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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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38 4 <strong>Bioenergie</strong>, <strong>Landnutzung</strong> <strong>und</strong> Energiesysteme: Status Quo <strong>und</strong> Trends<br />

306 GW <strong>und</strong> bis 2050 auf 505 GW steigen (Greenpeace,<br />

2007).<br />

Fast alle Arten von Biomasse können über Verbrennung,<br />

Vergasung oder Vergärung zur Stromerzeugung<br />

genutzt werden. Dabei wird überwiegend in<br />

Elektrizitäts- <strong>und</strong> Heizkraftwerken die Verbrennung<br />

zur Dampferzeugung mit einem angeschlossenen<br />

konventionellen Dampf-Kraft-Prozess in Turbinen<br />

eingesetzt. Weite Verwendung findet dabei komprimierte<br />

Biomasse in Form von Holzpellets oder -briketts,<br />

die einen ähnlichen Heizwert wie Braunkohle<br />

aufweisen. Alternativ kann Biomasse auch zusammen<br />

mit einem fossilen Brennstoff (z. B. Kohle) verfeuert<br />

werden (Co-firing). Diese Mitverbrennung<br />

in großen Kohlekraftwerken hat den Vorteil eines<br />

höheren Gesamtwirkungsgrades (bis zu 45 %) im<br />

Vergleich zu kleinen Biomassekraftwerken (30–<br />

35 %; IEA, 2007b).<br />

Biostrom wird ferner durch die Verbrennung von<br />

Biogas in Gas- <strong>und</strong> Verbrennungsmotoren erzeugt.<br />

Biogas wird dezentral durch Vergärung flüssiger <strong>und</strong><br />

fester Biomasse hergestellt, wobei vor allem die Verwertung<br />

von Abfällen wie Tierdung große ökologische<br />

Vorteile bietet. In Europa spielen gasförmige<br />

<strong>und</strong> feste Biomassearten zur Stromerzeugung etwa<br />

gleichgewichtige Rollen: Beispielsweise wurden 2006<br />

in Deutschland 0,9 % des Strombedarfs durch Biogasanlagen<br />

gedeckt <strong>und</strong> 1,2 % durch feste Biomasse<br />

(BMU, 2007a). Eine besonders effiziente Verstromung<br />

von Biomasse aus Abfällen bietet neben Biogasanlagen<br />

die Vergasung <strong>und</strong> Gasverstromung in<br />

Gas- <strong>und</strong> Dampfkraftwerken.<br />

Beitrag von <strong>Bioenergie</strong> aus der Kraft‑<br />

Wärme‑Kopplung<br />

Thermische Stromerzeugungsprozesse nutzen im<br />

Idealfall auch die entstehende Abwärme. In südlichen<br />

Ländern wird die Abwärme aus der Kraft-<br />

Wärme-Kopplung (KWK) für Industrieprozesse wie<br />

beispielsweise zur Trocknung eingesetzt. In den nördlichen<br />

Ländern wird sie vorwiegend für Raumwärme<br />

<strong>und</strong> Warmwasser bereitstellung genutzt, direkt oder<br />

indirekt über Nah- <strong>und</strong> Fernwärmenetze. Globale<br />

Daten zur Kraft-Wärme-Kopplung sind schwierig zu<br />

erheben, weil die Anwendungen sehr vielfältig sind<br />

(Prozesswärme, Raumwärme), der Bedarf saisonal<br />

auftritt (Heizung) <strong>und</strong> in wärmeren Ländern die<br />

Kraft-Wärme-Kopplung nur selten zur Kühlungszwecken<br />

genutzt wird. 2005 wurden in Deutschland<br />

58 PJ Biomasse zur Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung bei<br />

einem Nutzungsgrad von 86 % in der KWK eingesetzt,<br />

was einem Primärenergieanteil von 0,4 % entspricht<br />

(Nitsch, 2007).<br />

Handel mit <strong>Bioenergie</strong>trägern im Strom‑<br />

<strong>und</strong> Wärmesektor<br />

Produktion <strong>und</strong> Nutzung von <strong>Bioenergie</strong>trägern finden<br />

nicht selten an räumlich getrennten Orten statt.<br />

Vor allem bei der modernen <strong>Bioenergie</strong> liegen häufig<br />

größere Distanzen zwischen dem Ort der Produktion<br />

<strong>und</strong> der Endnutzung. Daher werden Vorprodukte<br />

der <strong>Bioenergie</strong>produktion wie biogene Festbrennstoffe<br />

(Rohholz, Hackholz, Pellets), die in der Konversion<br />

verwendeten Rohmaterialien (Energiepflanzen,<br />

Restholz, u. a.) sowie <strong>Bioenergie</strong> als Endprodukt<br />

(Biokraftstoffe, Strom aus <strong>Bioenergie</strong>) überregional<br />

gehandelt. Charakter <strong>und</strong> Ausmaß des Handels werden<br />

durch die Verfügbarkeit von Rohmaterialen <strong>und</strong><br />

Konversionstechnologien sowie durch internationale<br />

Preis- <strong>und</strong> Kostenstrukturen bestimmt (Schlamadinger<br />

et al., 2005).<br />

Der nationale <strong>und</strong> internationale Handel von <strong>Bioenergie</strong><br />

in der Endnutzung des Strom- <strong>und</strong> Wärmesektors<br />

ist an die logistische Verfügbarkeit leistungsfähiger<br />

Strom- <strong>und</strong> Fernwärmenetze geknüpft.<br />

Phy sikalisch-technologische Begrenzungen schränken<br />

die ökonomische Vorteilhaftigkeit des Handels<br />

derzeit ein. Über mittlere Distanzen, z. B. innerhalb<br />

Europas, kann der Handel mit Biostrom wirtschaftlich<br />

sein (Schlamadinger et al., 2005; Schütz <strong>und</strong> Bringezu,<br />

2006). Auf der Ebene der Vorprodukte, die mit<br />

Verbrennungstechnologien im Strom- <strong>und</strong> Wärmesektor<br />

genutzt werden (Energieholz), findet ein weltweiter<br />

Handel jedoch bisher nur in begrenztem Rahmen<br />

statt. So wurden 2005 von den 1,77 Mrd. m 3 Holz,<br />

die als Brennholz genutzt wurden (bei einer globalen<br />

Holzentnahme von r<strong>und</strong> 3 Mrd. m 3 ) nur 3–4 Mio.<br />

m 3 oder 0,2 % international gehandelt (FAO, 2007a).<br />

Hohe Transportkosten im Verhältnis zum Warenwert<br />

verhindern häufig die Wirtschaftlichkeit von Exporten<br />

(Thrän et al., 2005).<br />

Allerdings lassen sich bei bestimmten biogenen<br />

Festbrennstoffen, die industriell verarbeitet wurden<br />

(Hackholz, Pellets), expandierende internationale<br />

Märkte beobachten. Angetrieben durch verschiedene<br />

nationale Maßnahmen in der Klima- <strong>und</strong><br />

Energiepolitik wächst die Nachfrage nach Pellets in<br />

Europa, Nordamerika <strong>und</strong> Asien. Auch Brasilien,<br />

Argentinien, Chile <strong>und</strong> Neuseeland planen, Infrastrukturen<br />

für die Pelletproduktion zu entwickeln.<br />

Die Entwicklung <strong>und</strong> Verbreitung moderner Pelletierungstechnologie<br />

unterstützt diesen Trend (Thrän<br />

et al., 2005; Peksa-Blanchard et al., 2007). Pellets aus<br />

der Holzproduktion dominieren bisher die Nutzung.<br />

Gr<strong>und</strong>lage ist Holz aus der Kurzumtriebsproduktion,<br />

aber auch holzartige Biomasse als Rückstand aus der<br />

Forstwirtschaft (Restholz), aus der Landwirtschaft<br />

(vor allem Stroh), aus der Weiterverarbeitung (u. a.<br />

Industrierestholz <strong>und</strong> vor allem Sägespäne) sowie<br />

Altholz nach der Endnutzung (Sperrmüll, Abriss-

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