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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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tigt <strong>und</strong> zumindest von Seiten der Entwicklungszusammenarbeit<br />

nicht unterstützt werden. Nur eine<br />

systematische Überprüfung der länderspezifischen<br />

Ziele <strong>und</strong> Voraussetzungen sowie eine Ausarbeitung<br />

der Bedingungen für eine <strong>nachhaltige</strong> Produktion –<br />

einschließlich der Abwägung möglicher Alternativen<br />

– kann einen ökologisch wie sozial <strong>nachhaltige</strong>n<br />

Ausbau nationaler <strong>Bioenergie</strong>sektoren gewährleisten<br />

(Entscheidungshilfe: Abb. 10.8-1). Die Entwicklungspolitik<br />

kann hierbei wichtige Beiträge leisten.<br />

Biomasseproduktion<br />

Die energetische Nutzung von biogenen Abfall- <strong>und</strong><br />

Reststoffen aus Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft bietet viele<br />

Vorteile gegenüber dem Anbau von Energiepflanzen,<br />

z. B. entfallen weitgehend die Konkurrenzen<br />

mit bestehender <strong>Landnutzung</strong> <strong>und</strong> mögliche Emissionen<br />

aus <strong>Landnutzung</strong>sänderungen <strong>und</strong> Anbau.<br />

In den stark landwirtschaftlich geprägten Entwicklungsländern<br />

fallen erhebliche Mengen geeigneter<br />

Reststoffe an (z. B. in der Fischerei, in Sägewerken,<br />

Tee- <strong>und</strong> Kaffeeplantagen), die genutzt werden können<br />

(Kap. 7 <strong>und</strong> 8). Werden Reststoffe aus land- <strong>und</strong><br />

forstwirtschaftlichen Flächen entnommen, muss ein<br />

wirksamer Bodenschutz gewährleistet sein. Da nicht<br />

eindeutig feststeht, wie hoch die <strong>nachhaltige</strong>n wirtschaftlichen<br />

Potenziale sind <strong>und</strong> wie diese ausgeschöpft<br />

werden können, besteht hier ein großer Forschungsbedarf.<br />

In Pilotvorhaben sollte die Mobilisierung<br />

<strong>und</strong> Nutzung von Abfall- <strong>und</strong> Reststoffen unterstützt<br />

<strong>und</strong> beste Anwendungen identifiziert werden.<br />

Beim Anbau von Energiepflanzen sind insbesondere<br />

in Entwicklungsländern direkte <strong>und</strong> indirekte<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderungen (z. B. durch tropische Entwaldung,<br />

Konkurrenz zur Nahrungsproduktion) ein<br />

Risikofaktor. <strong>Landnutzung</strong>sänderungen beeinflussen<br />

die Treibhausgasbilanz entscheidend, weshalb<br />

der WBGU die direkte <strong>und</strong> indirekte Umwandlung<br />

von Wäldern <strong>und</strong> Feuchtgebieten ablehnt. Der<br />

Anbau von Energiepflanzen sollte deshalb auch in<br />

Entwicklungsländern auf solche Flächen beschränkt<br />

werden, deren Umwidmung für die <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

Emissionen aus <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

weitgehend vermeidet, da hierdurch etwa die Hälfte<br />

der Klimaschutzwirkung verloren gehen kann oder<br />

sogar Klimaschäden ausgelöst werden (Kap. 7.3).<br />

Daher sollte für den Anbau von Energiepflanzen<br />

vor allem marginales Land gefördert werden. Da in<br />

Entwicklungsländern auch marginale Flächen häufig<br />

genutzt werden, ist dabei auf die Interessen lokaler<br />

Bevölkerungsgruppen zu achten <strong>und</strong> deren Partizipation<br />

sicherzustellen. Beim Anbau im Rahmen der<br />

Vertragslandwirtschaft sollte die faire Teilhabe von<br />

Kleinbauern an der Produktion gewährleistet werden<br />

(Kasten 8.2-3).<br />

<strong>Bioenergie</strong> <strong>und</strong> Entwicklungszusammenarbeit 10.8<br />

Auch die Wahl der Anbausysteme entscheidet<br />

über die Nachhaltigkeit der Produktion. Gemessen<br />

an den Nachhaltigkeitskriterien des WBGU<br />

sowie unter Berücksichtigung von Flächenerträgen<br />

sind mehrjährige Kulturen wie Jatropha, Ölpalme,<br />

Zuckerrohr <strong>und</strong> Kurzumtriebsplantagen mit schnell<br />

wachsenden Hölzern sowie Energiegräser einjährigen<br />

Anbaukulturen wie Raps, Getreide oder Mais<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich vorzuziehen. Wo immer möglich, sollten<br />

Pflanzengemische statt Monokulturen verwendet<br />

werden. Durch geeignete Anbausysteme kann<br />

zusätzlich organischer Kohlenstoff in den Boden eingebracht<br />

werden, was sowohl die Treibhausgasbilanz<br />

als auch die Bodenfruchtbarkeit verbessert (Kap.<br />

7.1). Gerade in Entwicklungsländern ist <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

deshalb als Instrument zur Desertifikationsbekämpfung<br />

<strong>und</strong> zur Restaurierung degradierter<br />

Böden einsetzbar (Kap. 10.6). Eine partizipative<br />

<strong>Landnutzung</strong>splanung ist dabei unverzichtbar.<br />

Besonders sozial <strong>und</strong> ökologisch <strong>nachhaltige</strong><br />

Anbausysteme sollten in diesem Sinne durch geeignete<br />

Pilotprojekte gefördert werden. Auch die Möglichkeit<br />

von Aufforstungen in Kombination mit <strong>nachhaltige</strong>r<br />

Nutzung sollte geprüft werden.<br />

In der Summe sollte <strong>Bioenergie</strong> aus Energiepflanzen<br />

in Entwicklungsländern aus Sicht des WBGU<br />

nur dann gefördert werden, wenn einschließlich der<br />

Emissionen aus direkten <strong>und</strong> indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

eine Klimaschutzwirkung eindeutig<br />

als positiv nachgewiesen ist <strong>und</strong> auch die anderen<br />

Nachhaltigkeitsdimensionen – Primat der Ernährungssicherung,<br />

Erhaltung biologischer Vielfalt,<br />

Schutz der Boden- <strong>und</strong> Wasserressourcen – eingehalten<br />

werden (Kap. 10.3.1).<br />

Einbindung der <strong>Bioenergie</strong> in die<br />

Energiesysteme <strong>und</strong> sinnvolle<br />

Konversionspfade<br />

Der WBGU zeigt, wie <strong>Bioenergie</strong> je nach Zielsetzung<br />

<strong>und</strong> gegebenen Strukturen der Energiesysteme in<br />

Entwicklungsländern nachhaltig verwendet werden<br />

kann. Neben ihrem verbesserten Einsatz zur lokalen<br />

Energieversorgung auf Haushalts- <strong>und</strong> Dorfebene<br />

sowie in Kleinbetrieben kann <strong>Bioenergie</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auch einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung<br />

der Energiesektoren im urban-industriellen<br />

Kontext leisten. Wichtig ist dabei zu unterscheiden,<br />

ob <strong>Bioenergie</strong> im Bereich der Strom- <strong>und</strong> Wärmeversorgung<br />

oder im Verkehrssektor eingesetzt werden<br />

soll. Für den Klimaschutz erscheinen auch in<br />

Entwicklungsländern diejenigen Anwendungsbereiche<br />

am attraktivsten, bei denen fossile Energieträger<br />

mit hohen CO 2 -Emissionen (vor allem Kohle)<br />

verdrängt werden (Kap. 9.2.1.3). Deshalb sind Nutzungspfade,<br />

die aus <strong>Bioenergie</strong> Strom erzeugen, in<br />

der Regel gegenüber der Nutzung von Biokraftstof-<br />

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