14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

228 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

Entscheidungen getroffen <strong>und</strong> verantwortet werden<br />

müssen. Kurz: „Biofuels, while seemingly simple, are<br />

incredibly hard to do right“ (Greene zitiert in Conniff,<br />

2007).<br />

Weil der Anbau von Energiepflanzen in schnellem<br />

Tempo vorangeht, kommt es jetzt darauf an, Instrumente<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> Maßnahmen zu ergreifen,<br />

die kurz- <strong>und</strong> langfristig <strong>nachhaltige</strong> Entwicklungen<br />

befördern. Derzeit gibt es weder eine internationale<br />

Organisation noch ein Vertragswerk, das spezifisch<br />

für das Thema <strong>Bioenergie</strong> zuständig wäre. Stattdessen<br />

haben sich in den letzten Jahren auf nationaler,<br />

regionaler <strong>und</strong> multilateraler Ebene eine Vielzahl<br />

an privaten Foren, UN-Aktivitäten <strong>und</strong> zwischenstaatlichen<br />

Prozessen entwickelt, die das Thema <strong>Bioenergie</strong><br />

mit unterschiedlichen Partnern <strong>und</strong> in unterschiedlicher<br />

Zielrichtung aufgreifen. Insgesamt zeigt<br />

sich ein fragmentiertes <strong>und</strong> von Unklarheit geprägtes<br />

institutionelles Bild, wenn auch mittlerweile verstärkte<br />

Anstrengungen unternommen werden, eine<br />

Kohärenz zwischen den einzelnen Initiativen <strong>und</strong><br />

Prozessen herzustellen. Das Ringen um praktikable<br />

<strong>und</strong> verbindliche Standards, um bestmögliche Förderstrategien<br />

<strong>und</strong> institutionelle Neuregelungen bzw.<br />

geeignete Nutzung bestehender Steuerungsmöglichkeiten<br />

hält an. Der WBGU möchte in dieser Diskussion<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der vorangegangenen<br />

Analysen <strong>und</strong> bestehenden Regulierungsbemühungen<br />

einen gangbaren Weg für die Weiterentwicklung<br />

einer zukünftigen <strong>nachhaltige</strong>n globalen <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

aufzeigen. Der Aufbau der folgenden Kapitel<br />

gibt die Logik dieser neuen Politik wieder.<br />

Um sicherzustellen, dass der Ausbau der <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

einen Beitrag zum Klimaschutz leistet,<br />

müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Kapitel<br />

10.2 beschäftigt sich daher mit den Anreizen <strong>und</strong><br />

Verpflichtungen im Rahmen des UN-Klimaschutzregimes.<br />

Da eine Anpassung der Regelungen <strong>und</strong><br />

Anrechungsmodalitäten keine kurzfristige Wirkung<br />

entfaltet <strong>und</strong> die Einhaltung weiterer Nachhaltigkeitsdimensionen<br />

(z. B. Ernährungssicherung oder<br />

Erhaltung biologischer Vielfalt) nicht sicherstellen<br />

kann, müssen gleichzeitig die Prozesse zur Erarbeitung<br />

von <strong>Bioenergie</strong>standards gebündelt <strong>und</strong> vorangetrieben<br />

werden. Die Frage der Standardsetzung<br />

<strong>und</strong> Initiativen zu weitergehenden Instrumenten<br />

für ein globales Land- <strong>und</strong> Flächenmanagement<br />

für alle Arten der Biomasse- bzw. <strong>Landnutzung</strong> werden<br />

daher in Kapitel 10.3 behandelt. Das Ziel einer<br />

<strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>nutzung <strong>und</strong> einer Verminderung<br />

der Flächennutzungskonkurrenzen ist jedoch<br />

auch durch entsprechende Standards allein nicht<br />

erreichbar. Dafür sind weitergehende flankierende<br />

Maßnahmen zur Sicherung der globalen Nahrungsmittelproduktion<br />

<strong>und</strong> der biologischen Vielfalt sowie<br />

des Wasser- <strong>und</strong> Bodenschutzes erforderlich. Dazu<br />

können bestehende UN-Institutionen einen wichtigen<br />

Beitrag leisten. Kapitel 10.4 beschreibt entsprechende<br />

Initiativen <strong>und</strong> die Rolle der FAO zur Sicherung<br />

der Welternährung. Kapitel 10.5 widmet sich<br />

den Möglichkeiten der Biodiversitätskonvention für<br />

eine verbesserte Erhaltung der biologischen Vielfalt,<br />

<strong>und</strong> in Kapitel 10.6 werden Maßnahmen zum Wasser-<br />

<strong>und</strong> Bodenschutz benannt. Welche Nutzungsformen<br />

der <strong>Bioenergie</strong> explizit gefördert werden sollen<br />

<strong>und</strong> wie dann eine nationale <strong>und</strong> internationale Förderpolitik<br />

aussehen könnte, die sich konsequent an<br />

den Zielen Klimaschutz <strong>und</strong> Überwindung der Energiearmut<br />

ausrichtet, zeigen die Kapitel zu staatlichen<br />

Förderpolitiken (Kap. 10.7) <strong>und</strong> zur Entwicklungszusammenarbeit<br />

(Kap. 10.8).<br />

10.2<br />

Internationale Klimapolitik<br />

10.2.1<br />

Die Klimarahmenkonvention als Akteurin globaler<br />

<strong>Bioenergie</strong>politik<br />

Wie in Kapitel 2 dargelegt, ist Klimaschutz nicht der<br />

einzige Gr<strong>und</strong> für das zunehmende Interesse an der<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung. Somit können der globale Klimaschutz<br />

<strong>und</strong> entsprechend die Klimarahmenkonvention<br />

(UNFCCC) sicherlich nicht als die wesentlichen<br />

Treiber der zunehmenden <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

betrachtet werden. Auch sind die bioenergiepolitischen<br />

Steuerungsmöglichkeiten der UNFCCC<br />

begrenzt, da neben dem Klimaschutz andere Zielvorstellungen<br />

bei der Nutzung von <strong>Bioenergie</strong> eine<br />

gewichtige Rolle spielen. Ihre auf die Klimapolitik<br />

fokussierten Steuerungsmöglichkeiten sollte die<br />

UNFCCC gleichwohl ausschöpfen. Eine Mindestanforderung<br />

an das internationale Klimaschutzregime<br />

wäre, dass von seinen Regelungen keinesfalls<br />

Anreize zu einer unter Klimaschutzaspekten kontraproduktiven<br />

<strong>Bioenergie</strong>politik ausgehen sollten.<br />

Idealerweise jedoch sollte die internationale Klimaschutzpolitik<br />

derart gestaltet sein, dass die <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

in vollem Einklang mit den Erfordernissen<br />

zur Abwehr eines gefährlichen Klimawandels<br />

steht (Kap. 3). Das bedeutet auch, dass Aktivitäten<br />

im Bereich der <strong>Bioenergie</strong> integriert betrachtet werden,<br />

vor allem ihre Implikationen für die Treibhausgasemissionen<br />

im Energie- <strong>und</strong> im <strong>Landnutzung</strong>ssektor.<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung betrifft stets beide Bereiche,<br />

weswegen eine isolierte Betrachtung der Sektoren<br />

nicht angebracht erscheint. Dabei geht es aus<br />

Sicht des WBGU vor allem um zwei zentrale Anforderungen:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!