Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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222 9 Nachhaltige Produktion von Biomasse <strong>und</strong> Nutzung von <strong>Bioenergie</strong>: Synthese<br />
vor allem die Batterien, die viel Energie speichern,<br />
dabei leicht sein <strong>und</strong> eine lange Lebensdauer haben<br />
sollen. Letztendlich schöpft nur die Kombination aus<br />
Elektroantrieb <strong>und</strong> direkt erzeugtem, erneuerbarem<br />
Strom aus Solar-, Wasser- <strong>und</strong> Windenergie das Effizienzpotenzial<br />
der Elektromobilität voll aus.<br />
Über die Elektromobilität erzielt die <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />
eine deutlich höhere Klimaschutzwirkung<br />
als die Beimischung von Biokraftstoffen zu im Verkehr<br />
genutzten fossilen Kraftstoffen. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> sollte den Nutzungspfaden, die aus <strong>Bioenergie</strong><br />
Strom <strong>und</strong> Wärme erzeugen, der Vorzug gegenüber<br />
der Nutzung von Biokraftstoffen im Mobilitätssektor<br />
gegeben werden. Der WBGU hält daher die<br />
Produktion von Biokraftstoffen für den Straßenverkehr<br />
in Industrieländern gr<strong>und</strong>sätzlich nicht für eine<br />
geeignete Klimaschutzoption. Der WBGU empfiehlt<br />
den raschen Ausstieg aus der Förderung von Biokraftstoffen<br />
für den Verkehr. Die Quoten zur Beimischung<br />
von Biokraftstoffen zu fossilen Kraftstoffen<br />
sollten eingefroren <strong>und</strong> innerhalb der nächsten drei<br />
bis vier Jahre ganz zurückgenommen werden.<br />
Biokraftstoffpfade mit tropischen, mehrjährigen<br />
Energiepflanzen wie Jatropha, Ölpalmen oder<br />
Zuckerrohr zeigen bei Anbau auf marginalem Land<br />
dagegen eine gute Klimaschutzwirkung bei moderaten<br />
Kosten. Die zusätzliche Speicherung von Kohlenstoff<br />
im Boden durch den Anbau sowie die Vermeidung<br />
indirekter <strong>Landnutzung</strong>sänderungen wirken<br />
sich positiv auf die Klimaschutzwirkung aus. Werden<br />
dieselben Pflanzen allerdings auf Ackerland angebaut<br />
<strong>und</strong> verursachen so indirekte <strong>Landnutzung</strong>sänderung,<br />
oder wird für den Anbau direkt Wald<br />
gerodet, so verursacht die Nutzung meist erhebliche<br />
Mehr emissionen gegenüber fossilen Kraftstoffen.<br />
Hier liegen also großer Nutzen <strong>und</strong> großer Schaden<br />
nahe beieinander (Kap. 7.3.2). Aufgr<strong>und</strong> der teilweise<br />
sehr niedrigen THG-Vermeidungskosten sind<br />
einige dieser Pfade auch für die Förderung durch internationale<br />
Klimaschutzinstrumente interessant.<br />
Da es heute noch keine etablierten Nachhaltigkeitsstandards<br />
für Biokraftstoffe aus tropischer Produktion<br />
gibt, sind Import <strong>und</strong> Nutzung dieser Biokraftstoffe<br />
problematisch. Nach Einführung entsprechender<br />
Standards <strong>und</strong> Zertifizierungsverfahren<br />
(Kap. 10.3) kann die Förderung des Import von<br />
Pflanzenölen <strong>und</strong> Bioethanol sinnvoll sein, wenn<br />
sichergestellt werden kann, dass sie die Förderkriterien<br />
erfüllen (Kap. 10.3.1.2). Um eine größtmögliche<br />
Klimaschutzwirkung zu erzielen, ist auch nach Vorliegen<br />
des Nachweises der Nachhaltigkeit bei diesen<br />
Biokraftstoffen die Verwendung in KWK-Anlagen<br />
bzw. für die Stromerzeugung der Nutzung für die<br />
Mobilität vorzuziehen, wenn dadurch Kohle substituiert<br />
wird. So kann z. B. in Brasilien Bioethanol aus<br />
<strong>nachhaltige</strong>m Zuckerrohranbau auch in effizienten<br />
GuD-Kraftwerken zur kombinierten Erzeugung von<br />
Strom <strong>und</strong> Wärme eingesetzt werden.<br />
Biomethan<br />
Biomethan kann als viel versprechende Zukunftsoption<br />
eingestuft werden (Kasten 7.2-2). Biomethan,<br />
das durch Vergärung feuchter Biomasse hergestellt<br />
wird, ist bereits heute eine sehr kostengünstige Klimaschutzoption,<br />
wenn es etwa in BHKW zum Ersatz<br />
von Kohle eingesetzt wird. Verfahren zur Produktion<br />
von Biomethan aus fester Biomasse über die Vergasung<br />
sind heute vergleichsweise teuer, der WBGU<br />
erwartet hier aber zukünftig eine deutliche Kostenreduktion.<br />
Über beide Pfade der Biomethanherstellung<br />
lassen sich beim Einsatz zur Stromerzeugung<br />
hohe absolute Treibhausgasminderungen bezogen<br />
auf die eingesetzte Menge an Biomasse erzielen, die<br />
mit anderen Strompfaden (etwa der Mitverbrennung<br />
in Kohlekraftwerken oder dem Einsatz von Hackschnitzeln<br />
in Heizkraftwerken) vergleichbar sind.<br />
Darüber hinaus ist es bei beiden Verfahren der Biomethanproduktion<br />
notwendig, CO 2 aus dem Bio- bzw.<br />
Produktgas abzutrennen. Sollte sich die Möglichkeit<br />
ergeben, dieses CO 2 zukünftig auf <strong>nachhaltige</strong> Weise<br />
einzulagern, mindert dies die spezifischen Emissionen<br />
der Biomethanpfade, so dass sich die Klimaschutzwirkung<br />
weiter erhöht. Zu den Anforderungen<br />
an eine <strong>nachhaltige</strong> Sequestrierung hat der WBGU<br />
an anderer Stelle Empfehlungen gegeben (WBGU,<br />
2006). Biomethan lässt sich einfach über das Erdgasnetz<br />
transportieren <strong>und</strong> kann so einerseits Nutzern<br />
zugeführt werden, denen eine optimale Abwärmenutzung<br />
bei der KWK möglich ist, oder das Biomethan<br />
kann auch aus dezentralen Anlagen gesammelt<br />
<strong>und</strong> der höchsteffizienten Nutzung in großen<br />
GuD-Anlagen zugeführt werden.<br />
9.2.2<br />
Energiearmut<br />
Die Überwindung der Energiearmut vor allem in<br />
den ländlichen Regionen der Entwicklungsländer,<br />
aber auch in urbanen Räumen, ist eine entscheidende<br />
Voraussetzung für die Armutsbekämpfung<br />
insgesamt. Die Überwindung von Energiearmut<br />
bedeutet, dass Wahlmöglichkeiten beim Zugang<br />
zu erschwinglichen, zuverlässigen, qualitativ hochwertigen,<br />
sicheren, ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklichen<br />
<strong>und</strong> umweltschonenden Energiedienstleitungen zur<br />
Befriedigung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse geschaffen werden<br />
müssen, vor allem durch Zugang zu Elektrizität<br />
<strong>und</strong> Gas (WBGU, 2003a; Kap. 2.2.2). Für ländliche<br />
Räume bieten sich für die Wärme- <strong>und</strong> Stromgewinnung<br />
vor allem klein- bis mittelskalige, netzunabhängige<br />
Technologien an. Sie bieten einen großen Hebel,