Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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174 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />
7.2.5<br />
Ökonomische Analyse <strong>und</strong> Bewertung der<br />
Konversionsverfahren<br />
7.2.5.1<br />
Gestehungskosten moderner<br />
Konversionsverfahren<br />
Die Gestehungskosten traditioneller Konversionsverfahren<br />
wie des einfachen Holzherds sind schwierig<br />
zu erfassen. Weder die Investitionskosten noch<br />
die Brennstoffkosten sind eindeutig zu ermitteln, was<br />
am Beispiel des einfachen Drei-Steine-Herds deutlich<br />
wird: Die Investitionskosten für einen solchen<br />
Herd sind nicht relevant <strong>und</strong> die Brennstoffkosten<br />
lediglich durch den Arbeitseinsatz geprägt. Aufgr<strong>und</strong><br />
der schwierigen Datenerfassung der Kosten traditioneller<br />
Konversionsverfahren wird in Kapitel 7.2.4<br />
ausschließlich auf die Kosten der modernen Nutzungspfade<br />
eingegangen, die in Tabelle 7.2-2 aufgeführt<br />
sind.<br />
Die Kosten der Bereitstellung von <strong>Bioenergie</strong>trägern<br />
haben einen Einfluss auf das wirtschaftliche<br />
Substitutionspotenzial biogener Energieträger<br />
für fossile Energieträger. Diese Kosten der vom<br />
WBGU betrachteten Pfade wurden von Müller-Langer<br />
et al. (2008) anhand eines Kostenkalkulationsmodells<br />
mittels der Annuitätenmethode nach VDI 2067<br />
<strong>und</strong> VDI 6025 (VDI, 2002a, b) ermittelt. Hierbei, <strong>und</strong><br />
ebenso bei den in Kapitel 7.3 vorgestellten Treibhausgasbilanzierungen,<br />
wurde die so genannte Allokationsmethode<br />
verwendet (Kasten 7.2-4). Die Kostenanalyse<br />
umfasst die <strong>Bioenergie</strong>pfade für Strom<br />
<strong>und</strong> Wärme einschließlich des Verbrennungsmotors<br />
bzw. der Heizung (BHKW) <strong>und</strong> für Mobilität „nur“<br />
bis zu Biokraftstoffen bzw. Bio(fahr)strom, exklusive<br />
des Verbrennungsmotors bzw. Pkw. Für die Mobilität<br />
sind deshalb zusätzlich zu den Kraftstoffgestehungskosten<br />
noch die Mehrkosten hinzugerechnet,<br />
die ein Erdgas- oder Elektro-Pkw verursacht.<br />
Die Annahmen zu finanzmathematischen Rahmenbedingungen,<br />
kapital- <strong>und</strong> betriebsgeb<strong>und</strong>enen Kosten<br />
sowie Erlösen sind in Müller-Langer et al. (2008)<br />
dargestellt. Als Bezugsjahr für alle Kostenrechnungen<br />
wurde aufgr<strong>und</strong> der Datenverfügbarkeit das<br />
Jahr 2005 gewählt, auch für diejenigen <strong>Bioenergie</strong>pfade,<br />
die technisch auf den Zeithorizont 2030 ausgelegt<br />
sind.<br />
In den Abbildungen 7.2-4a, b <strong>und</strong> c sind die Gestehungskosten<br />
für eine Energieeinheit Strom oder<br />
Wärme bzw. für einen Fahrzeugkilometer in €ct dargestellt.<br />
In der Stromerzeugung ist vor allem die Mitverbrennung<br />
von Biomasse in Kohlekraftwerken mit<br />
Stromgestehungskosten von ca. 4–5 €ct pro kWh<br />
Strom günstig <strong>und</strong> ökonomisch effizient, da fast<br />
keine Technologiekosten anfallen. Für diese Art der<br />
Stromerzeugung müssen keine eigenen <strong>Bioenergie</strong>anlagen<br />
gebaut, sondern es können bestehende<br />
Anlagen umgerüstet bzw. erweitert werden. Sehr<br />
hohe Gestehungskosten haben alle Technologien,<br />
die Brennstoffzellen verwenden. Ebenfalls teuer fallen<br />
alle Pfade mit Biomassevergasung oder mit Nutzung<br />
von Bioabfall aus. Relativ günstig ist hingegen<br />
die etablierte Technologie der Biogasanlagen<br />
zur Gewinnung von Biogas bzw. Biomethan, deren<br />
Gestehungskosten um ca. 10 €ct pro kWh Strom je<br />
nach Rohstoff schwanken.<br />
Die Wärmeerzeugung weist in den untersuchten<br />
Pfaden Gestehungskosten von ca. 15 €ct pro kWh<br />
Wärme auf. Dieser relativ hohe Wert ergibt sich vorwiegend<br />
aus den hohen Investitionskosten für eine<br />
Pelletheizung, die bei einer Leistung von 15 kW mit<br />
ca. 14.000 € angesetzt wurden <strong>und</strong> einen Anteil an<br />
den Gestehungskosten von ca. 50 % ausmachen.<br />
Die Nutzung von <strong>Bioenergie</strong> im Verkehr ist derzeit<br />
in Form von Biokraftstoffen wesentlich günstiger<br />
als der Weg über Elektromobilität. Die Mehrkosten<br />
entstehen vor allem durch die hohen Investitionskosten<br />
<strong>und</strong> die noch zu geringe Lebensdauer<br />
für die Speicherbatterie bzw. die Brennstoffzelle.<br />
Die fahrleistungsspezifischen Gestehungskosten von<br />
Biokraftstoffen der 2. Generation sind ca. doppelt so<br />
hoch wie die der technisch bereits weit fortgeschrittenen<br />
1. Generation, die auf Mais, Zuckerrohr, Jatropha,<br />
Ölpalmen oder Altfett basieren.<br />
7.2.5.2<br />
Diskussion der zukünftigen Kostenentwicklung<br />
von <strong>Bioenergie</strong>pfaden<br />
Für alle Pfade gilt: Im Vergleich zum angesetzten<br />
Basisjahr 2005 sind die Kosten für den Rohstoff Biomasse<br />
bis 2008 erheblich gestiegen. Die Rohstoffkosten<br />
sind bis auf wenige Ausnahmen der dominierende<br />
Faktor in den Gestehungskosten der <strong>Bioenergie</strong>pfade<br />
(Müller-Langer et al., 2008). Aber auch die<br />
Kosten der fossilen Energiebereitstellung haben sich<br />
durch steigende Brennstoffpreise in diesem Zeitraum<br />
deutlich erhöht. Um die zukünftige Entwicklung<br />
der Gestehungskosten abzuschätzen, sind insbesondere<br />
zwei Parameter zu diskutieren, die Rohstoffkosten<br />
<strong>und</strong> die Technologiekosten (Kapitalkosten).<br />
Bei den biogenen Rohstoffkosten ist vor allem<br />
durch zunehmende Flächenknappheit langfristig mit<br />
weiteren Anstiegen zu rechnen. Es ist abzusehen,<br />
dass die fossilen Brennstoffkosten von Erdöl, Erdgas<br />
<strong>und</strong> Kohle ebenfalls langfristig steigen werden.<br />
Eine genaue Prognose zur Kostenrelation der fossilen<br />
<strong>und</strong> biogenen Brennstoffkosten in 2030 ist nicht