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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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274 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

Arbeitsprogramme bieten hierfür eine gute Basis<br />

(Kap. 10.5.1).<br />

Die folgenden Abschnitte gehen teils über den<br />

speziellen Fokus <strong>Bioenergie</strong> hinaus, da die Sicherung<br />

der Nachhaltigkeit der <strong>Landnutzung</strong> für <strong>Bioenergie</strong><br />

nicht scharf von <strong>Landnutzung</strong> generell getrennt werden<br />

kann.<br />

10.5.1<br />

Schutzgebiete <strong>und</strong> Schutzgebietssysteme<br />

In Kapitel 5.4 wird deutlich, dass es durch den Ausbau<br />

der <strong>Bioenergie</strong>nutzung zur Konkurrenz mit dem<br />

Naturschutz kommen kann. Ein unverzichtbares Instrument<br />

um derartige Konflikte zu vermeiden, ist<br />

ein effektives Schutzgebietssystem. Dabei reicht die<br />

Bedeutung von Schutzgebieten weit über Fragen der<br />

<strong>Bioenergie</strong> hinaus. Schutzgebiete sind unverzichtbare<br />

Instrumente, um biologische Vielfalt zu erhalten<br />

(MA, 2005b, c; CBD, 2004b). Die CBD <strong>und</strong> der<br />

Weltgipfel für <strong>nachhaltige</strong> Entwicklung haben sich<br />

zum Ziel gesetzt, dass die Verlustrate biologischer<br />

Vielfalt bis 2010 signifikant verringert wird. Diesem<br />

Ziel dient die vom WBGU vorgeschlagene Biosphärenleitplanke<br />

(Kap. 3.1.2): „10–20 % der weltweiten<br />

Fläche terrestrischer Ökosysteme (bzw. 20–30 % der<br />

Fläche mariner Ökosysteme) sollten für ein globales,<br />

ökologisch repräsentatives <strong>und</strong> effektiv betriebenes<br />

Schutzgebietssystem ausgewiesen werden. Zudem<br />

sollten auch etwa 10–20 % der Flussökosysteme<br />

inklusive ihrer Einzugsgebiete dem Naturschutz vorbehalten<br />

sein“.<br />

Innerhalb des Schutzgebietssystems müssen sich<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Nutzung biologischer Vielfalt, einschließlich<br />

der <strong>Bioenergie</strong>nutzung, keineswegs<br />

immer ausschließen (WBGU, 2000). Die Weltnaturschutzunion<br />

IUCN unterteilt die Schutzgebiete nach<br />

Kategorien, je nach Schutzziel <strong>und</strong> Nutzungsintensität<br />

(Kategorien I–VI; IUCN, 1994; Kasten 5.4-1).<br />

Dabei sollten nur die Gebiete der Kategorien I–IV<br />

mit vorrangigem Schutzziel für die Einhaltung von<br />

Flächenzielen angerechnet werden (Pistorius et al.,<br />

2008), da die Kategorien V <strong>und</strong> VI den Schwerpunkt<br />

auf <strong>nachhaltige</strong> Nutzung <strong>und</strong> nicht auf Erhaltung setzen.<br />

Bei den UNESCO-Biosphärenreservaten wird<br />

dieses Prinzip abgestufter Nutzungsintensitäten in<br />

ein Zonierungskonzept umgesetzt, bei dem Kernzonen<br />

von Puffer- <strong>und</strong> Entwicklungszonen umgeben<br />

sind (UNESCO-MAB, 1995).<br />

Die CBD verpflichtet in Art. 8(a) alle Vertragsstaaten,<br />

ein Schutzgebietssystem einzurichten. Damit<br />

sind sie eine besondere Form der Flächennutzungsvereinbarung<br />

eingegangen: Zur Erhaltung des globalen<br />

Guts biologische Vielfalt muss in bestimmten<br />

Gebieten auf degradierende Nutzung verzichtet wer-<br />

den. Darüber hinaus fordert die CBD, dass die Nutzung<br />

biologischer Ressourcen auch außerhalb von<br />

Schutzgebieten geregelt <strong>und</strong> verwaltet wird (Art<br />

8(c) CBD; Glowka, 1994). Demnach kann der Naturschutz<br />

nicht allein auf die Schutzgebiete „delegiert“<br />

werden, sondern alle Arten der <strong>Landnutzung</strong> müssen<br />

Aspekte der Erhaltung <strong>und</strong> <strong>nachhaltige</strong>n Nutzung<br />

biologischer Vielfalt integrieren.<br />

Das derzeitige Schutzgebietssystem ist von der<br />

ausgewiesenen Fläche her beeindruckend: ca. 12 %<br />

der globalen Landfläche stehen bereits unter Schutz.<br />

Dennoch kann das Ziel längst nicht als erreicht gelten,<br />

da viele der Gebiete ihren Schutzzweck nur<br />

unzureichend erfüllen <strong>und</strong> gleichsam nur auf dem<br />

Papier existieren. Kasten 5.4-1 gibt einen Überblick<br />

über den Status quo der Schutzgebiete <strong>und</strong> Trends.<br />

10.5.1.1<br />

CBD-Arbeitsprogramm zu Schutzgebieten<br />

Erst 12 Jahre nach der Unterzeichnung der Konvention<br />

wurde die Umsetzung des Artikels 8 mit einem<br />

gesonderten Arbeitsprogramm zu Schutzgebieten<br />

angegangen (CBD, 2004b), das seither den Rahmen<br />

für die Umsetzung durch die Vertragsstaaten bildet.<br />

Das Ziel ist, bis 2010 auf dem Land <strong>und</strong> bis 2012<br />

im marinen Bereich ein ökologisch repräsentatives<br />

<strong>und</strong> gut geführtes globales Netzwerk aus nationalen<br />

Schutzgebietssystemen einzurichten. Das Arbeitsprogramm<br />

liest sich wie ein ambitionierter Aktionsplan<br />

des Naturschutzes, da es mit ergebnisorientierten<br />

Zielen konkret beschreibt, welche Maßnahmen<br />

bis zu welchem Zeitpunkt von den Staaten umgesetzt<br />

werden sollen. Eine konkrete, quantitative Verpflichtung<br />

zum Flächenschutz oder das Befolgen globaler<br />

Prioritätensetzungen etwa zur Sicherstellung einer<br />

globalen Repräsentativität waren jedoch bei der Verhandlung<br />

des Arbeitsprogramms nicht durchsetzbar.<br />

Es gibt aber einen Bezug zur globalen Strategie zum<br />

Schutz der Pflanzen, die ebenfalls unter dem Dach<br />

der CBD entwickelt wurde <strong>und</strong> u. a. vorgibt, dass<br />

bis 2010 10 % aller ökologischen Regionen der Welt<br />

geschützt sein sollen (Kap. 3.1.2).<br />

Die nationale Umsetzung erfolgt allerdings im<br />

Kontext der Prioritäten der Vertragsstaaten. Die<br />

Staaten haben sich verpflichtetet, bis 2010 zu jeder<br />

Vertragsstaatenkonferenz über die Fortschritte der<br />

Umsetzung zu berichten. Nur wenige Länder kommen<br />

dem nach: lediglich 34 von 190 Vertragsstaaten<br />

haben über ihre Fortschritte berichtet (CBD, 2007).<br />

Viele Länder haben bereits Flächenschutzziele oder<br />

wollen sie festlegen: die Werte liegen im Bereich von<br />

5–30 %. China z. B. hat sich vorgenommen, bis 2010<br />

17 % der Landesfläche unter Schutz zu stellen. Bei<br />

der schwierigen Aufgabe, die Schutzgebiete zu ver-

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