Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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110 6 Modellierung des globalen Potenzials von Energiepflanzen<br />
sertem Anbau unterschieden, wobei für den letzteren<br />
ein Anteil von 10 % bewässerter Anbauflächen<br />
angenommen wird. Zur Erläuterung: Der Anteil derzeit<br />
bewässerter Flächen an den gesamten Agrarflächen<br />
(Äcker <strong>und</strong> Weiden) ist regional sehr unterschiedlich.<br />
Die Wert reichen von 0,5 % in Afrika südlich<br />
der Sahara über 2,6 % in der ehemaligen Sowjetunion,<br />
4,7 % in Nordamerika, 6,1 % in Europa bis<br />
zu 25,8 % in Südostasien <strong>und</strong> Indien, mit einem globalen<br />
Mittelwert von 5,4 % (Portmann et al., 2008).<br />
Der bewässerte Anteil der Ackerflächen ist höher;<br />
er lag 1998 bei etwa 16,9 %, bis 2030 geht die FAO<br />
von einer Steigerung auf etwa 18,0 % aus (Faurès et<br />
al., 2000). Da aber in der Modellierung der Anbau<br />
von Energiepflanzen nicht auf bereits erschlossenen<br />
Ackerflächen erfolgen soll, <strong>und</strong> die zur Verfügung<br />
stehenden Flächen zudem zu einem erheblichen Teil<br />
in Entwicklungsländern liegen, hält der WBGU –<br />
auch angesichts des in vielen Regionen nicht ausreichen<br />
zur Verfügung stehenden Wassers – einen Flächenanteil<br />
von maximal 10 % für den bewässerten<br />
Anbau für realistisch.<br />
6.4.3<br />
Szenarien zur Berechnung der Biomassepotenziale<br />
Das globale Potenzial für <strong>Bioenergie</strong> ergibt sich aus<br />
den modellierten potenziellen Erträgen sowie der zur<br />
Verfügung stehenden Fläche für den Anbau der Biomasse.<br />
Dem Leitplankenansatz des WBGU (Kap. 3)<br />
folgend wurde ein szenarienbasierter Ansatz für die<br />
Analyse der Möglichkeiten einer <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />
gewählt. Dabei lassen sich drei<br />
Hauptfaktoren unterscheiden, die entscheidend sein<br />
sollten für Größe <strong>und</strong> Verteilung von Anbauflächen<br />
für Energiepflanzen in den kommenden Jahrzehnten:<br />
der Flächenbedarf der Nahrungsmittelproduktion,<br />
benötigte Flächen für den Naturschutz sowie<br />
die Treibhausgasbilanz des notwendigen <strong>Landnutzung</strong>swandels.<br />
6.4.3.1<br />
Szenarien zur Sicherung der<br />
Nahrungsmittelproduktion<br />
Die Abschätzung von zusätzlichem Flächenbedarf<br />
für die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion<br />
ist problematisch, da dieser maßgeblich von der<br />
Bevölkerungsentwicklung, den Ernährungsgewohnheiten<br />
sowie vom technologischen Fortschritt der<br />
Agrarproduktion abhängt. Die künftige Entwicklung<br />
dieser Parameter ist nur unzulänglich bekannt.<br />
Es wird jedoch als unwahrscheinlich erachtet, dass<br />
bislang für die Nahrungsmittelproduktion genutzte<br />
Flächen für den Anbau von Energiepflanzen genutzt<br />
werden können (Kap. 5.2).<br />
In den vorliegenden Modellrechnungen werden<br />
daher zwei Szenarien für den Flächenbedarf der<br />
Nahrungsmittelproduktion unterschieden:<br />
Szenario A (hoher Agrarflächenbedarf): Dieses<br />
Szenario folgt einer Prognose der Food and Agriculture<br />
Organization (FAO) der Vereinten Nationen, die<br />
bis zum Jahr 2030 die Notwendigkeit einer Ausweitung<br />
der für die weltweite Nahrungsmittelproduktion<br />
verwendeten Flächen um 120 Mio. ha vorhersagt<br />
(FAO, 2003a). In diesem Szenario werden also<br />
die bestehenden, für die Nahrungsmittelproduktion<br />
verwendeten Flächen sowie zusätzliche 120 Mio. ha<br />
der produktivsten Flächen für den Anbau von Energiepflanzen<br />
ausgeschlossen.<br />
Szenario B (geringer Agrarflächenbedarf): Das<br />
weniger restriktive Szenario B geht davon aus, dass<br />
die bestehenden Flächen für die Nahrungsmittelproduktion<br />
auch in Zukunft zur Ernährung der Weltbevölkerung<br />
ausreichen <strong>und</strong> nicht für den Anbau von<br />
Energiepflanzen verwendet werden.<br />
Die ausgeschlossenen Flächen für beide Szenarien<br />
sind in Abbildung 6.4-2 dargestellt.<br />
6.4.3.2<br />
Szenarien zum Naturschutz<br />
Der Ausschluss von Gebieten mit hohem Naturschutzwert<br />
folgt verschiedenen Szenarien zur Berücksichtigung<br />
von Gebieten hoher biologischer Vielfalt<br />
bzw. von Wildnisgebieten. Gr<strong>und</strong>sätzlich ausgeschlossen<br />
von jeglicher Nutzung sind zunächst einmal<br />
bestehende Schutzgebiete laut World Database<br />
on Protected Areas (WDPA, 2008), wie sie in Abbildung<br />
6.4-3 dargestellt sind.<br />
Zum zusätzlichen Ausschluss von Gebieten hoher<br />
Biodiversität, die bislang nicht unter Schutz stehen,<br />
werden vier verschiedene Indikatoren verwendet:<br />
• Biodiversity Hotspots (Mittermeier et al., 2004)<br />
sind Gebiete, in denen eine außergewöhnlich<br />
hohe Konzentration endemischer Arten überdurchschnittlich<br />
hohe Lebensraumverluste erleidet,<br />
• Endemic Bird Areas (Stattersfield et al., 1998)<br />
zeichnen sich durch eine große Konzentration von<br />
Vogelarten mit geringer geographischer Verbreitung<br />
aus,<br />
• Centers of Plant Diversity (WWF <strong>und</strong> IUCN, 1994)<br />
weisen entweder eine hohe Diversität von Pflanzenarten<br />
oder eine große Zahl endemischer Arten<br />
auf (oder beides),<br />
• Global 200 (Olson et al., 2001) schließlich ist eine<br />
Liste von mehr als 200 Land-, Süßwasser- oder<br />
Meeresökosystemen, die sich durch eine außer