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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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104 6 Modellierung des globalen Potenzials von Energiepflanzen<br />

Scenario), 69 EJ (High Growth Scenario) bzw. 82 EJ<br />

an (450 ppm Stabilisation Case; IEA, 2007a). Dieses<br />

wirtschaftliche Potenzial wurde mit Hilfe eines ökonomischen<br />

Energiesystemsmodells unter Berücksichtigung<br />

verschiedener Politikszenarien berechnet.<br />

Eine vom Verband der Chemischen Industrie in<br />

Auftrag gegebene Studie des Instituts für Energie<br />

<strong>und</strong> Umweltforschung Heidelberg (IFEU) beziffert<br />

das globale <strong>Bioenergie</strong>potenzial im Jahr 2050<br />

auf 240–620 EJ pro Jahr. Davon entfallen 215–420<br />

EJ pro Jahr auf den Anbau von Energiepflanzen auf<br />

überschüssigen Anbauflächen, wobei der zukünftige<br />

Bedarf für stoffliche Nutzung von Biomasse berücksichtigt<br />

wurde, <strong>und</strong> extreme Szenarien für Ertragssteigerungen<br />

in der Landwirtschaft ausgeschlossen wurden.<br />

Daneben tragen noch Holzzuwächse mit 0–45<br />

EJ pro Jahr sowie alle Arten von biogenen Abfällen<br />

<strong>und</strong> Reststoffen mit 25–155 EJ pro Jahr zum globalen<br />

Potenzial bei (IFEU, 2007).<br />

Der Ro<strong>und</strong> Table on Sustainable Development<br />

der OECD schätzt das <strong>nachhaltige</strong> globale Potenzial<br />

der <strong>Bioenergie</strong> im Jahr 2050 auf insgesamt 245<br />

EJ pro Jahr ab (Doornbosch <strong>und</strong> Steenblik, 2007).<br />

Von diesem Potenzial entfallen 109 EJ pro Jahr auf<br />

den Anbau von Energiepflanzen sowie 136 EJ pro<br />

Jahr auf die energetische Nutzung von Reststoffen<br />

aus Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft sowie Dung <strong>und</strong> organischen<br />

Abfällen. Die für den Anbau von Energiepflanzen<br />

zur Verfügung stehenden Flächen schätzen<br />

die Autoren auf 440 Mio. ha. Dabei nehmen sie bislang<br />

für die Nahrungsmittelproduktion verwendete<br />

Flächen, zusätzliche 200 Mio. ha für die Sicherung<br />

der Ernährung der Weltbevölkerung sowie Waldflächen<br />

vom Anbau aus, reservieren aber keine Flächen<br />

für den Naturschutz.<br />

Für ein „alternatives Szenario“ einer klimafre<strong>und</strong>lichen<br />

künftigen Energieerzeugung gibt eine von<br />

Greenpeace <strong>und</strong> dem European Renewable Energy<br />

Council (EREC) in Auftrag gegebene Studie den<br />

<strong>nachhaltige</strong>n Beitrag der <strong>Bioenergie</strong> zur globalen<br />

Energieerzeugung im Jahr 2050 mit etwa 105 EJ pro<br />

Jahr an (Greenpeace <strong>und</strong> EREC, 2007).<br />

6.1.2<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Bewertung<br />

Die Potenzialabschätzungen für den Beitrag der <strong>Bioenergie</strong><br />

zur globalen Energienutzung sind in Tabelle<br />

6.1-1 zusammengefasst. Obwohl sich die angegebenen<br />

Potenziale mit einer Spanne von etwa 30–1.200<br />

EJ pro Jahr zum Teil sehr stark unterscheiden, lassen<br />

sich aus diesem Literaturvergleich dennoch einige<br />

Trends identifizieren, die sich im Rahmen der zum<br />

Teil großen Unsicherheiten zu einem einigermaßen<br />

konsistenten Bild fügen.<br />

Die größte Unsicherheit resultiert aus dem ungewissen<br />

Flächenbedarf für die künftige Ernährung<br />

der Weltbevölkerung, der nicht nur vom Bevölkerungswachstum,<br />

sondern auch von der Entwicklung<br />

der Ernährungsgewohnheiten <strong>und</strong> dem technologischen<br />

Fortschritt sowie dem Grad der Intensivierung<br />

der Agrarproduktion abhängt (Kap. 5.2). Sehr hohe<br />

<strong>Bioenergie</strong>potenziale in der Größenordnung von<br />

1.000 EJ pro Jahr sind nur dann technisch realisierbar,<br />

wenn bislang für die Nahrungsmittelproduktion<br />

genutzte Flächen durch Effizienzsteigerungen oder<br />

weniger flächenintensive Ernährungsgewohnheiten<br />

für den Anbau von Energiepflanzen nutzbar werden.<br />

Hier stellt sich die Frage, ob für die Sicherung der<br />

Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung nicht<br />

eher noch zusätzliche Anbauflächen nötig sein werden,<br />

wie dies beispielsweise die FAO prognostiziert<br />

(FAO, 2003a).<br />

Schließt man daher die Verwendung von bislang<br />

für die Nahrungsmittelproduktion verwendeten Flächen<br />

aus, dann verbleiben für den Anbau von Energiepflanzen<br />

nur marginale Flächen (Kasten 4.2-1),<br />

mit einem sehr unsicheren Energiepotenzial von<br />

etwa 30–200 EJ pro Jahr für eine nicht bewässerte<br />

<strong>und</strong> nicht stark intensivierte Anbauweise.<br />

Zu diesem Potenzial aus dem Anbau von Energiepflanzen<br />

kommen nach den hier vorgestellten<br />

Studien noch zusätzliche Erträge aus der Forstwirtschaft<br />

mit ca. 80 EJ pro Jahr sowie biogene Abfälle<br />

<strong>und</strong> Reststoffe (hierzu zählen Pflanzenreste aus der<br />

Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Dung <strong>und</strong> organische<br />

Abfälle) mit ca. 80 EJ pro Jahr.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die meisten dieser<br />

Abschätzungen das technische Potenzial betreffen,<br />

das wirtschaftliche oder gar <strong>nachhaltige</strong> Potenzial<br />

wird voraussichtlich noch darunter liegen. Auch<br />

sind Nutzungskonkurrenzen zum Teil nicht berücksichtigt.<br />

So schätzt der WBGU das <strong>Bioenergie</strong>potenzial<br />

aus Zuwächsen in der Forstwirtschaft aufgr<strong>und</strong><br />

der steigenden Nachfrage nach Holzprodukten als<br />

gering ein (Kap. 5.3.2). Die Kaskadennutzung dieser<br />

stofflichen Produkte entschärft dieses Problem<br />

aufgr<strong>und</strong> der unvermeidlichen Verluste nur teilweise<br />

(Kap. 5.3.3). Daher nimmt der WBGU ein <strong>nachhaltige</strong>s<br />

Potenzial von 0 EJ pro Jahr aus Waldzuwächsen<br />

an, weist aber darauf hin, dass in diesem Bereich<br />

noch Forschungsbedarf besteht.<br />

Zum <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>potenzial aus der<br />

Verwertung von biogenen Abfällen <strong>und</strong> Reststoffen<br />

gibt es kaum Studien. In seinem Energiegutachten<br />

(WBGU, 2003a) schätzt der WBGU dieses <strong>nachhaltige</strong><br />

Potenzial auf insgesamt 67 EJ pro Jahr. Auf der<br />

Basis neuerer Studien erachtet der WBGU für das<br />

globale technische Potenzial aus biologischen Abfall-<br />

<strong>und</strong> Reststoffen aus der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />

sowie Dung einen Wert von 80 EJ pro Jahr für rea-

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