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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Der Vorgang der Vergasung lässt sich grob in<br />

vier verschiedene Bereiche aufteilen. Zunächst findet<br />

eine Aufheizung <strong>und</strong> Trocknung des Brennstoffs<br />

bei Temperaturen bis ca. 200°C statt. Anschließend<br />

erfolgt die pyrolytische Zersetzung. Dabei entstehen<br />

in Abwesenheit von Sauerstoff bei ungefähr 200–<br />

500°C gasförmige Kohlen wasserstoffverbindungen,<br />

Pyrolyseöle <strong>und</strong> Pyrolysekoks. Anschließend kommt<br />

es zur Oxidation. Bei Temperaturen von ca. 2.000°C<br />

erfolgt die Aufspaltung des Koks <strong>und</strong> eines Teils der<br />

höheren Kohlenwasserstoffe in kleinere gasförmige<br />

Moleküle (CO, H 2 , CO 2 , CH 4 <strong>und</strong> Wasserdampf).<br />

Durch die sich anschließende Reduktion von Kohlendioxid<br />

<strong>und</strong> Wasser wird der größte Teil der brennbaren<br />

Bestandteile des Rohgases gebildet. Dieses<br />

besteht hauptsächlich aus Kohlenstoffmonoxid <strong>und</strong><br />

Wasserstoff, Kohlendioxid, Methan, höheren Kohlenwasserstoffen<br />

sowie Wasserdampf <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

Stickstoff. Die Gaszusammensetzung ist<br />

abhängig von der Art der Vergasung, vom Vergasungsmittel<br />

(Art <strong>und</strong> Menge) <strong>und</strong> von den Reaktionsbedingungen<br />

(Temperatur <strong>und</strong> Druck; Sterner,<br />

2007; Kaltschmitt <strong>und</strong> Hartmann, 2003). Neben diesen<br />

Hauptkomponenten (CO, CO 2, H 2, CH 4, C 2-Kohlenstoffverbindungen,<br />

Wasserdampf, N 2 ) enthält das<br />

bei der Vergasung entstehende Gas noch verschiedene<br />

Schadkomponenten (Teere, Partikel, Alkalien,<br />

Schwefel-, Halogen- <strong>und</strong> Stickstoffverbindungen),<br />

die vor der weiteren Verwendung des Rohgases entfernt<br />

werden müssen. Diese zum Teil sehr aufwändige<br />

Reinigung des Gases ist das Nadelöhr für die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Markteinführung von Vergasern<br />

im dezentralen Bereich (Kaltschmitt <strong>und</strong> Hartmann,<br />

2003; Knoeff, 2005).<br />

Das ungereinigte Gas kann direkt in Brennern<br />

zur Wärmebereitstellung eingesetzt werden. Für die<br />

Strombereitstellung ist eine Gasreinigung notwendig,<br />

da das direkt verwendete Rohgas den Motor<br />

stark verunreinigen <strong>und</strong> funktionsunfähig machen<br />

würde. Die Möglichkeiten zur Verstromung von<br />

Reingas sind vielfältig: Es kann als Dieselsubstitut<br />

in einem Dieselmotor beigefeuert oder pur in Gasmotoren<br />

oder -turbinen mit gekoppelten Generatoren<br />

verstromt werden. Weiter besteht die Möglichkeit,<br />

das Reingas über Brennstoffzellen zur Strombereitstellung<br />

zu nutzen. Hierbei sind die Entwicklungen<br />

unter Verwendung von Solid-Oxid Fuel Cells<br />

(SOFC) am weitesten vorangeschritten (Aravind et<br />

al., 2006; IISc, 2006). Es gibt viele weitere Verwendungsmöglichkeiten,<br />

die an dieser Stelle nicht näher<br />

erläutert werden. Alternativ kann das gereinigte Gas<br />

nach einer weiteren Aufbereitung (insbesondere der<br />

Einstellung des erforderlichen H 2 /CO-Verhältnisses)<br />

einer Synthese zugeführt werden <strong>und</strong> in flüssige<br />

Energieträger (Fischer-Tropsch-Diesel, Ethanol,<br />

Methanol) oder verwendbare biogene Gase (Bio-<br />

Technisch-ökonomische Analyse <strong>und</strong> Bewertung von <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfaden 7.2<br />

methan, Dimethylether, Wasserstoff) umgewandelt<br />

werden (Vogel, 2006).<br />

In Indien <strong>und</strong> China werden Holzvergaser zur<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung bereits länger erfolgreich<br />

eingesetzt (IISc, 2006). In den Industrieländern<br />

sind die Umweltauflagen (Luft- <strong>und</strong> Wasseremissionen)<br />

für die Anlagen in der Regel höher angesetzt,<br />

weshalb es bisher nur vereinzelt Vergasungsanlagen<br />

im kommerziellen Maßstab zur Strom- <strong>und</strong><br />

Wärmeerzeugung gibt (Vogel, 2007). Dabei handelt<br />

es sich jedoch nur um technische Probleme der Gasreinigung,<br />

die lösbar <strong>und</strong> meist nur eine Frage der<br />

Kosten sind. Biomassevergasungsanlagen sind der<br />

Kernprozess in der Herstellung von synthetischen<br />

Biokraftstoffen, die auch Biokraftstoffe der 2. Generation<br />

genannt werden. Vor der Vergasung des Biomasserohstoffs<br />

muss dieser gegebenenfalls zerkleinert<br />

<strong>und</strong> getrocknet werden. Das im Vergasungsprozess<br />

gebildete Rohgas wird gereinigt <strong>und</strong> konditioniert,<br />

d. h. es werden Verunreinigungen wie Teere,<br />

Partikel oder Schwefelverbindungen entfernt (Reingas)<br />

<strong>und</strong> die für die Kraftstoffsynthese notwendige<br />

Gaszusammensetzung eingestellt. Das so gewonnene<br />

Synthesegas wird über eine Synthese in den gewünschten<br />

Kraftstoff gewandelt. Es gibt verschiedene Synthesen:<br />

Die Fischer-Tropsch-Synthese wandelt Synthesegas<br />

in ein Fischer-Tropsch-Rohprodukt, das<br />

durch anschließende Aufbereitung zu gebrauchsfertigem<br />

Fischer-Tropsch-Diesel-Kraftstoff, welcher oft<br />

als BtL-Diesel (Biomass-to-Liquid-Diesel) bezeichnet<br />

wird, weiterveredelt wird. Die Methanisierung<br />

(Methansynthese) wandelt Synthesegas in Methan<br />

<strong>und</strong> Kohlendioxid. Das CO 2 muss dabei abgetrennt<br />

werden <strong>und</strong> kann eingelagert werden (Kasten 7.2-<br />

2). Diese Prozesskette ist energieaufwändig <strong>und</strong> verlustreich:<br />

Die Produktion von Fischer-Tropsch-Diesel<br />

erfordert den zweifachen Wechsel des Aggregatszustandes<br />

der meist festen Biomasse in einen gasförmigen<br />

<strong>und</strong> schließlich flüssigen Energieträger, wobei<br />

nur noch ca. die Hälfte der ursprünglichen <strong>Bioenergie</strong><br />

im Endprodukt BtL-Diesel enthalten ist (Sterner,<br />

2007). Biomethan lässt sich effizienter produzieren,<br />

da das Endprodukt gasförmig ist. Das Ausgangsprodukt<br />

ist in vielen Fällen holzartige Biomasse wie<br />

Hackschnitzel, die jedoch über die direkte Verbrennung<br />

zur Strom- <strong>und</strong> Wärmebereitstellung besser<br />

genutzt werden können als zur Produktion von synthetischen<br />

Kraftstoffen über die Vergasung. Diese ist<br />

energetisch nur sinnvoll, wenn als Biomasserohstoff<br />

eine schwierig zu verarbeitende Biomasse verwendet<br />

wird.<br />

Die Entwicklung von Biomassevergasungsanlagen<br />

zur Produktion von synthetischen Kraftstoffen<br />

befindet sich in den Vorreiterländern Deutschland,<br />

Schweden <strong>und</strong> Österreich noch im Pilot- <strong>und</strong><br />

Demonstrationsstatus. Erste kommerzielle Anlagen<br />

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