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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Kasten 7.1-2<br />

Ölpalme (Elaeis guineensis Jacq.)<br />

Die Ölpalme stammt ursprünglich aus Afrika <strong>und</strong> wird<br />

heute im tropischen Amerika <strong>und</strong> Südostasien kultiviert.<br />

Als feuchttropisches Gewächs ist die Ölpalme auf<br />

100 mm Niederschlag monatlich <strong>und</strong> eine durchschnittliche<br />

Temperatur von 24–28°C angewiesen (Minimaltemperatur<br />

15°C, Trockenzeit höchstens drei Monate).<br />

Die mehrjährige Pflanze wird bis zu 30 m hoch <strong>und</strong><br />

trägt Fruchtstände von bis zu 50 kg mit mehreren tausend<br />

Früchten. Geerntet werden kann ab dem fünften<br />

Jahr, volle Ernten werden ab dem 12.–15. Jahr erreicht.<br />

Die Pflanzen können ein Alter von 80 Jahren erreichen.<br />

Nach der Ernte werden die schnellverderblichen<br />

Früchte sofort mit Wasserdampf behandelt, um ein Fett<br />

spaltendes Enzym zu zerstören. Aus dem orangefarbigen<br />

Fruchtfleisch wird das Palmöl gewonnen, aus den<br />

Kernen das Palmkernöl. Der Ertrag an Palmöl aus dem<br />

Fruchtfleisch liegt bei 2,5–5 t pro ha <strong>und</strong> Jahr (Lieberei<br />

et al., 2007).<br />

Foto: Frank Krämer, GTZ<br />

Ölpalmplantagen wurden für Gebiete mit Moorböden<br />

erteilt. Die Produktion von 1 t Palmöl verursacht<br />

damit 10–30 t CO 2 -Emissionen, die durch die Oxidation<br />

der organischen Böden bei der Trockenlegung<br />

entstehen (Feuer nicht mit eingerechnet; Hooij er et<br />

al., 2006).<br />

Durch die Zerstörung der Urwälder geht zudem<br />

der Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten<br />

verloren (Kap. 5.4). In Sumatra sind drei Viertel<br />

der heimischen Fledermausarten verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

weniger als 10 % aller Vögel <strong>und</strong> Säugetiere der Primärwälder<br />

finden in den Plantagen neuen Lebensraum<br />

(Stone, 2007). Weiter entstehen bei der Verarbeitung<br />

der Ölpalmenfrüchte in Ölmühlen Abwässer,<br />

die bei der traditionellen Aufbereitung ebenfalls<br />

die Umwelt belasten. Die sehr nährstoffreichen<br />

Abwässer werden in große Teiche geleitet, wo der<br />

Abbau der organischen Verbindungen unter anaeroben<br />

Bedingungen zu hohen Methanemissionen führt,<br />

wenn das Methan nicht z. B. in Biogasanlagen genutzt<br />

Anbausysteme zur Produktion von Biomasse für Energiezwecke 7.1<br />

werden. Für die Produktion von 1 t Palmöl entstehen<br />

so zusätzliche THG-Emissionen von 756 kg CO 2 eq<br />

(Schuchardt, 2007).<br />

Um diese enormen CO 2 -Emissionen zu verhindern<br />

<strong>und</strong> biologische Vielfalt zu erhalten, ist es notwendig,<br />

dass keine weiteren Sumpfwälder auf Moorböden<br />

zerstört werden (Hooijer et al., 2006). Wo möglich,<br />

sollten die Moorböden renaturiert werden. Im Hinblick<br />

auf die CO 2 -Einsparung ist die Ölpalmenproduktion<br />

auf marginalem Land am effektivsten (Kap.<br />

7.3). Durch <strong>nachhaltige</strong> Bewirtschaftung der Plantagen<br />

(z. B. mit einem verbesserten Wassermanagement)<br />

<strong>und</strong> eine verbesserte Aufbereitung des Palmöls<br />

können ebenfalls erhebliche Mengen an Energie<br />

<strong>und</strong> THG-Emissionen gespart werden (WWF, 2007).<br />

Das bei der Verarbeitung der Ölpalmfrüchte anfallende,<br />

nährstoffreiche Abwasser kann zusammen<br />

mit den leeren <strong>und</strong> zerkleinerten Fruchtständen in<br />

Biogasanlagen genutzt werden (Schuchardt, 2007).<br />

Dadurch gehen die Nährstoffe nicht verloren, <strong>und</strong> es<br />

werden kaum Methan <strong>und</strong> Lachgas freigesetzt.<br />

Jatropha<br />

Das ölhaltige Wolfsmilchgewächs Jatropha curcas<br />

(auch: Purgiernuss) wird vielfach als neue „W<strong>und</strong>erpflanze“<br />

für die Produktion von Biodiesel genannt.<br />

Diese tropische Pflanze ist relativ anspruchslos,<br />

wächst in semiariden <strong>und</strong> ariden Gebieten, aber auch<br />

in Gegenden mit höheren Niederschlägen (200–<br />

1.500 mm pro Jahr) <strong>und</strong> kommt auch auf nährstoffarmen<br />

Böden vor (Kasten 7.1-3). Der hohe Ölgehalt<br />

der Purgiernüsse <strong>und</strong> der durch die tiefen Wurzeln<br />

bedingte Erosionsschutz macht die Pflanze für<br />

die Biodieselproduktion auf marginalen Flächen in<br />

tropischen Gebieten interessant (Openshaw, 2000;<br />

Augustus et al., 2002; Wiesenhütter, 2003; Sirisomboon<br />

et al., 2007).<br />

Obwohl die Pflanze schon lange sehr vielseitig<br />

z. B. als Umzäunung, zur Bodenstabilisierung, in<br />

der traditionellen Human- <strong>und</strong> Tiermedizin, zur Seifenherstellung<br />

<strong>und</strong> als Dünger genutzt wird, steht<br />

ihre Erforschung noch ziemlich am Anfang. Jatropha<br />

wurde nicht wie andere Ackerpflanzen domestiziert.<br />

Die heute verwendete Pflanze ist eine Wildform,<br />

die erst seit wenigen Jahren züchterisch optimiert<br />

wird (Rosegrant <strong>und</strong> Cavalieri, 2008). Für eine<br />

rentable Produktion müssen zuerst neue Zuchtsorten<br />

entwickelt werden, da die Ernteerträge der Wildform<br />

stark variieren <strong>und</strong> schlecht abschätzbar sind<br />

(Fairless, 2007). Jatropha gilt als relativ wenig anfällig<br />

für Krankheiten <strong>und</strong> Schädlingsbefall <strong>und</strong> wird ihres<br />

giftigen Milchsaftes wegen vom Vieh (inkl. Ziegen)<br />

nicht verbissen (Augustus et al., 2002; Wiesenhütter,<br />

2003). Die bei der Gewinnung von Öl anfallenden<br />

Pressrückstände der Pflanze sind ebenfalls als Futter<br />

ungeeignet <strong>und</strong> werden als Dünger <strong>und</strong> zur biolo-<br />

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