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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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336 12 Handlungsempfehlungen<br />

entwicklung <strong>und</strong> Energiemärkten deutlich intensiverer<br />

Berücksichtigung in der nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Politik. So müssen Maßnahmen in dem<br />

einen Sektor stets auf ihre (internationalen) Rückwirkungen<br />

auf die anderen Bereiche geprüft werden.<br />

Mittelfristig geht es um die Konzipierung <strong>und</strong> Etablierung<br />

regulierender Mechanismen zur Reduzierung<br />

von Konflikten, etwa wenn Entwicklungen auf<br />

den Energiemärkten zu Fehlentwicklungen für die<br />

Ernährungssicherheit führen.<br />

Ernährungssicherheit bei der<br />

Liberalisierung des Agrarhandels<br />

berücksichtigen<br />

Langfristig ist für die Sicherung der Ernährung wichtig,<br />

dass von den Weltagrarmärkten Impulse für Produktionssteigerungen<br />

gerade in ärmeren Entwicklungsländern<br />

ausgehen. Hierzu sollten Importbarrieren<br />

für Agrargüter, vor allem Nahrungsmittel, stärker<br />

gesenkt sowie Exportsubventionen <strong>und</strong> andere<br />

Produktionsfördermaßnahmen, die Nachhaltigkeitskriterien<br />

zuwiderlaufen, weltweit, vor allem aber<br />

in den Industrieländern, zurückgeführt werden. In<br />

der Folge würden voraussichtlich die Preise auf den<br />

Weltagrarmärkten steigen <strong>und</strong> die Nahrungsmittelproduktion<br />

in Entwicklungsländern könnte aufgr<strong>und</strong><br />

komparativer Produktionsvorteile mittel- bis<br />

langfristig wachsen. Allerdings sind ärmere Entwicklungsländer<br />

häufig als Nettoimporteure von Agrargütern<br />

<strong>und</strong> Nahrungsmitteln (LIFDC) unmittelbar<br />

negativ von solchen Weltmarktpreissteigerungen<br />

betroffen. Zur Abfederung der resultierenden negativen<br />

Wirkungen in diesen Ländern bedarf es dann<br />

kurzfristig internationaler finanzieller Unterstützungs-<br />

<strong>und</strong> Ausgleichsmechanismen. Ebenso kann<br />

in Entwicklungsländern der kleinbäuerliche Sektor<br />

betroffen sein, wenn er bei einer allgemeinen Liberalisierung<br />

ohne weitere Beihilfen mit preisgünstigen<br />

Agrarimporten konkurrieren muss. Für ärmere Entwicklungsländer<br />

sollten daher Ausnahmeregelungen<br />

für den kleinbäuerlichen Sektor vorgesehen werden,<br />

die es diesen Ländern ermöglichen, für bestimmte<br />

Agrargüter (höhere) Importzölle zu erheben sowie<br />

weitere Fördermaßnahmen zu leisten, um längerfristige<br />

nationale Strategien zur regionalen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> <strong>nachhaltige</strong>n Nahrungsmittelproduktion abzusichern.<br />

Derartige Regelungen könnten als zulässige<br />

Green-Box-Subventionen im WTO-Agrarabkommens<br />

aufgenommen bzw. in einer „Development<br />

Box“ verortet werden.<br />

Finanzierung internationaler<br />

Nahrungsmittelhilfe verbessern<br />

Finanzierungsfragen stellen sich auch bei Nothilfeprogrammen,<br />

d. h. bei der kurzfristigen direkten<br />

Unterstützung der Krisenländer mit Nahrungsmit-<br />

teln. Die zentrale Institution ist hier das World Food<br />

Programme (WFP), dessen finanzieller Rahmen 2,8<br />

Mrd. US-$ beträgt. Angesichts der weltweiten Krise<br />

im Jahr 2008 hat das Programm einen zusätzlichen<br />

Finanzierungsbedarf von 750 Mio. US-$ angemeldet.<br />

Um für eine dauerhafte <strong>und</strong> ausreichende Ausstattung<br />

des WFP zu sorgen, kann es angebracht sein,<br />

eigenständige Finanzierungsquellen für das WFP zu<br />

etablieren. Im Kontext global wachsender <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen<br />

empfiehlt der WBGU zu prüfen,<br />

ob eine internationale Finanzierung im Sinne<br />

des Verursacherprinzips durch Abgaben auf <strong>Landnutzung</strong>en<br />

außerhalb von Naturschutz <strong>und</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />

in Frage käme. Dazu könnte<br />

z. B. ein Finanzierungsschlüssel in der Gebergemeinschaft<br />

vereinbart werden, der sich neben der ökonomischen<br />

Leistungsfähigkeit des Geberlandes auch an<br />

dessen Inanspruchnahme von Biomasse für die energetische<br />

Nutzung orientiert.<br />

Maßnahmen zur Senkung der Volatilität<br />

von Nahrungsmittelpreisen prüfen<br />

Je enger Energie- <strong>und</strong> Nahrungsmittelpreise miteinander<br />

korrelieren, umso volatiler dürften sich die<br />

Nahrungsmittelpreise verhalten (Kap. 5.2). Starke<br />

Preisschwankungen nach unten erhöhen die Investitionsunsicherheit<br />

bei landwirtschaftlichen Produzenten<br />

<strong>und</strong> treffen insbesondere den kleinbäuerlichen<br />

Sektor, der kaum über Rücklagen verfügt<br />

<strong>und</strong> gegen Preisrisiken nicht oder höchst unzureichend<br />

abgesichert ist. Starke Preisschwankungen<br />

nach oben gefährden wiederum Nettonahrungsmittelkonsumenten<br />

mit niedrigem Einkommen. Hier<br />

gilt es zu prüfen, ob ein international koordinierter<br />

Ausbau von Nahrungsmittelreserven einen sinnvollen<br />

Weg darstellt, um bei einem kurzfristig signifikanten<br />

Preisanstieg das Weltmarktangebot zu erhöhen<br />

bzw. bei einem drastischen Preiseinbruch Nachfrage<br />

zu generieren. Innovative Maßnahmen zur Verringerung<br />

der Volatilität wären sehr wünschenswert.<br />

12.3.3<br />

Steigenden Druck auf die <strong>Landnutzung</strong> durch sich<br />

ändernde Ernährungsweisen stärker beachten<br />

Der stark steigende Druck auf die <strong>Landnutzung</strong><br />

durch veränderte Ernährungsweisen, aufgr<strong>und</strong> flächenintensiver<br />

Ernährungsmuster in Industrieländern<br />

<strong>und</strong> deren Ausweitung in dynamisch wachsenden<br />

großen Schwellenländern, verschärft die globalen<br />

Flächennutzungskonkurrenzen. Dies ist eine<br />

heute noch weitgehend unterschätzte Herausforderung<br />

für die Zukunft, die mehr Aufmerksamkeit<br />

verdient. Durch die Ausbreitung westlicher Ernährungsmuster<br />

mit ihrem hohen Anteil an Fleisch-

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