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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Die EU-Mitgliedsstaaten sollten deshalb eine entsprechende<br />

Regelung zur Ausweitung der <strong>Bioenergie</strong>standards<br />

auf alle Arten von Biomasse vorbereiten.<br />

Bis ein global abgestimmter <strong>Landnutzung</strong>sstandard<br />

geschaffen ist, ist auch die Verankerung von<br />

<strong>Bioenergie</strong>standards in bilateralen Abkommen ein<br />

effektives Instrument zur Erhöhung der Nachhaltigkeit.<br />

Der WBGU empfiehlt den europäischen Staaten,<br />

in künftigen Abkommen mit wichtigen <strong>Bioenergie</strong>produktions-<br />

<strong>und</strong> -konsumentenländern verbindliche<br />

Nachhaltigkeitskriterien zu verankern. Bestehende<br />

bilaterale Verträge sollten in diese Richtung<br />

nachgebessert werden. Im Gegenzug sollten für<br />

die Handelspartner bei Einhaltung des Mindeststandards<br />

freier Marktzugang für <strong>Bioenergie</strong>träger<br />

gewährt werden.<br />

Aus Sicht des Rechts der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) <strong>und</strong> um Ausweichmärkte für nicht dem Mindeststandard<br />

entsprechende <strong>Bioenergie</strong>produkte<br />

gering zu halten, sollte sich die B<strong>und</strong>esregierung<br />

zudem bemühen, dass möglichst schnell ein internationaler<br />

Konsens zu einem Mindeststandard für<br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Bioenergie</strong> sowie zu einer umfassenden<br />

internationalen <strong>Bioenergie</strong>strategie entwickelt wird.<br />

In der Übergangszeit muss darauf hingewirkt werden,<br />

Förderungen nicht <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Bioenergie</strong>nutzungen<br />

rasch abzubauen.<br />

Zertifizierungssysteme für <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Bioenergie</strong>träger schaffen<br />

Um die Einhaltung des Mindeststandards nachweisen<br />

zu können, müssen zeitnah entsprechende Zertifizierungssysteme<br />

geschaffen werden. Der WBGU<br />

empfiehlt, ein international anwendbares Zertifizierungssystem<br />

für alle Arten von Biomasse zu entwickeln.<br />

Dies erleichtert die spätere Ausweitung der<br />

<strong>Bioenergie</strong>standards auf andere Biomassenutzungen.<br />

Das System „International Sustainability and<br />

Carbon Certification“, das im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

konzipiert wurde, oder ein vergleichbares<br />

Zertifizierungssystem, sollte zügig umgesetzt<br />

werden.<br />

Die Pflicht zum Nachweis über die Einhaltung der<br />

Standards könnte zunächst bei den Vertreibern der<br />

Endprodukte liegen. Eine originäre Zertifizierungspflicht<br />

für <strong>Bioenergie</strong>rohstoffe, die auch nicht energetisch<br />

genutzt werden können, entfiele damit. Während<br />

die Zertifizierung von privaten Unternehmen<br />

durchgeführt werden sollte, müssen zur Kontrolle der<br />

tatsächlichen Umsetzung der Standards von staatlicher<br />

Seite sanktionsfähige Institutionen geschaffen<br />

werden. Entwicklungsländer <strong>und</strong> vor allem die<br />

am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) sollten<br />

bei der Einrichtung von Zertifizierungssystemen<br />

Zusammenfassung für Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> Kontrollstellen sowie bei der Durchführung der<br />

Zertifizierung durch technische <strong>und</strong> finanzielle Hilfe<br />

unterstützt werden.<br />

WTO‑Konformität von Umwelt‑ <strong>und</strong><br />

Sozialstandards herstellen<br />

Die WTO-Konformität eines unilateralen europäischen<br />

Standards kann rechtlich begründet werden,<br />

insbesondere bezüglich Kriterien zur Reduktion von<br />

Treibhausgasemissionen <strong>und</strong> zum Schutz der globalen<br />

Biodiversität, weil die Schutzwürdigkeit von<br />

Klima <strong>und</strong> Biodiversität in multilateralen Umweltabkommen<br />

völkerrechtlich festgeschrieben ist. Generell<br />

sollte die Akzeptanz von Umwelt- <strong>und</strong> Sozialstandards<br />

im WTO-Vertragsregime weiter verbessert<br />

werden. Des Weiteren darf die angestrebte Handelsliberalisierung<br />

in Bezug auf die so genannten Environmental<br />

Goods and Services (EGS) nicht dazu führen,<br />

dass das Ziel einer <strong>nachhaltige</strong>n Produktion <strong>und</strong><br />

Nutzung der entsprechenden Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

unterlaufen wird. Die B<strong>und</strong>esregierung sollte<br />

daher im Rahmen der Verhandlungen darauf hinwirken,<br />

dass nur Güter als EGS klassifiziert werden, die<br />

in jedem Fall dem vom WBGU geforderten Mindeststandard<br />

genügen bzw. aus <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfaden<br />

resultieren.<br />

5.3<br />

Nutzungskonkurrenzen nachhaltig regulieren<br />

Vorrang für Ernährungssicherheit<br />

gewährleisten<br />

Ohne Gegensteuern werden sich künftig die Spielräume<br />

für die Nahrungsproduktion u. a. durch den<br />

beginnenden <strong>Bioenergie</strong>boom deutlich verschärfen.<br />

Um eine krisenhafte Entwicklung zu vermeiden,<br />

besteht Handlungsbedarf in folgenden Bereichen:<br />

• Integrierte <strong>Bioenergie</strong>- <strong>und</strong> Ernährungssicherungsstrategie<br />

entwickeln: Der WBGU empfiehlt,<br />

über die von der Ressortarbeitsgruppe „Welternährungslage“<br />

in ihrem Bericht an das B<strong>und</strong>eskabinett<br />

genannten Maßnahmen hinaus, den<br />

Anbau von Energiepflanzen jeweils in eine integrierte<br />

<strong>Bioenergie</strong>- <strong>und</strong> Ernährungssicherungsstrategie<br />

einzubinden, bei der die Ernährungssicherheit<br />

Vorrang hat. Besonders wichtig ist dies für<br />

die Gruppe der einkommensschwachen Entwicklungsländer,<br />

die Nettoimporteure von Nahrungsmitteln<br />

sind (Low-Income Food-Deficit Countries,<br />

LIFDC). Ein kontrollierter Ausbau der <strong>Bioenergie</strong><br />

kann sinnvoll nur mit weltweiten Anstrengungen<br />

zur Stärkung der Landwirtschaft einhergehen.<br />

Dazu muss zunächst kurzfristig die Ernährungssituation<br />

in betroffenen Regionen verbessert werden,<br />

etwa durch Verteilung unentgeltlichen Saat-<br />

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