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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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62 5 Nutzungskonkurrenzen<br />

telpreise Armut mildern, da das Einkommen vieler<br />

Agrarproduzenten steigt <strong>und</strong> höhere Preise Anreize<br />

zur Produktionsausdehnung <strong>und</strong> damit Einkommensgenerierung<br />

bilden (Kasten 8.2-3). Eine ganze<br />

Reihe von Faktoren hat zu den gegenwärtig beobachtbaren,<br />

starken Preisanstiegen bei Nahrungsmitteln<br />

(2007/2008) beigetragen, wobei die jeweilige<br />

Bedeutung dieser Faktoren <strong>und</strong> die langfristige<br />

Preisentwicklung umstritten sind <strong>und</strong> noch genauer<br />

untersucht werden müssen (Kap. 5.2.5.2). Angesichts<br />

von global r<strong>und</strong> 5 Mrd. ha landwirtschaftlicher Flächen<br />

(davon 1,5 Mrd. ha Ackerflächen; Kap. 4.2.2),<br />

einschließlich Weideland, ist die für den Anbau von<br />

Energiepflanzen genutzte Fläche mit derzeit global<br />

etwa 20 Mio. ha relativ gering (Faaij, 2008). Wenn<br />

allerdings der weltweite <strong>Bioenergie</strong>boom immer<br />

mehr landwirtschaftliche Flächen beansprucht,<br />

könnte er zu einem kritischen Faktor für die globale<br />

Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittelproduktion werden.<br />

5.2.2<br />

Steigendes Angebot <strong>und</strong> Nachfrage nach Nahrung<br />

Bisher ist das weltweite Bevölkerungswachstum der<br />

größte Einflussfaktor auf die Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittelnachfrage.<br />

Derzeit leben schätzungsweise 6,6<br />

Mrd. Menschen auf der Erde, davon etwa 80 % in Entwicklungsländern<br />

(FAOSTAT, 2006). Bis 2030 wird<br />

die Weltbevölkerung auf ca. 8,3 Mrd. <strong>und</strong> bis 2050<br />

auf ca. 9,2 Mrd. Menschen ansteigen (UNPD, 2006).<br />

Bereits bis 2030 müsste die globale Nahrungsmittelproduktion<br />

um r<strong>und</strong> 50 % gesteigert werden, um eine<br />

Zunahme von Ernährungsunsicherheit zu vermeiden<br />

(OECD, 2008).<br />

Daneben stellen der Wandel der Ernährungsgewohnheiten<br />

in Folge von Verstädterung, steigender<br />

Einkommen sowie von damit verb<strong>und</strong>ener Änderungen<br />

des Lebensstils weitere wichtige Einflussgrößen<br />

dar (von Koerber et al., 2008). In Industrieländern<br />

leben schon heute ungefähr drei Viertel der<br />

Bevölkerung in städtischen Gebieten, in Entwicklungsländern<br />

sind es knapp die Hälfte. Bis zum Jahr<br />

2030 wird die städtische Bevölkerung weiter wachsen.<br />

Im globalen Durchschnitt werden dann 60 %<br />

der gesamten Weltbevölkerung in Städten leben, ein<br />

weiterer Anstieg wird erwartet (UNPD, 2006). Die<br />

Ernährung der städtischen Bevölkerung beinhaltet<br />

gegenüber ländlichen Ernährungsgewohnheiten tendenziell<br />

mehr helle Mehle, Fett, Zucker sowie verarbeitete<br />

Nahrungsmittel (Mendez <strong>und</strong> Popkin, 2004).<br />

Die für Städte typischen Angebotsstrukturen (z. B.<br />

Supermärkte, Schnellrestaurants) unterstützen diese<br />

Trends (Popkin, 2006).<br />

Das verfügbare Einkommen ist für die Nahrungsmittelnachfrage<br />

ebenfalls sehr wichtig. In den<br />

nächsten 30 Jahren werden die realen Einkommen<br />

in Entwicklungsländern voraussichtlich um durchschnittlich<br />

2 % pro Jahr steigen, in den am wenigsten<br />

entwickelten Ländern wird sogar ein Wachstum<br />

von 4 % erwartet (Schmidhuber <strong>und</strong> Shetty, 2005).<br />

Höhere Einkommen bedeuten zumeist eine vielfältigere<br />

Ernährung, einen erhöhten Verzehr hochwertiger<br />

Nahrungsmittel sowie von stärker verarbeiteten<br />

Erzeugnissen <strong>und</strong> Fertiggerichten (FAO, 2007b).<br />

Vor allem bei Fleisch <strong>und</strong> anderen tierischen Nahrungsmitteln<br />

ist mit steigender Nachfrage zu rechnen<br />

(Keyzer et al., 2005). Ist schließlich ein hohes Einkommensniveau<br />

erreicht, stagnieren (bei konstanter<br />

Bevölkerungsgröße) die Zuwächse beim Konsum<br />

tierischer Nahrungsmittel <strong>und</strong> es tritt eine Sättigung<br />

des Marktes ein (Delgado et al., 1999; Keyzer<br />

et al., 2005).<br />

Im weltweiten Durchschnitt hat sich die Kalorienverfügbarkeit<br />

in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich<br />

durch die Steigerung der Flächenproduktivität<br />

verbessert (Kap. 5.2.4.1). Allerdings wurde damit das<br />

Problem einer sehr unzureichenden Verteilung nicht<br />

gelöst. Von 1970 bis 2000 erhöhte sich die durchschnittliche<br />

Nahrungsenergieversorgung von r<strong>und</strong><br />

2.400 auf 2.800 kcal pro Person <strong>und</strong> Tag (Tab. 5.2-1).<br />

Während in den 1960er Jahren 57 % der Weltbevölkerung<br />

weniger als 2.200 kcal pro Person <strong>und</strong> Tag zur<br />

Verfügung hatten, trifft dies heute nur noch auf ungefähr<br />

10 % der Menschen zu (FAO, 2003b). Diese Fortschritte<br />

wurden vor allem in den Entwicklungsländern<br />

erzielt <strong>und</strong> hängen stark von Erfolgen in einigen<br />

bevölkerungsreichen Regionen wie etwa Ostasien<br />

ab. So hat sich z. B. in China die Kalorienverfügbarkeit<br />

in kurzer Zeit sehr stark erhöht <strong>und</strong> nähert sich<br />

dem Niveau der Industrienationen an (FAO, 2006b;<br />

FAOSTAT, 2008a).<br />

In anderen Regionen, wie z. B. Afrika südlich der<br />

Sahara, konnte die Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />

hingegen seit den 1970er Jahren nicht nennenswert<br />

verbessert werden. Nur einzelne Länder (z. B.<br />

Nigeria, Ghana oder Benin) steigerten ihre Versorgung<br />

auf über 2.400 kcal pro Person <strong>und</strong> Tag (FAO,<br />

2006b).<br />

Die FAO erwartet, dass 2050 r<strong>und</strong> 90 % der Weltbevölkerung<br />

in Ländern mit einer durchschnittlichen<br />

Kalorienverfügbarkeit von über 2.700 kcal<br />

pro Person <strong>und</strong> Tag leben. Heute liegt dieser Wert<br />

bei etwa 51 %, vor 30 Jahren waren es nur ca. 4 %<br />

(FAO, 2006b). Die von der FAO berechnete Kalorienverfügbarkeit<br />

ist allerdings ein rein kalkulatorischer<br />

Wert, der sich aus den Länderdaten zu Produktion<br />

<strong>und</strong> Handel mit Nahrungsmitteln sowie der<br />

Bevölkerungszahl errechnet. Da der Zugang zu Nahrung<br />

jedoch innerhalb von Ländern sehr unterschiedlich<br />

verteilt ist, bleibt auch in Entwicklungsländern<br />

mit einer im Durchschnitt scheinbar ausreichenden

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