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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Treibhausgasbilanzen 7.3<br />

Abbildung 7.3-6<br />

Kosten der Treibhausgasvermeidung durch den Einsatz verschiedener <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade, berechnet nach Gleichung<br />

7.3-1. Als Referenzsystem wurde für die Strompfade ein Mix aus 80 % Steinkohle <strong>und</strong> 20 % Erdgasnutzung herangezogen,<br />

für die Wärmepfade 60 % Erdgas <strong>und</strong> 40 % Erdöl <strong>und</strong> für die Mobilitätspfade 60 % Benzin <strong>und</strong> 40 % Diesel (Tab. 7.3-3). Die<br />

gelben Balken beinhalten die Lebenszyklusemissionen inklusive der Emissionen aus direkten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

(dLUC). Die grünen Balken berücksichtigen darüber hinaus Emissionen aus indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen (iLUC<br />

50 %; Kasten 7.3-2). Für die Energiepflanzenpfade wurde (wenn nicht anders gekennzeichnet) angenommen, dass der<br />

Anbau auf einem Acker erfolgt. Bei der Nutzung von Reststoffen wird nur ein Balken dargestellt, da keine Emissionen aus<br />

indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen erwartet werden. Negative Werte bezeichnen eine Emissionssteigerung bezüglich des<br />

Referenzsystems. * Bei Pfaden, die Grassilage/Gülle als Substrat haben, wurde angenommen, dass in Deutschland Grassilage<br />

keine Emissionen aus <strong>Landnutzung</strong>sänderungen verursacht, was aber nicht global übertragbar ist. Die Bezeichnungen der<br />

Pfade beziehen sich auf die in den Tabellen 7.2-1 <strong>und</strong> 7.2-2 aufgelisteten Anbaussysteme <strong>und</strong> Konversionsverfahren.<br />

Quelle: WBGU basierend auf Daten von Fritsche <strong>und</strong> Wiegmann, 2008 sowie Müller-Langer et al., 2008<br />

dien zu Grenzschadenskosten (Clarkson <strong>und</strong> Deyes,<br />

2002; Pearce, 2003; UBA, 2007) <strong>und</strong> zu Grenzkosten<br />

verschiedener Vermeidungsoptionen (Enkvist et al.,<br />

2007) werden im Folgenden Nutzungspfade in folgende<br />

Kategorien eingeordnet: Nutzungspfade mit<br />

Vermeidungskosten oberhalb von 60 € pro t CO 2eq<br />

werden als gegenwärtig ökonomisch nicht effizient,<br />

d. h. als heute zu teuer bewertet, Nutzungspfade mit<br />

Vermeidungskosten von 40–60 € pro t CO 2 eq werden<br />

als ökonomisch akzeptabel eingeschätzt <strong>und</strong><br />

Nutzungspfade mit weniger als 40 € pro t CO 2 eq<br />

beschreiben nach Ansicht des WBGU den heute kosteneffizienten<br />

Bereich. Angesichts von Unsicherheiten,<br />

die aus den Modellierungen resultieren, die den<br />

Zahlen in den genutzten Studien zugr<strong>und</strong>e liegen,<br />

sind die angegebenen Bereichsgrenzen zwar unter<br />

Vorbehalt zu betrachten; sie beschreiben dennoch<br />

plausible Korridore für die Bewertung.<br />

Legt man zunächst die heutigen Kosten zugr<strong>und</strong>e,<br />

ergeben sich folgende Schlussfolgerungen: Kostengünstiger<br />

Klimaschutz lässt sich heute in erster Linie<br />

mit denjenigen Pfaden erreichen, bei denen tropische<br />

Energiepflanzen auf marginalem bzw. degradiertem<br />

Land angebaut werden. Dies gilt auch für<br />

den Einsatz in der Mobilität. Mit Biodiesel aus Jatropha,<br />

das auf marginalem Land angebaut wurde, lassen<br />

sich durch den Klimaschutz sogar Kosten vermeiden.<br />

Darüber hinaus sind diejenigen Pfade günstig,<br />

die auf vergleichsweise einfachen Technologien<br />

beruhen, wie z. B. die Verwendung von unraffiniertem<br />

Pflanzenöl oder die einfache Mitverbrennung<br />

von Stroh- oder Restholzpellets in Kohlekraftwerken.<br />

Etablierte Technologien wie die Mitverbrennung<br />

oder auch die Vergärung von Reststoffen in Biogasanlagen<br />

zu Biogas oder Biomethan sind günstig <strong>und</strong><br />

im Vergleich zu anderen Technologien, deren Kernprozess<br />

die Vergasung von Biomasse ist (z. B. Fischer-<br />

Tropsch-Diesel) oder die teure Aggregate verwenden<br />

(z. B. Brennstoffzellen), zunächst zu bevorzugen.<br />

Erst wenn deren Kosten in Folge des technologischen<br />

Fortschritts gesenkt werden können, kann der großflächige<br />

Einsatz dieser Technologien für den Klimaschutz<br />

empfohlen werden.<br />

Da in die Betrachtung Emissionen aus indirekten<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderungen einbezogen werden müssen<br />

(grüne Balken), sind heute nur einige wenige<br />

Reststoffpfade attraktiv sowie Energiepflanzenpfade,<br />

die degradiertes bzw. marginales Land als Teil<br />

des Anbausystems verwenden.<br />

Dieses Bewertungsraster ist jedoch nicht gleichzusetzen<br />

mit der Empfehlung, diejenigen Technologien,<br />

deren Vermeidungskosten als heute zu teuer bewertet<br />

werden, nicht weiterzuverfolgen. Vielmehr muss<br />

hier eine differenzierte Betrachtung angeschlossen<br />

werden, die auf die Gründe der hohen Kosten <strong>und</strong><br />

auf zu erwartende deutliche Kostenminderungen<br />

eingeht<br />

Bei der Betrachtung der Vermeidungskosten muss<br />

darüber hinaus berücksichtigt werden, dass sie stark<br />

von den Gestehungskosten des Referenzsystems<br />

abhängen. Diese liegen beispielsweise bei der Stromerzeugung<br />

aus Kohle mit 5,2 €ct/kWh el relativ niedrig<br />

<strong>und</strong> bei der Stromerzeugung aus Erdgas fast bei<br />

dem doppelten Wert bei 10,0 €ct/kWh el (Tab. 7.3-4).<br />

Zu beachten ist weiter, dass alle Kosten der Referenzsysteme<br />

auf das Basisjahr 2005 bezogen sind <strong>und</strong><br />

in Zukunft Veränderungen zu erwarten sind. Dabei<br />

ist sowohl beim <strong>Bioenergie</strong>pfad als auch beim Referenzsystem<br />

zwischen Technologiekosten <strong>und</strong> Brennstoffkosten<br />

zu unterscheiden.<br />

Die Technologiekosten werden voraussichtlich in<br />

beiden Fällen sinken. Da aber die relativ alte konventionelle<br />

fossile Technologie in ihrem Entwicklungsstand<br />

weit fortgeschritten ist, werden die Kostensenkungspotenziale<br />

geringer ausfallen als bei den<br />

z. T. relativ neuen Technologien zur <strong>Bioenergie</strong>nutzung.<br />

Bei den Brennstoffkosten kann sich ein anderes<br />

Bild ergeben. Im Vergleich zum Referenzjahr 2005<br />

ist in Deutschland der Brennstoffpreis für importierte<br />

Steinkohle von 65 € pro t innerhalb von drei<br />

Jahren bis 2008 um ca. 50 % auf 95 € pro t angestiegen<br />

(Müller-Langer et al, 2008; Statis, 2008). Allerdings<br />

sind in diesem Zeitraum auch die Brennstoffpreise<br />

für Biomasse gestiegen, u. a. da sie mit denen<br />

der fossilen Energieträger positiv korreliert sind<br />

(Kap. 5.2.5.2). Ob die Vermeidungskosten von Bio-<br />

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