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Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...

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430 Sozialdemokraten - hier ist wohl dem beobachtenden Gendarmerieinspektor<br />

mehr zu glauben als den Zeitungen, die aus<br />

durchaus unterschiedlichen Motiven höhere Zahlen angaben -, den<br />

Sozialdemokraten aber folgten mit einem Abstand von mehreren<br />

hundert Metern 170 Kommunisten. Die Sozialdemokraten hielten am<br />

Kornmarktplatz ihre Kundgebung ab, die Kommunisten beim<br />

nahegelegenen Magazin der Bundesbahnen . Bei den Sozialdemokraten<br />

sprach Fritz Adler, und bei den Kommunisten Ferdinand<br />

Nansen, der nach 1920 nicht nur die Partei gewechselt hatte,<br />

sondern zwischenzeitlich auch nach Südamerika ausgewandert und<br />

zurückgekehrt war, sowie der Friedrichshafner Kommunist Franz<br />

Josef Bertel (95).<br />

Die Kommunisten waren, als sie in den ersten Jahren der Republik<br />

auftraten, mit den Sozialdemokraten mitmarschiert. 1923 etwa<br />

hatten sie vormittags eine eigene Versammlung im Gasthof Sternen<br />

in Bregenz-Vorkloster organisiert, an der etwa 200 Personen<br />

teilgenommen hatten. Beim nachmittäglichen Aufmarsch waren sie<br />

im Zug mitgegangen, allerdings einem großen roten Sowjetsterne<br />

folgend und mit eigenen Spruchtafeln. "Hoch die Weltrevolution"<br />

konnte man dort lesen, während die Sozialdemokraten gemäßigt<br />

schrieben "Wir fordern: Die freie Schule" und "Befreiung des<br />

Proletariats von den Steuern". 1923 scherten die Kommunisten erst<br />

in der Rathausstraße aus dem gemeinsamen Zug aus, 1932<br />

beteiligten sie sich gleich gar nicht (96).<br />

1933 dann - Dollfuß hatte im März das Parlament ausgeschaltet -<br />

verboten die Bezirkshauptmannschaften alle Feiern, die "rein demonstrativen<br />

Charakter" hatten. Die Aufmärsche waren verboten,<br />

Sport- und Kulturveranstaltungen durften stattfinden. Die Sozialdemokraten<br />

aber widersetzten sich: Vom Feldkircher Stadtschrofen<br />

"grüßte" am 1. Mai eine rote Fahne, in Bludenz "flatterte eine<br />

andere am 40 Meter hohen Kamin der Bundesbahnen , in Bregenz<br />

und Bludenz konnte man sich abends an Höhenfeuern erfreuen, die<br />

in Form von drei Pfeilen, dem Zeichen der Sozialdemokratie,<br />

brannten. Wenn ab 5.30 Uhr in der Früh wie üblich die<br />

Vorklöstner Musik durch die Straßen der Stadt zog, war das Teil<br />

des - erlaubten - kulturellen Programms, daß aber Kommunisten<br />

Flugzettel streuten und so die Gendarmerie ab 6 Uhr mit Aufklauben<br />

beschäftigten, war wieder illegal. Mit den Flugzetteln wurde<br />

gegen das Verbot der Mai-Aufmärsche, das verhängte Streikverbot<br />

sowie allgemein gegen die Notverordnungs-Diktatur in Österreich<br />

protestiert. In anderen forderten die Kommunisten die Sozialdemokraten<br />

zur Einheitsfront gegen Hitler auf - eine etwas späte<br />

Einsicht, wenn man bedenkt, daß noch 1932 eine realistischere<br />

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