Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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158 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />
7.1.6<br />
Folgerungen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Anbaukulturen schlechter für<br />
die Biodiversität <strong>und</strong> die Kohlenstoffspeicherung im<br />
Boden als Wald oder Grasland bzw. Weide. Mehrjährige<br />
Kulturen wie Jatropha, Ölpalme <strong>und</strong> KUP<br />
sind bezüglich der genannten Faktoren positiver zu<br />
bewerten als ein- bis dreijährige Kulturen wie Raps,<br />
Getreide oder Mais. Zuckerrohr, das sowohl einjährig<br />
als auch mehrjährig kultiviert werden kann, weist<br />
im einjährigen Anbau ebenfalls eine schlechtere<br />
Bilanz auf als im mehrjährigen Anbau (Tab. 7.1-5).<br />
7.2<br />
Technisch-ökonomische Analyse <strong>und</strong> Bewertung<br />
von <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfaden<br />
7.2.1<br />
Übersicht der energetischen<br />
Nutzungsmöglichkeiten<br />
Die Möglichkeiten, Energie aus Biomasse bereitzustellen,<br />
sind sehr vielfältig (Abb. 7.2-1; Kasten 7.2-1).<br />
Biomasse hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber<br />
anderen erneuerbaren Energiequellen: sie liegt<br />
meist in Form eines Energiespeichers vor bzw. ist<br />
ohne zusätzlichen technischen Aufwand speicherbar.<br />
Ein weiterer Vorteil ist ihre universelle Verwendbarkeit<br />
im Strom-, Wärme- <strong>und</strong> Verkehrssektor. Große<br />
Teile der Wärme- <strong>und</strong> Mobilitätsversorgung können<br />
jedoch auch durch die Stromerzeugung von anderen<br />
erneuerbaren Energien übernommen werden, weshalb<br />
letztendlich vor allem die Speicherbarkeit der<br />
Biomasse als Vorteil zu nennen ist.<br />
Ein Nutzungspfad bzw. eine Bereitstellungskette<br />
umfasst alle Prozesse, beginnend mit dem Anbau von<br />
Energiepflanzen bzw. der Verfügbarmachung biogener<br />
Reststoffe oder Abfälle bis hin zur Bereitstellung<br />
von Endenergie (Strom, Wärme, Kraftstoffe). Diese<br />
Bereitstellungsketten können in verschiedene Teilprozesse<br />
aufgeteilt werden. Es wird unterschieden<br />
zwischen:<br />
– Biomasseproduktion,<br />
– Biomassebereitstellung,<br />
– Biomasseumwandlungsverfahren (Konversionsprozesse),<br />
– Energetischer Nutzung,<br />
– Verwertung <strong>und</strong> Entsorgung der anfallenden<br />
Rückstände <strong>und</strong>/oder Abfälle.<br />
Die Teilprozesse sind voneinander abhängig, so<br />
dass für eine Bewertung die gesamte Prozesskette<br />
betrachtet werden muss.<br />
Jeder Teilabschnitt stellt eine Summe aus vielen<br />
einzelnen Prozessschritten dar (FNR, 2005). Im Folgenden<br />
werden die wesentlichen technischen Prozesse<br />
kurz erläutert.<br />
7.2.2<br />
Technologien zur Energieumwandlung<br />
7.2.2.1<br />
Verbrennung <strong>und</strong> thermochemische Verfahren<br />
Verbrennung ist die Oxidation eines Brennstoffes in<br />
Gegenwart von Sauerstoff unter Energiefreisetzung.<br />
Chemisch gesehen wird Kohlenstoff (C) oder Wasserstoff<br />
(H) mit Hilfe von Sauerstoff (O 2 ) zu Kohlendioxid<br />
(CO 2) oder Wasser (H 2O) oxidiert. Die Reaktion<br />
ist exotherm, d. h. es wird Energie frei. Die maximal<br />
freigesetzte Energie bei der Verbrennung von<br />
Kohlenstoff zu CO 2 beträgt z. B. 394 kJ pro mol, die<br />
als Wärme freigesetzt werden. Bei der Verbrennung<br />
von Wasserstoff zu Wasserdampf sind dies 242 kJ pro<br />
mol.<br />
Dem Prozess wird gewöhnlich mehr Oxidationsmittel<br />
(Sauerstoff) zugeführt als zur vollständigen<br />
Oxidation notwendig. Die Verbrennung eines festen<br />
Brennstoffs setzt sich zusammen aus den Teilprozessen<br />
pyrolytische Zersetzung (siehe Pyrolyse), Vergasung<br />
<strong>und</strong> anschließender Oxidation der Zersetzungsprodukte.<br />
Läuft die Verbrennung vollständig ab, wird<br />
sie als stöchiometrische Verbrennung bezeichnet<br />
(Kaltschmitt <strong>und</strong> Hartmann, 2003).<br />
Die direkte Verbrennung von fester Biomasse<br />
in Feuerungsanlagen (großtechnische Feuerungen,<br />
Kaminöfen, Pelletöfen usw.) oder Kesseln ist das<br />
am weitesten verbreitete Energiewandlungsverfahren<br />
für biogene Festbrennstoffe wie Holz oder Stroh.<br />
Verbrennungsanlagen werden zur Produktion von<br />
Wärme eingesetzt, die als Sek<strong>und</strong>ärenergie (z. B. als<br />
Dampf, der mechanisch Turbinen antreibt, die die<br />
Energie über einen Generator in elektrische Energie<br />
umwandeln), als Endenergie (z. B. Fernwärme) oder<br />
als Nutzenergie (z. B. Strahlungswärme eines Kachelofens)<br />
genutzt wird.<br />
Eine gemeinsame Nutzung von fester Biomasse<br />
mit fossilen Energieträgern, die so genannte Ko- oder<br />
Mitfeuerung, ist möglich <strong>und</strong> in vielen Feuerungsanlagen<br />
Stand der Technik. Beispiele hierfür sind eine<br />
Nahwärmeversorgung im kleinen Maßstab, in der zur<br />
Abdeckung des Gr<strong>und</strong>lastbedarfs Biomasse <strong>und</strong> zur<br />
Spitzenlastabdeckung leichtes Heizöl oder Erdgas<br />
eingesetzt wird. Große Kohlekraftwerke setzen feste<br />
Biomasse in Form von Pellets in der Mitverbrennung<br />
zur Strom- <strong>und</strong> Wärmebereitstellung ein.