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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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298 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

meiden sollen (IEA, 2006b). Eine genaue quantitative<br />

Ermittlung der weltweiten Energiesubventionen<br />

ist aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Abgrenzungen<br />

<strong>und</strong> Berechnungs methodiken schwierig. Verschiedene<br />

Schätzungen gehen von Subventionen in Höhe<br />

von 240 bis über 300 Mrd. US-$ aus. Es dominiert<br />

die Subventionierung fossiler Energieträger gegenüber<br />

erneuerbaren Energien <strong>und</strong> der Kernenergie<br />

(IEA, 2006b; Morgan, 2007). <strong>Bioenergie</strong>spezifisch<br />

werden in den Industrieländern relativ hohe Subventionen<br />

zu Gunsten von Produzenten von Biokraftstoffen<br />

geleistet. Nach Steenblik (zitiert in OECD,<br />

2008) betrug die staatliche Förderung hierfür im Jahr<br />

2006 in den USA, der EU <strong>und</strong> Australien zusammen<br />

11 Mrd. US-$ (Kap. 4.1.2).<br />

Angesichts der klimapolitischen Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> der sich abzeichnenden Wirtschaftlichkeit<br />

verschiedener erneuerbarer Energien ist es wenig<br />

effektiv, wenn nach wie vor der Großteil der Energiesubventionen<br />

im Bereich fossiler Energien geleistet<br />

wird. Der WBGU hat an anderer Stelle bereits<br />

auf die Notwendigkeit hingewiesen, Energiesubventionen<br />

weltweit umzuschichten bzw. abzubauen<br />

(WBGU, 2003a). In Bezug auf die Förderung <strong>nachhaltige</strong>r<br />

<strong>Bioenergie</strong> gilt, dass eine Förderung der fossilen<br />

Energien erwünschte <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade<br />

konterkarieren könnte, oder eben zusätzliche Fördermittel<br />

erforderlich machen könnte, um den Subventionsvorteil<br />

fossiler Energieträger zu kompensieren.<br />

Um dies zu verhindern, sollten Subventionen<br />

für fossile Energien, aber auch für nicht <strong>nachhaltige</strong><br />

Nutzungspfade der <strong>Bioenergie</strong> (Kap. 10.7.3) abgebaut<br />

werden. Um Verzerrungen durch internationale<br />

Subventionsunterschiede zu vermeiden, empfiehlt<br />

der WBGU, ein Multilaterales Energiesubventionsabkommen<br />

(MESA) anzustoßen, das den Abbau<br />

umweltschädlicher Energiesubventionen vorsieht<br />

<strong>und</strong> global gültige Subventionsprinzipien aufstellt.<br />

Es sollte den schrittweisen Abbau der Subventionen<br />

für fossile <strong>und</strong> nukleare Energien sowie die Subventionierung<br />

erneuerbarer Energien <strong>und</strong> effizienter<br />

Energietechnologien regeln. Um die Realisierungschancen<br />

zu erhöhen, könnte ein solches Abkommen<br />

zunächst möglicherweise plurilateral ausgerichtet<br />

sein, indem vor allem die wichtigsten Energieerzeuger<br />

<strong>und</strong> -verbraucher, z. B. die Ölstaaten, <strong>und</strong> Russland<br />

sowie OECD-Länder <strong>und</strong> die Schwellenländer<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden. Langfristig könnte ein multilateraler<br />

Rahmen <strong>und</strong> eine Ansiedlung im WTO-<br />

Regelwerk angestrebt werden (WBGU, 2003a).<br />

10.7.8<br />

Folgerungen<br />

Förderpolitiken im Bereich der <strong>Bioenergie</strong> – sei es<br />

der Anbau von Energiepflanzen oder die Erzeugung<br />

<strong>und</strong> Nutzung – müssen behutsam eingesetzt werden,<br />

damit die vorhandenen Chancen der <strong>Bioenergie</strong> für<br />

ein <strong>nachhaltige</strong>s Energiesystem besser genutzt, aber<br />

zugleich die erheblichen Gefahren eines nicht <strong>nachhaltige</strong>n<br />

Ausbaus vermieden werden. Dies bedeutet,<br />

dass idealerweise nur Energieträger zum Einsatz<br />

kommen sollten, die dem WBGU-Mindeststandard<br />

der Nachhaltigkeit genügen. Der erste unabdingbare<br />

Schritt besteht indes darin, zumindest jegliche Förderung<br />

von <strong>Bioenergie</strong> einzustellen, die dem Mindeststandard<br />

widerspricht. Damit sich innerhalb dieses<br />

Rahmens die Nutzungspfade durchsetzen, die unter<br />

Klima- <strong>und</strong> Umweltgesichtspunkten am vorteilhaftesten<br />

sind, muss die Klima- <strong>und</strong> Umweltpolitik so<br />

ausgerichtet sein, dass alle Emissionen erfasst <strong>und</strong><br />

zugerechnet <strong>und</strong> externe Kosten möglichst umfassend<br />

internalisiert sind. Da dieser Zustand sowohl<br />

global als auch in einzelnen Ländern bei weitem nicht<br />

erreicht ist, erscheint eine zusätzliche Förderung der<br />

<strong>Bioenergie</strong> gerechtfertigt. Als weitere Begründungen<br />

kommen entwicklungspolitische Aspekte wie<br />

die Beseitigung von Energiearmut, Markteinführungsschwierigkeiten<br />

aufgr<strong>und</strong> von Beharrungswiderständen<br />

bei der Anwendung neuer Technologien<br />

<strong>und</strong> perspektivisch Lernkurveneffekte ebenso<br />

hinzu wie positive externe Effekte etwa beim Anbau<br />

mehrjähriger Energiepflanzen auf degradierten Flächen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind schlanke Förderpolitiken<br />

zu bevorzugen, d. h. zum einen, dass an möglichst<br />

wenig, dafür aber großen Hebeln angesetzt wird, <strong>und</strong><br />

dass zum anderen Instrumente mit möglichst geringer<br />

Eingriffsintensität gewählt werden. Die Förderung<br />

der Einspeisung von Biomethan ohne Verwendungsauflagen<br />

ist ein Beispiel, die Abschaffung von<br />

verbindlichen Beimischungsquoten für Kraftstoffe<br />

ein anderes. Auf internationaler Ebene spricht dieser<br />

Ansatz zum einen für vielfältige Technologiekooperationen<br />

<strong>und</strong> zum anderen für einen koordinierten<br />

Abbau von Energiesubventionen, einschließlich<br />

zumindest derjenigen <strong>Bioenergie</strong>subventionen, die<br />

nicht <strong>nachhaltige</strong> Entwicklungen befördern.<br />

10.8<br />

<strong>Bioenergie</strong> <strong>und</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

Viele Entwicklungsländer setzen große Hoffnungen<br />

in einen internationalen <strong>Bioenergie</strong>boom. Tatsächlich<br />

bieten Produktion <strong>und</strong> Nutzung moderner<br />

<strong>Bioenergie</strong> Entwicklungsländern eine Reihe von<br />

Chancen. Daneben birgt die <strong>Bioenergie</strong> aber auch

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