong> mit der übrigen <strong>Landnutzung</strong> zu integrieren,<br />
sind die bisherigen Erfolge sehr begrenzt. Ebenso<br />
fehlt in nahezu allen berichtenden Entwicklungsländern<br />
die Kapazität, um effektive Managementpläne<br />
für die bestehenden Schutzgebiete zu erarbeiten bzw.<br />
umzusetzen. Es ist zu vermuten, dass die Umsetzung<br />
in den 156 Staaten, die keinen Bericht abgegeben<br />
haben, noch schleppender vorankommt. Schnelle<br />
Fortschritte sind ohne erheblich vergrößertes Engagement<br />
in politischer wie finanzieller Hinsicht kaum<br />
zu erwarten.<br />
10.5.1.2<br />
Weitere Regelungen der CBD<br />
In anderen Sektoren der CBD konnten konkrete<br />
Flächenschutzziele vereinbart werden. In der globalen<br />
Strategie zur Erhaltung der Pflanzen hat sich<br />
die CBD zum Ziel gesetzt, bis 2010 mindestens 10 %<br />
aller Ökoregionen der Welt, 50 % der wichtigsten<br />
Zentren für Pflanzenvielfalt <strong>und</strong> 60 % der gefährdeten<br />
Pflanzenarten effektiv zu schützen (CBD, 2002a;<br />
Kap. 3.1.2). Im Rahmen der Evaluation des strategischen<br />
Plans der Konvention (CBD, 2004c) wurde<br />
ebenfalls die konkrete Flächenangabe vereinbart, bis<br />
2010 mindestens 10 % aller Ökoregionen der Welt<br />
effektiv zu schützen. Außerdem soll die Verlust- <strong>und</strong><br />
Degradationsrate natürlicher Lebensräume vermindert<br />
werden. Im vorläufigen Zielrahmen der Konvention<br />
wird das 10 %-Ziel ebenfalls aufgegriffen<br />
<strong>und</strong> auf die verschiedenen thematischen Arbeitsprogramme<br />
übertragen: Meeres- <strong>und</strong> Küstenökosysteme,<br />
Binnengewässer, Wäldertypen, Bergökosysteme,<br />
Trockengebiete <strong>und</strong> Inselökosysteme sollen<br />
jeweils zu mindestens 10 % <strong>und</strong> Gebiete, die besonders<br />
wichtig für die biologische Vielfalt sind, generell<br />
geschützt werden (CBD, 2006b).<br />
10.5.1.3<br />
Optionen für die Weiterentwicklung<br />
Weiterentwicklungen der Schutzgebietspolitik müssen<br />
also verstärkt Voraussetzungen schaffen, um für<br />
ein repräsentatives globales Schutzgebietsnetzwerk<br />
zu sorgen, dessen wirksames Management ausreichend<br />
finanziert wird. Zusätzliche Vereinbarungen<br />
über Flächenschutzziele, ihre nationale Implementierung<br />
<strong>und</strong> internationale Finanzierungsleistungen<br />
bieten sich als Lösungen an.<br />
Die LifeWeb‑Initiative<br />
LifeWeb ist eine von Deutschland angeregte globale<br />
Initiative zu Schutzgebieten (BMU, 2008e). Sie<br />
baut auf dem Arbeitsprogramm zu Schutzgebieten<br />
Internationale Biodiversitätspolitik <strong>und</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Bioenergie</strong> 10.5<br />
auf <strong>und</strong> soll zur Finanzierung der Umsetzung beitragen.<br />
Dazu sollen interessierte Entwicklungsländer<br />
Schutzgebiete melden, deren Managementkapazitäten<br />
unterfinanziert sind sowie „Kandidaten“ für mögliche<br />
neue Schutzgebiete angeben, wofür sie nicht die<br />
notwendigen Mittel aufbringen können. Diese Kandidaten<br />
werden in der UN-Schutzgebietsliste des<br />
UNEP-WCMC aufgeführt (WDPA, 2008). Länder,<br />
Organisationen oder Private, die zu einer verbesserten<br />
Finanzierung beitragen möchten, können dann<br />
auf bilateraler Basis mit Ländern kooperieren, die<br />
Kandidaten ausgeschrieben haben. Diese Initiative,<br />
die ausschließlich auf freiwillige Beteiligung ausgelegt<br />
ist <strong>und</strong> keine zusätzlichen Verwaltungsstrukturen<br />
schafft, wurde auf der COP-9 in Bonn begrüßt.<br />
Dort gab es von Seiten vieler Entwicklungsländer<br />
konkrete Angebote für Schutzgebietskandidaten,<br />
die sich auf eine Fläche von ca. 460.000 km 2 summieren.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung gab die Zusage, bis 2012<br />
zusätzliche 500 Mio. € (<strong>und</strong> danach jedes Jahr dieselbe<br />
Summe) in die LifeWeb-Initiative einzubringen.<br />
Leider haben auf der Konferenz weder EU-Partner<br />
noch G8-Länder weitere finanzielle Angebote vorgelegt.<br />
Deutschland wird also bei seinen Partnern unter<br />
den Industrieländern verstärkt für LifeWeb werben<br />
müssen, um die Initiative zum Erfolg zu führen.<br />
Weiterentwicklung der CBD‑Regelungen in<br />
Richtung eines Schutzgebietsprotokolls<br />
Auf der COP-10 wird das 2010-Ziel evaluiert. Aller<br />
Voraussicht nach wird es mit Ausnahme weniger<br />
Teilerfolge verfehlt werden. Außerdem steht eine<br />
gr<strong>und</strong>legende Evaluierung des Arbeitsprogramms<br />
zu Schutzgebieten an. Auch hier lassen die Zwischenergebnisse<br />
vermuten, dass die ambitionierten Ziele<br />
des Programms von den meisten Vertragsstaaten verfehlt<br />
werden. Der Sukhdev-Report zur Ökonomie<br />
von Ökosystemen <strong>und</strong> biologischer Vielfalt (Zwischenergebnisse:<br />
Sukhdev, 2008) soll 2010 in seiner<br />
Endfassung vorliegen <strong>und</strong> den ökonomischen Wert<br />
der Erhaltung biologischer Vielfalt konkretisieren,<br />
ähnlich wie es der Stern-Review für den Klimaschutz<br />
erreicht hat (Stern, 2006). Ein Teil dieses Werts wird<br />
sich in den REDD-Regelungen der Klimarahmenkonvention<br />
widerspiegeln, in denen voraussichtlich<br />
Anreize für die Erhaltung von Wäldern als Klimaschutzmaßnahmen<br />
geschaffen werden (Kap. 10.2).<br />
Wenn zudem im Jahr 2010 die Verhandlungen zu<br />
einem internationalen Regime über den Zugang zu<br />
genetischen Ressourcen <strong>und</strong> gerechten Vorteilsausgleich<br />
zur Zufriedenheit der Entwicklungsländer<br />
abgeschlossen werden können, so ergibt sich eine<br />
Konstellation von Faktoren, die einen veränderten<br />
politischen Rahmen schafft. Dies könnte eine Weiterentwicklung<br />
der bestehenden CBD-Regelungen<br />
in Richtung eines verbindlichen Schutzgebietsproto-<br />
275