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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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ausmacht, schon 15,6 Gt C oder fast 24 % der globalen<br />

NPP (Haberl et al., 2007). Von dieser vom Menschen<br />

genutzten Biomasse (auch HANPP: Human<br />

Appropriation of Terrestrial Net Primary Produc-<br />

tion; ; Imhoff et al., 2004) werden 58 % als Futtermit- Futtermit-<br />

tel <strong>und</strong> nur 12 % als direkte Nahrung genutzt. Weitere<br />

20 % dienen als Rohstoffe <strong>und</strong> 10 % als Brennholz<br />

(Krausmann et al., 2007).<br />

Aber auch der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft<br />

ist durch <strong>Landnutzung</strong>sänderungen stark<br />

verändert <strong>und</strong> liegt heute bereits höher als in allen<br />

anderen Wirtschaftssektoren (MA, 2005b). So werden<br />

in Niedriglohnländern 87 % des entnommenen<br />

Wassers für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, in<br />

Ländern mittleren Lohnniveaus 74 % <strong>und</strong> in Ländern<br />

mit hohem Lohnniveau nur 30 % (World Bank,<br />

2003). Zur Zeit gibt es 276 Mio. ha bewässerte Landwirtschaftsflächen<br />

(FAOSTAT, 2006), was einem<br />

fünffachen Anstieg seit Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

entspricht. Mit steigendem Bedarf an Bewässerung<br />

wird Wassermanagement zu einem wichtigen<br />

Thema. Zudem sind durch den Klimawandel weitere<br />

Probleme, vor allem mit der Nahrungsmittelproduktion,<br />

absehbar. Global gesehen sind etwa 3,6 Mrd. ha<br />

(ungefähr 27 % der Landfläche) zu trocken für niederschlagsbewässerte<br />

Landwirtschaft. Berücksichtigt<br />

man die Wasserverfügbarkeit, sind nur etwa 1,8 %<br />

dieser trockenen Zonen dafür geeignet, Getreideanbau<br />

mit Bewässerung zu betreiben (Fischer et al.,<br />

2002). Gemäß FAO wird die jährliche Zuwachsrate<br />

der landwirtschaftlichen Produktion daher voraussichtlich<br />

im Zeitraum 2000–2015 von 2,2 % auf 1,6 %,<br />

2015–2030 auf 1,3 % <strong>und</strong> 2030–2050 auf 0,8 % sinken<br />

(FAO, 2006b). Verglichen mit der Periode 1999–2001<br />

bedeutet dies dennoch einen Anstieg der globalen<br />

Getreideproduktion um 55 % bis 2030 <strong>und</strong> um 80 %<br />

bis 2050. Dafür müssten allerdings weitere 185 Mio.<br />

ha niederschlagsbewässerter (+19 %) <strong>und</strong> 60 Mio.<br />

ha bewässerter Landfläche (+30 %) für den Anbau<br />

von Getreide herangezogen werden. Durch den prognostizierten<br />

Rückgang der Wasserverfügbarkeit in<br />

manchen Regionen durch den Klimawandel könnten<br />

diese Gebiete (wie etwa das Mittelmeerbecken, Zentralamerika<br />

<strong>und</strong> die subtropischen Regionen Afrikas<br />

<strong>und</strong> Australiens) jedoch für niederschlagsbewässerte<br />

Landwirtschaft zu trocken werden (Easterling et al.,<br />

2007). Zusätzlich zu klimabedingten, regionalen Problemen<br />

der Wasserverfügbarkeit weisen Scanlon et<br />

al. (2007) darauf hin, dass die Auswirkungen vergangener<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderungen auf den Wasserhaushalt<br />

in vielen Gebieten auf Gr<strong>und</strong> zeitverzögerter<br />

Ökosystemantworten (z. B. Gr<strong>und</strong>wassererneuerung,<br />

Wasserqualität) bisher noch nicht sichtbar<br />

wurden <strong>und</strong> in der Zukunft zu Wassernutzungskonkurrenzen<br />

führen können.<br />

Globale Landbedeckung <strong>und</strong> <strong>Landnutzung</strong> 4.2<br />

4.2.3<br />

Der Einfluss von <strong>Landnutzung</strong>sänderungen auf<br />

Ökosystemleistungen<br />

Durch landschaftliche Eingriffe des Menschen verändern<br />

sich mit Änderung der biologischen Vielfalt<br />

viele Ökosystemleistungen, von der Kohlenstoffspeicherung<br />

im Boden <strong>und</strong> in der Vegetation über die<br />

Emissionen von Treibhausgasen bis hin zur Erosionskontrolle<br />

<strong>und</strong> ästhetischen Aspekten. Vor allem<br />

die biologische Vielfalt (oder Biodiversität) wird von<br />

den <strong>Landnutzung</strong>sänderungen, die im Hinblick auf<br />

die <strong>Bioenergie</strong>nutzung relevant sind, stark beeinflusst<br />

(Kap. 5.4). Im Folgenden werden die Auswirkungen<br />

von <strong>Landnutzung</strong>sänderungen verschiedener<br />

Ökosystemtypen auf die Kohlenstoffspeicherung,<br />

die Treibhausgas emissionen <strong>und</strong> die biologische<br />

Vielfalt angesprochen.<br />

4.2.3.1<br />

Konversion von Wald<br />

Für die Nutzung von <strong>Bioenergie</strong> – wie auch für die<br />

landwirtschaftliche Nutzung überhaupt – wurden<br />

<strong>und</strong> werden die benötigten Flächen häufig aus ehemaligen<br />

Waldflächen rekrutiert (Kap. 4.2.1). Zudem<br />

nehmen in der Diskussion um <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

Wälder aufgr<strong>und</strong> des potenziellen Verlusts der größten<br />

Kohlenstoffspeicher <strong>und</strong> -senken innerhalb der<br />

terrestrischen Biosphäre einen zentralen Platz ein.<br />

R<strong>und</strong> 20 % aller anthropogenen CO 2 -Emissionen<br />

werden durch die Rodung von Wäldern verursacht<br />

(IPCC, 2007b). Die CO 2 -Emissionsrate durch Waldverluste<br />

in den 1990er Jahren wird auf durchschnittlich<br />

1,6 (0,5–2,7) Gt C pro Jahr geschätzt (Cramer<br />

et al., 2004; IPCC, 2007a). Die FAO (2006c) geht im<br />

Zeitraum 1990–2005 von einer jährlichen Abnahme<br />

des Kohlenstoff vorrats in der lebenden Biomasse<br />

von Wäldern sogar von 4 Gt aus.<br />

Global speichern Wälder heute schätzungsweise<br />

638 Gt C, wobei ungefähr die Hälfte in der lebenden<br />

Biomasse <strong>und</strong> im Totholz (MA, 2005b), die andere<br />

Hälfte im Boden <strong>und</strong> der Streuauflage geb<strong>und</strong>en ist<br />

(FAO, 2006c). Dies entspricht ungefähr 40 % des in<br />

der terrestrischen Biosphäre vorhandenen Kohlenstoffs<br />

(Matthews et al., 2000). Bei einer Nutzungsänderung<br />

von Wald zu <strong>Bioenergie</strong>anbau müssten die<br />

dadurch entstandenen Kohlenstoffverluste also erst<br />

kompensiert werden, bevor die Treibhausgasbilanz<br />

der <strong>Bioenergie</strong> positiv werden könnte (Kap. 6.4.3.3).<br />

Dabei muss berücksichtigt werden, dass es sich nicht<br />

nur um Kohlenstoff in der Biomasse, sondern auch<br />

im Boden handelt. Während in Südamerika, vor<br />

allem im tropischen Regenwald, etwa ein Drittel des<br />

gesamten Kohlenstoffs im Boden gespeichert wird,<br />

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