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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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84 5 Nutzungskonkurrenzen<br />

z. B. Endemismus, gefährdete Arten, genetische<br />

Vielfalt);<br />

– Großflächige natürliche Ökosysteme, in denen<br />

Populationen der meisten wildlebenden Arten<br />

noch in ihren natürlichen Verbreitungsmustern zu<br />

finden sind;<br />

– Gebiete mit seltenen oder gefährdeten Ökosystemen;<br />

– Gebiete, die wichtige Ökosystemleistungen erbringen<br />

(z. B. Schutz vor Hangrutschungen, Überflutungen,<br />

Erosion);<br />

– Gebiete, die wichtige Ökosystemprodukte für<br />

die lokale Bevölkerung (z. B. für Subsistenz oder<br />

Ges<strong>und</strong>heit) erbringen oder für deren traditionelle<br />

kulturelle Identität von Bedeutung sind (z. B.<br />

Gebiete mit religiöser oder spiritueller Bedeutung).<br />

5.4.3<br />

Konkurrenz des Energiepflanzenanbaus<br />

mit der Erhaltung biologischer Vielfalt in<br />

Kulturlandschaften<br />

Intensivierung der Anbausysteme<br />

Mehr als drei Viertel der eisfreien Landfläche der<br />

Erde sind stark vom Menschen beeinflusste Biome,<br />

in denen anthropogene Ökosysteme, z. B. der Land-<br />

<strong>und</strong> Forstwirtschaft, mit natürlichen oder naturnahen<br />

Ökosystemen zu einem Mosaik verwoben sind,<br />

in denen ein großer Teil der biologischen Vielfalt zu<br />

finden ist (Ellis <strong>und</strong> Ramankutty, 2008; Kap. 4.2). Die<br />

gesteigerte Nachfrage nach Agrarprodukten wird<br />

neben der Ausweitung der Nutzflächen vor allem<br />

durch die Intensivierung auf den bestehenden Flächen<br />

befriedigt werden (Tilman et al., 2002).<br />

Die verstärkte Nutzung von Energiepflanzen wird<br />

diesen Trend zur Intensivierung verschärfen. Zum<br />

einen sind viele der heute verwendeten <strong>Bioenergie</strong>anbausysteme<br />

intensive Monokulturen, mit denen<br />

unter großem Einsatz an Agrartechnologie, Agrochemikalien<br />

(Düngemitteln, Pestiziden), Energie <strong>und</strong><br />

zunehmend auch Bewässerung hohe Ernten erzielt<br />

werden sollen (Kap. 7.1). Zum anderen kann durch<br />

die zusätzliche Nachfrage nach Kulturland für <strong>Bioenergie</strong>anbau<br />

durch Verschiebungseffekte auf anderen<br />

Flächen die Intensivierung verschärft werden,<br />

ähnlich wie auch die Ausweitung der <strong>Landnutzung</strong><br />

indirekt durch Energiepflanzenanbau verursacht<br />

werden kann (Kap. 5.4.2). Intensivierung bedeutet<br />

häufig, dass kleinräumige, diverse, eher extensiv<br />

ausgerichtete Kulturlandschaft mit vergleichsweise<br />

hoher biologischer Vielfalt in großflächige, biologisch<br />

verarmte Monokulturen umgestaltet wird. Bei<br />

diesem Prozess ist der Verlust biologischer Vielfalt,<br />

genetischer Sortenvielfalt <strong>und</strong> kultureller Tradition<br />

häufig eng miteinander verwoben (FAO, 1996). Ein<br />

auch noch so gut funktionierendes, wohl ausgebautes<br />

Schutzgebietssystem kann diesen Verlust der biologischen<br />

Vielfalt nicht stoppen, wenn die <strong>Landnutzung</strong><br />

in der umgebenden Kulturlandschaft nicht nachhaltig<br />

ist (MA, 2005a).<br />

Die vielfältigen Risiken der Intensivierung für<br />

biologische Vielfalt können direkt <strong>und</strong> indirekt<br />

durch vermehrten Anbau von Energiepflanzen ausgelöst<br />

werden:<br />

• Zerstörung <strong>und</strong> Fragmentierung natürlicher Ökosysteme<br />

in der Landschaft: Bei der Umwandlung<br />

in Agrarlandschaften mit großflächigen Monokulturen<br />

werden häufig die z. T. kleinskaligen Gebiete<br />

mit hohem Naturschutzwert zerstört (z. B. Saum-<br />

<strong>und</strong> Strukturelemente in der Kulturlandschaft,<br />

Pufferzonen zu Schutzgebieten <strong>und</strong> natürlichen<br />

Ökosystemen) <strong>und</strong> damit biologische Vielfalt<br />

zusätzlich gefährdet (MA, 2005a).<br />

• Risiken durch Verlust von Agrobiodiversität: Die<br />

Umwandlung kleinskaliger, biodiverser Anbausysteme<br />

in großflächige Monokulturen kann<br />

den Verlust an Agrobiodiversität bedeuten, die<br />

wesentliche Ökosystemleistungen für eine <strong>nachhaltige</strong><br />

Landwirtschaft erbringt (Bestäubung,<br />

Nährstoffrecycling, Erosionsschutz usw.). Diese<br />

Form der Intensivierung ist mit einer genetischen<br />

Erosion der Sortenvielfalt verb<strong>und</strong>en (Phillips<br />

<strong>und</strong> Stolton, 2008).<br />

• Risiken durch Überdüngung <strong>und</strong> Eutrophierung:<br />

Verstärkte Bodenbarbeitung, Erosion <strong>und</strong> Sedimentaustrag<br />

führen zu Gefährdungen natürlicher<br />

Ökosysteme, die z. T. weit entfernt sein können.<br />

Zum Beispiel ist das von US-amerikanischem<br />

Ackerland abfließende Wasser stark mit Nährstoffen<br />

belastet, die über den Mississippi in den<br />

Golf von Mexiko transportiert werden <strong>und</strong> dort<br />

zu großen anoxischen „toten“ Zonen am Meeresboden<br />

führen (Donner <strong>und</strong> Kucharik, 2008; Diaz<br />

<strong>und</strong> Rosenberg, 2008).<br />

• Risiken durch Pestizidbelastung: Ohne die Einhaltung<br />

von Grenzwerten für Pestizidnutzung <strong>und</strong><br />

eine <strong>nachhaltige</strong> Bewirtschaftung gemäß integriertem<br />

Pflanzenschutz (SRU, 2007) kann der<br />

Eintrag <strong>und</strong> die Akkumulation von Schadstoffen<br />

zu erheblicher Gefährdung biologischer Vielfalt<br />

führen.<br />

• Risiken durch Übernutzung von Wasserressourcen:<br />

Vor allem Bewässerungskulturen einjähriger<br />

Energiepflanzen haben einem großen Wasserbedarf<br />

(Kap. 5.6). Eine Übernutzung lokaler Wasserressourcen<br />

für die Landwirtschaft geht häufig mit<br />

Verlust von Feuchtgebieten einher. Feuchtgebiete<br />

beherbergen eine überdurchschnittliche Diversität<br />

<strong>und</strong> sind gleichzeitig überdurchschnittlich von

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