Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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204 8 Optimale Einbindung <strong>und</strong> Nutzung der <strong>Bioenergie</strong> in Energiesystemen<br />
heutiger Technologie erreichbaren Weg darstellt<br />
(Abb. 8.1-8).<br />
8.1.2<br />
Die Rolle der <strong>Bioenergie</strong> in der <strong>nachhaltige</strong>n<br />
Energieversorgung von Industrieländern<br />
Das Potenzial der nachhaltig verfügbaren <strong>Bioenergie</strong><br />
ist begrenzt (Kap. 6). Es ist absehbar, dass es nicht<br />
ausreichen wird, um einen größeren Anteil des heutigen<br />
Weltenergiebedarfs zu decken. Daher ist es wichtig,<br />
die strategischen Eigenschaften der beschränkt<br />
vorhandenen Biomasse optimal zu nutzen (Kap. 2).<br />
In Industrieländern ist ihr Einsatz dort zu empfehlen,<br />
wo ihre spezifischen Eigenschaften nicht durch<br />
andere Energieträger ersetzt werden können <strong>und</strong><br />
ihr Nutzen in Bezug auf Energieeffizienz <strong>und</strong> Klimaschutz<br />
am größten ist, ohne dass andere Nachhaltigkeitskriterien<br />
wie der Erhalt der Biodiversität<br />
<strong>und</strong> die Ernährungssicherheit gefährdet werden. Im<br />
Folgenden werden die drei potenziellen Haupteinsatzgebiete<br />
Verwendung als Treibstoff im Verkehr,<br />
Wärmebereitstellung <strong>und</strong> Stromerzeugung näher<br />
betrachtet.<br />
8.1.2.1<br />
<strong>Bioenergie</strong> im Verkehr: Biostrom versus<br />
Biokraftstoffe<br />
Herausforderung Rohstoff<br />
Der Rohstoff Energieträger ist in allen Energiesektoren<br />
ein Problem. Der Verkehrsektor ist heute fast<br />
ausschließlich von fossilem Erdöl abhängig <strong>und</strong> speist<br />
sich beispielsweise in Europa zu ca. 98 % aus Erdöl,<br />
in vielen anderen Regionen ist die Abhängigkeit ähn-<br />
lich hoch (Boerrigter <strong>und</strong> van der Drift, 2004). . Fos- Fos-<br />
sile Kraftstoffe werden knapper <strong>und</strong> tendenziell teurer.<br />
Ein möglicher Ausweg wird über Biokraftstoffe<br />
gesucht, deren relevantes Potenzial jedoch an verfügbare<br />
Flächen geb<strong>und</strong>en ist (Kap. 6 <strong>und</strong> 7). Synthetische<br />
Biokraftstoffe der 2. Generation versprechen<br />
zwar eine höhere Energieausbeute als Biokraftstoffe<br />
der 1. Generation. Ihre Ökobilanz ist jedoch nicht<br />
wesentlich besser als die der 1. Generation <strong>und</strong>, wie<br />
alle Ergebnisse der Bilanzierung für Energiepflanzen,<br />
deutlich von den direkten <strong>und</strong> indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />
abhängig (Kap. 7.3; Jungbluth<br />
et al., 2008). Neben den Flächen für Energiepflanzen<br />
ist auch die Menge der zu verwertenden Reststoffe<br />
limitiert. Ab Mitte des Jahrh<strong>und</strong>erts wird zudem die<br />
stoffliche Nutzung von Biomasse weiter zunehmen,<br />
wenn Erdöl für die chemische Industrie unwirtschaftlich<br />
wird <strong>und</strong> andere Kohlenwasserstoffe verwendet<br />
werden müssen (Kap. 5.3). Biokraftstoffe können das<br />
Klimaproblem nicht lösen <strong>und</strong> auch in der Versorgungssicherheit<br />
nur eine Brückenfunktion erfüllen.<br />
Sowohl die Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittelproduktion<br />
als auch bestimmte Industriezweige (Chemie, Bau,<br />
Textilien usw.) benötigen Kohlenstoffverbindungen.<br />
Energie für Mobilität kann hingegen auch auf anderen<br />
Wegen bereitgestellt werden.<br />
Effizienter Einsatz von <strong>Bioenergie</strong> im<br />
Verkehr<br />
Neben der Rohstoffverfügbarkeit ist für den Verkehr<br />
auch der Wirkungsgrad der Konversion entscheidend<br />
für den energetischen Beitrag der Biomasse.<br />
Die Konversion von Biomasse in Biokraftstoffe führt<br />
im Vergleich zur Konversion in Strom für Elektromobile<br />
zu deutlich geringeren Gesamtwirkungsgraden<br />
(Kap. 7.2 <strong>und</strong> 7.3). Es ist deshalb energetisch<br />
sinnvoller, Biomasse in der KWK einzusetzen, als sie<br />
in Kraftstoff umzuwandeln, wie am Beispiel holzartiger<br />
Biomasse deutlich wird: Der Aggregatzustand<br />
des festen Brennstoffs wird unter Energieverlusten<br />
von bis zu 60 % zweimal geändert <strong>und</strong> der gewonnene<br />
Kraftstoff im Verbrennungsmotor eingesetzt,<br />
so dass am Ende nur ca. 10 % der Energie als Nutzenergie<br />
am Rad zur Verfügung stehen (Abb. 8.1-9).<br />
Im Vergleich dazu kann Biomasse effizient verstromt<br />
(stationäre Energiewandlung, Volllastbetrieb), die<br />
Abwärme genutzt <strong>und</strong> der Strom im Elektromobil<br />
sauber <strong>und</strong> leise eingesetzt werden. In Abbildung<br />
8.1-9 sind exemplarisch vier Nutzungspfade für den<br />
Fahrzeugantrieb gegenübergestellt. Ausgehend von<br />
100 % Primärenergie (Energieinhalt der Gesamtpflanze<br />
bei der Ernte) steht für den Vortrieb am<br />
Rad bei der Biokraftstoffnutzung deutlicher weniger<br />
Energie zur Verfügung, als dies über den Pfad<br />
der Elektromobilität möglich ist. Zum Vergleich ist<br />
die direkte sehr effiziente Stromerzeugung aus Wasserkraft,<br />
Windkraft <strong>und</strong> Sonnenenergie aufgetragen.<br />
Deutlich wird die Überlegenheit des Elektroantriebs<br />
auch, wenn die Reichweite eines Fahrzeugs auf eine<br />
Energieeinheit (kWh) Primärenergie bezogen wird<br />
(Abb. 8.1-10).<br />
Der WBGU hält es nicht für sinnvoll, die bestehende<br />
ineffiziente Verkehrsinfrastruktur dadurch zu<br />
verstetigen, dass die <strong>Bioenergie</strong>nutzung in Form von<br />
Biokraftstoffen an diese Struktur angepasst wird.<br />
Das Ziel verschiedener Akteure, <strong>Bioenergie</strong> im Verkehr<br />
als Innovationsschub für Technologie <strong>und</strong> Klimaschutz<br />
einzusetzen, sollte an der richtigen Stelle<br />
erfolgen. Innovationen sollten daher auf die Elektromobilität<br />
gelenkt werden, die es erlaubt, die Effizienz<br />
des Antriebssystems von heute ca. 20 % im Verbrennungsmotor<br />
unter Einsatz regenerativ erzeugten<br />
Stroms auf über 70 % zu steigern. Für den Übergang<br />
vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb spielt<br />
die Hybridisierung (kombinierter Verbrennungs