14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

262 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

<strong>Bioenergie</strong>produktion zu überzeugen, da bei einem<br />

alleinigen Vorgehen der europäischen Staatengemeinschaft<br />

immer noch große Teile des Weltmarktes<br />

für <strong>Bioenergie</strong>träger unreguliert bleiben. Bi- <strong>und</strong><br />

multilaterale Abkommen mit konkreten Kriterien<br />

für eine <strong>nachhaltige</strong> Produktion <strong>und</strong> Nutzung von<br />

<strong>Bioenergie</strong>trägern müssen also ebenfalls einen Beitrag<br />

zu einer <strong>nachhaltige</strong>n globalen Biomassestrategie<br />

leisten.<br />

Aus Sicht des WBGU liegt aus diesen Überlegungen<br />

heraus ein viel versprechender Ansatz in einem<br />

gestuften Vorgehen, d. h. in der Kombination unilateraler<br />

verpflichtender Mindeststandards innerhalb<br />

der EU mit der Integration von Nachhaltigkeitsstandards<br />

in bi- <strong>und</strong> multilaterale Abkommen zwischen<br />

wichtigen Produktions- <strong>und</strong> Abnehmerländern von<br />

<strong>Bioenergie</strong>produkten. Auf multilateraler Ebene<br />

könnte die GBEP ein wichtiges Gremium sein, um<br />

internationale Verhandlungsprozesse abzukürzen<br />

<strong>und</strong> bi- <strong>und</strong> multilaterale Politikformulierung zu globalen<br />

Standards zu beschleunigen (Kap. 10.3.2.2).<br />

Mit der politischen Unterstützung der G8 könnte<br />

auch erreicht werden, dass die Entscheidungen in<br />

politikrelevante Foren, Institutionen <strong>und</strong> Prozesse<br />

eingebracht <strong>und</strong> deren Implementierung gewährleistet<br />

ist. Längerfristig sollten die vom WBGU geforderten<br />

Standards für alle Arten von Biomasse gelten<br />

(Kap. 10.3.1; Kasten 10.3-5).<br />

Solange jedoch kein weltweit einheitlicher Standard<br />

für alle Biomassearten existiert, muss realistischerweise<br />

gesehen werden, dass ein Standard<br />

bzw. Zertifizierungssystem für <strong>Bioenergie</strong>träger die<br />

Nachhaltigkeitsprobleme der <strong>Bioenergie</strong>gewinnung<br />

aus Energiepflanzen zwar verringern, aber nicht<br />

vollständig beseitigen kann, da indirekte Effekte<br />

zwar berücksichtigt, aber nicht gänzlich ausgeschlossen<br />

werden können. Auch ist damit zu rechnen, dass<br />

selbst bei einer globalen Umsetzung von <strong>Bioenergie</strong>standards<br />

in der Praxis durch Lücken im Kontrollsystem<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> schwacher Institutionen in einigen<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern die Nachhaltigkeit<br />

in der <strong>Bioenergie</strong>produktion nicht vollumfänglich<br />

garantiert werden kann. Standardsetzung <strong>und</strong><br />

Zertifizierung im <strong>Bioenergie</strong>sektor sind dennoch ein<br />

bedeutsames Instrument, um den Weg für die <strong>nachhaltige</strong><br />

Gestaltung aller land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlichen<br />

Praktiken weltweit zu bereiten. Auch unilaterale<br />

Standards können diese Funktion übernehmen,<br />

da sie in den Produzentenländern <strong>und</strong> in den land-<br />

<strong>und</strong> forstwirtschaftlichen Betrieben unweigerlich die<br />

Diskussion um die Produktionsmethoden anstoßen.<br />

Noch gibt es keine etablierten Nachhaltigkeitsstandards<br />

für Biokraftstoffe bzw. <strong>Bioenergie</strong>träger<br />

aus nachwachsen Rohstoffen allgemein. Selbst wenn<br />

die bisherigen Politikprozesse zu <strong>Bioenergie</strong> auf EU-<br />

Ebene weiter dynamisch voranschreiten, wäre mit<br />

der Einführung eines EU-weiten Mindeststandards<br />

für <strong>Bioenergie</strong>träger wie vom WBGU gefordert vermutlich<br />

frühestens im Jahr 2012 zu rechnen. In der<br />

Zwischenzeit lägen 3-4 Jahre, in denen <strong>Bioenergie</strong>träger<br />

<strong>und</strong> insbesondere Biokraftstoffe weitgehend<br />

unreguliert in die EU importiert werden könnten.<br />

Um die nicht <strong>nachhaltige</strong> Produktion <strong>und</strong> Nutzung<br />

von <strong>Bioenergie</strong> zu begrenzen, sollte für die Übergangszeit<br />

jegliche Förderung von <strong>Bioenergie</strong>trägern,<br />

die den angestrebten Mindeststandards nicht genügt,<br />

unterlassen werden (Kap. 10.7).<br />

Ein pragmatischer erster Schritt ist es, bei der<br />

Einführung eines gesetzlichen Mindeststandards für<br />

<strong>Bioenergie</strong>träger innerhalb der EU auf bestehende<br />

Zertifizierungssysteme für Biomasse außerhalb der<br />

energetischen Nutzung sowie auf die sich entwickelnden<br />

Zertifizierungssysteme im <strong>Bioenergie</strong>sektor<br />

(Tabelle 10.3-1) zurückzugreifen <strong>und</strong> diese im<br />

Sinne eines Metastandards auf die <strong>Bioenergie</strong>zertifizierung<br />

anrechenbar zu machen. Dies ist von der EU<br />

<strong>und</strong> in dem von Deutschland entwickelten Zertifizierungssystem<br />

vorgesehen. Die Anerkennung nationaler<br />

<strong>und</strong> freiwilliger Zertifizierungen würde auch den<br />

Zertifizierungsaufwand für ausländische Produzenten<br />

reduzieren <strong>und</strong> die Akzeptanz eines unilateralen<br />

Vorgehens erhöhen. Flankierende bi- <strong>und</strong> multilaterale<br />

Abkommen bezüglich einer international abgestimmten,<br />

<strong>nachhaltige</strong>n Förderung von <strong>Bioenergie</strong><br />

(Kap. 10.7 <strong>und</strong> 10.8), zur Einrichtung von Schutzgebieten<br />

<strong>und</strong> Schutzgebietsnetzwerken (Kap. 10.5), zur<br />

Gewährleistung der weltweiten Ernährungssicherheit<br />

sowie Vereinbarungen zu Agrarflächen <strong>und</strong> zum<br />

Flächenverbrauch (Kap. 10.4) können die Effektivität<br />

der Zertifizierung weiter erhöhen.<br />

10.4<br />

Ansätze zur Sicherung der Welternährung im<br />

Rahmen einer <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

10.4.1<br />

Neue Herausforderungen durch die<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

Die weltweit zunehmende Bedeutung der <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

bringt auch neue Herausforderungen für die<br />

Sicherung der Welternährung mit sich. Zwar haben<br />

Effizienzverbesserungen bei der traditionellen Biomassenutzung<br />

für energetische Zwecke positive Wirkungen<br />

auf die Ernährungslage, da Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

<strong>und</strong> Energiearmut reduziert werden. Allerdings<br />

steht der Energiepflanzenanbau zugleich in direkter<br />

Flächenkonkurrenz mit der Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittelproduktion,<br />

so dass eine ungebremste Ausweitung<br />

des Energiepflanzenanbaus die Nahrungspro-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!