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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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268 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

Kasten 10.4-2<br />

Der Weltagrarrat als neuer Akteur der globalen<br />

Agrarpolitik<br />

Das International Assessment of Agricultural Knowledge,<br />

Science and Technology for Development (IAASTD oder<br />

Weltagrarrat) ist eine Initiative von Weltbank <strong>und</strong> FAO,<br />

die 2004 unter Beteiligung von Weltbank, FAO, GEF,<br />

UNDP, UNEP, UNESCO <strong>und</strong> WHO gegründet wurde.<br />

Dessen Ausgestaltung <strong>und</strong> Arbeitsweise orientieren sich<br />

am Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)<br />

<strong>und</strong> dem Millennium Ecosystem Assessment (MA). Die<br />

Millenniumsentwicklungsziele von einschlägiger landwirtschaftlicher<br />

Relevanz (Hunger- <strong>und</strong> Armutsbekämpfung,<br />

Verbesserung der ländlichen Lebensbedingungen <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit) stellen einen allgemeinen normativen Referenzrahmen.<br />

Der erste globale Bericht des IAASTD wurde<br />

von r<strong>und</strong> 400 Landwirtschaftsexperten erarbeitet <strong>und</strong> 2008<br />

<strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen stark zunehmen <strong>und</strong><br />

die Ernährungssicherheit gefährdet wird.<br />

10.4.3.2<br />

Förderung des kleinbäuerlichen Agrarsektors in<br />

Entwicklungslän dern<br />

Die Landwirtschaft in ländlichen Regionen von<br />

Entwicklungsländern kann einen wichtigen Beitrag<br />

zur Verhinderung von Ernährungskrisen leisten<br />

(Kap. 5.2). Sie wurde aber in der internationalen<br />

Zusammenarbeit seit Jahren vernachlässigt, was zu<br />

den weltweit steigenden Nahrungsmittelpreisen beigetragen<br />

hat. Im Einzelnen fehlt gerade Kleinbauern<br />

häufig ein sicherer Zugang zu Kapital <strong>und</strong> landwirtschaftlichen<br />

Betriebsmitteln, wie z. B. Saatgut, Dünger<br />

oder Krediten. Das von Weltbank <strong>und</strong> FAO in<br />

Auftrag gegebene International Assessment of Agricultural<br />

Knowledge, Science and Technology for<br />

Development (IAASTD, 2008; Kasten 10.4-2) fordert<br />

in diesem Sinne einen Wechsel in der Agrarpolitik,<br />

um der Komplexität von Agrarsystemen in<br />

ihren unterschiedlichen sozialen <strong>und</strong> ökologischen<br />

Kontexten besser gerecht zu werden (Kiers et al.,<br />

2008; Butler, 2008). Eine Erfolg versprechende globale<br />

Agrarentwicklungsstrategie, so IAATSD, muss<br />

an den Lebensbedingungen der insgesamt r<strong>und</strong> 400<br />

Mio. Kleinbetriebe unter 2 ha ansetzen. Unter diesen<br />

Umständen kann eine Förderpolitik durch die<br />

zweckgeb<strong>und</strong>ene Subventionierung landwirtschaftlicher<br />

Betriebsmittel oder durch den Aufbau von breitenwirksamen<br />

Agrarkreditsystemen sinnvoll sein,<br />

sofern Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden<br />

(Sachs, 2008). Dies kann nur gelingen, wenn die Entscheidungsträger<br />

in den Entwicklungsländern der<br />

Entwicklung des ländlichen Raumes auch eine ent-<br />

veröffentlicht. 57 Länder haben den Synthesebericht <strong>und</strong><br />

die Zusammenfassung befürwortet. In der Summe fordert<br />

der Weltagrarrat einen gr<strong>und</strong>legenden Wandel der globalen<br />

Agrarproduktion, der die Bedürfnisse der armen <strong>und</strong><br />

hungernden Bevölkerungsschichten berücksichtigt. Bislang<br />

scheint es dem Weltagrarrat allerdings an politischem<br />

Gewicht zu fehlen. So war auffällig, dass die Analysen <strong>und</strong><br />

Empfehlungen des IAASTD im Rahmen der hochrangigen<br />

Konferenz zur Welternährungssicherheit im Jahr 2008<br />

weitgehend ignoriert wurden. Auch der IAASTD konnte<br />

die großen Streitfragen der Agrarentwicklungspolitik nicht<br />

klären, wie etwa das Verhältnis von Kleinbauerstrategie <strong>und</strong><br />

der Förderung großflächiger Landwirtschaft, die Rolle grüner<br />

Gentechnik oder die Frage, ob LIFDC auch auf Eigenversorgung<br />

setzen oder besser dem internationalen Handel<br />

vertrauen sollen. Aus Sicht des WBGU muss an diesen<br />

strittigen Punkten weiter gearbeitet werden, letztlich stellen<br />

sich hier Fragen von Gewichtung <strong>und</strong> Rollenverteilung.<br />

sprechende Priorität einräumen. Hier sollte die multilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit, von der die<br />

ländliche Entwicklung in der vergangenen Dekade<br />

ebenfalls vernachlässigt worden war, eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Neuorientierung unterstützen. Zur Förderung<br />

des kleinbäuerlichen Sektors gilt es mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

folgende Maßnahmen zu ergreifen (Ressortarbeitsgruppe<br />

Welternährungslage, 2008; UN, 2008):<br />

• Umsichtiger Ausbau der <strong>Bioenergie</strong>, um Nutzungskonkurrenzen<br />

zu vermeiden. Dazu sollten<br />

baldmöglichst verbindliche Nachhaltigkeitsstandards<br />

<strong>und</strong> Zertifizierungssysteme vereinbart <strong>und</strong><br />

ein wirksames Monitoring sichergestellt werden<br />

(Kap. 10.3).<br />

• Intensivierung der Agrarforschung entlang der<br />

gesamten landwirtschaftlichen Produktionskette,<br />

einschließlich der Zulieferindustrien, um Ertragssteigerungen<br />

zu erreichen (Kap. 11.4).<br />

• Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität<br />

durch verstärkte Investitionen, insbesondere<br />

in ländliche Entwicklung, <strong>nachhaltige</strong> kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Pflanzenzüchtung.<br />

• Verbesserung institutioneller <strong>und</strong> rechtlicher Rahmenbedingungen<br />

in Entwicklungsländern durch<br />

gr<strong>und</strong>legende Strukturveränderungen über den<br />

Agrarsektor hinaus. Dazu zählen vor allem die<br />

Verbesserung von Rechtssicherheit, die Schaffung<br />

von Instrumenten zur Markt- <strong>und</strong> Preistransparenz<br />

sowie andere an Armutsbekämpfung orientierte<br />

(sozial)politische Maßnahmen.

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