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als sie weggegangen seien. Die harte Arbeit und die regelmäßigen<br />

Gottesdienste hätten Besseres bewirkt als die langen Ferien.<br />

Sonderschutz für Arbeiterinnen<br />

Für Frauen galten besondere Schutzbestimmungen . So durften sie<br />

nicht nachts arbeiten - außer an 24 Tagen pro Jahr in besonders<br />

begründeten Fällen, was die Kontrolle nicht gerade erleichterte.<br />

Die Mutterschutzbestimmungen sahen eine sechswöchige Schutzfrist<br />

vor, auch war sichtbar Schwangeren jede Nachtarbeit verboten -<br />

die Regelarbeitszeit im Schichtbetrieb durfte allerdings bis 10 Uhr<br />

abends dauern (49). Doch nicht einmal diese Schutzbestimmungen<br />

wurden eingehalten. Die Krankenkassenstatistik zeigt deutlich,<br />

daß die Frauen die ihnen zustehenden Karenztage nicht in<br />

Anspruch nahmen beziehungsweise nehmen konnten. Schon 1927,<br />

also zu einer Zeit relativ guter Konjunktur und niederer<br />

Arbeitslosigkeit, mußten "die Wöchnerinnen vor Ablauf der im<br />

Gesetz vorgesehenen Schonfrist wieder zur Arbeit zurückkehren",<br />

wie die Arbeiterkammer zusammenfaßte . Wie groß war der Druck<br />

auf die Frauen dann erst zu Zeiten extrem hoher Arbeitslosigkeit<br />

(50)?<br />

Besonders schlecht gestellt waren die heimarbeitenden Stickerinnen,<br />

deren Zahl die "Vorarlberger Wacht" vom 15. Juni 1929 auf<br />

2.000 allein im Montafon und im Großen Walsertal schätzte. Diese<br />

Frauen mußten nicht nur von ihrem kargen Einkommen von 1,4 bis<br />

1,8 Schilling im Tag auch noch ihre Maschine abbezahlen, die<br />

ungefähr 600 Schilling kostete, sondern sie waren praktisch<br />

schutzlos der Willkür der Fergger - der Mittelsmänner zwischen<br />

Auftraggeber und Heimgewerbetreibenden - ausgeliefert. Das Gesetz<br />

vom 19. Dezember 1918, das die Arbeits- und Lohnverhältnisse der<br />

Heimarbei ter zu regeln versuchte, war in der Stickereiheimarbeit<br />

Vorarlbergs "so gut wie unbekannt geblieben", wie im Handwörterbuch<br />

der Staatswissenschaften aus dem Jahre 1923 nachzulesen ist.<br />

Im Bregenzerwald konnte auch keine Stickerin für den Posten der<br />

Ob frau der Kettenstichstickerinnen-Organisation gefunden werden,<br />

• weil eine Heimarbeiterin von den Ferggern keine Arbeit bekam,<br />

wenn sie sich hier engagierte (51).<br />

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