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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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162 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

entstehen zurzeit, ein volkswirtschaftlich relevanter<br />

Beitrag ist frühestens ab 2020 zu erwarten. Besonders<br />

erfolgversprechend hinsichtlich der Energieausbeute<br />

sind hochintegrierte Verfahren, in denen<br />

eine ausgereifte Wirbelschichtvergasung zur Polygeneration<br />

von Strom, Wärme <strong>und</strong> Kraftstoff (synthetischem<br />

Biomethan) eingesetzt wird (Choren, 2007;<br />

Chemrec, 2007; TU Vienna, 2005).<br />

Pyrolyse (Verflüssigung)<br />

Bei der Pyrolyse handelt es sich um die thermische<br />

Zersetzung fester Biomasse unter Sauerstoffabschluss,<br />

weshalb sie auch Entgasung genannt wird.<br />

Ziel ist es, in dem Prozess einen maximalen Anteil<br />

an flüssigen Komponenten zu erhalten (Pyrolyseöl).<br />

Zusätzlich entstehen feste <strong>und</strong> gasförmige Nebenprodukte<br />

(Pyrolysekoks, Pyrolysegas), die teilweise prozessintern<br />

genutzt werden können. Prinzipiell kann<br />

gereinigtes <strong>und</strong> aufbereitetes Pyrolyseöl als Brenn-<br />

<strong>und</strong> Treibstoff in Feuerungsanlagen oder Verbrennungsmotoren,<br />

Gasturbinen oder Blockheizkraftwerken<br />

eingesetzt werden. Technische Probleme bei der<br />

Herstellung <strong>und</strong> dem Einsatz von Pyrolyseöl <strong>und</strong> die<br />

geringe Wirtschaftlichkeit der Aufbereitung behindern<br />

aber bisher einen Durchbruch dieser Technologie.<br />

Der wesentliche Vorteil des Verfahrens besteht in<br />

der hohen Energiedichte des Pyrolyseöls. Pyrolyseöl<br />

ist ein hervorragendes Energietransportmedium zwischen<br />

dezentral anfallenden, weniger energiedichten<br />

Stoffen (z. B. Stroh) <strong>und</strong> zentralen großtechnischen<br />

Anlagen (Vergasung zur Kraftstoffherstellung). Dieses<br />

Konzept wird besonders am Forschungszentrum<br />

Karlsruhe untersucht (FZK, 2007).<br />

7.2.2.2<br />

Physikalisch-chemische Verfahren<br />

Bei physikalisch-chemischen Umwandlungsverfahren<br />

werden energetisch nutzbare Öle <strong>und</strong> Fette aus<br />

bestimmten <strong>Bioenergie</strong>trägern (z. B. Rapssaat oder<br />

Jatropha-Pflanzen) gepresst bzw. extrahiert. Diese<br />

können direkt in Blockheizkraftwerken effizient zur<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmebereitstellung verwendet oder<br />

in umgebauten Motoren im Straßenverkehr eingesetzt<br />

werden. Durch Umesterung können pflanzliche<br />

Öle auch in Biodiesel umgewandelt werden, dessen<br />

Eigenschaften weitgehend dem konventionellen<br />

Dieselkraftstoff entsprechen. Dadurch wird ein<br />

Umbau des Motors überflüssig <strong>und</strong> die Einsatzbandbreite<br />

des biogenen Kraftstoffes erhöht (Abb. 7.2-1;<br />

FNR, 2005).<br />

Pressung <strong>und</strong> Extraktion<br />

Durch einfaches mechanisches Pressen ölhaltiger<br />

Pflanzenbestandteile (z. B. der Saat) wird das flüssige<br />

Öl von der festen Phase (sog. Presskuchen) getrennt.<br />

Der Presskuchen wird meist als Tierfutter verwendet,<br />

mit Ausnahme von giftigen Pflanzenresten wie<br />

z. B. Jatropha. Die Presstechnik ist sowohl in kleinem<br />

(z. B. in der Landwirtschaft) als auch in großem<br />

Maßstab (z. B. Ölpresse) verfügbar. Pflanzenöl für<br />

den Nahrungsmittelsektor wird mit derselben Technik<br />

gewonnen. Nach einer Reinigung lässt sich das<br />

Pflanzenöl im mobilen Bereich in speziellen Pflanzenölmotoren<br />

einsetzen oder im stationären Bereich<br />

in Blockheizkraftwerken.<br />

Alternativ oder zusätzlich zur Pressung kann Öl<br />

durch Extraktion mit Hilfe eines Lösungsmittels<br />

(z. B. Hexan) vom <strong>Bioenergie</strong>träger gewonnen werden.<br />

Über Destillation werden Öl <strong>und</strong> Lösemittel<br />

voneinander getrennt. Das Lösemittel wird wieder<br />

verwendet. Auch dieses Verfahren ist großtechnisch<br />

im Einsatz. Pflanzenöl kann aus sehr vielen ölhaltigen<br />

Pflanzen gewonnen werden, Beispiele sind Jatropha<br />

oder Ölpalmen.<br />

Veresterung<br />

Um das Einsatzspektrum für biogene Kraftstoffe<br />

zu vergrößern <strong>und</strong> einen Motorumbau für den Einsatz<br />

von Pflanzenöl zu umgehen, wird Pflanzenöl in<br />

Pflanzenölmethylester (PME oder engl. FAME –<br />

Fatty Acid Methyl Ester, allgemein Biodiesel) unter<br />

Verlusten von ca. 5–10 % umgewandelt (TUM, 2000).<br />

Das Veresterungsverfahren ist großtechnisch im Einsatz.<br />

PME kann pur in angepassten <strong>und</strong> allen neuer en<br />

Dieselmotoren sowie in bis zu 5 %iger Beimischung<br />

in allen herkömmlichen Dieselmotoren eingesetzt<br />

werden. Nicht nur im Verkehrssektor kann Biodiesel<br />

eingesetzt werden, auch in Blockheizkraftwerken<br />

(BHKW) ist ein Einsatz technisch möglich. Dies ist<br />

jedoch systemtechnisch nicht sehr effizient, da Pflanzenöl<br />

ohne weiteres auch direkt in BHKW verbrannt<br />

werden kann (FNR, 2005; 2006b).<br />

7.2.2.3<br />

Biochemische Umwandlung<br />

Die Konvertierung der Biomasse in Endenergie<br />

erfolgt bei den biochemischen Verfahren mit Hilfe<br />

von Mikroorganismen (Abb. 7.2-1; FNR, 2005).<br />

Anaerober Abbau – Vergärung<br />

Unter einem anaeroben Abbauprozess versteht man<br />

den Abbau organischer Stoffe unter Ausschluss von<br />

Sauerstoff durch die Aktivität bestimmter Bakterien.<br />

Das Endprodukt dieses Prozesses ist ein wasserdampfgesättigtes,<br />

brennbares Mischgas (Biogas),<br />

welches im Wesentlichen aus Methan (50–70 %)<br />

<strong>und</strong> Kohlendioxid (25–40 %) besteht (BayLfU, 2004;<br />

FNR, 2006a). Der Entstehungsprozess des Bioga-

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