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schenfällen, einzig ein Kaufmann aus Feldkirch wurde von der<br />

städtischen Sicherheitswache abgeführt, weil er zu sehr auf den<br />

Landeshauptmann geschimpft hatte.<br />

In den Straßen von Bregenz war es an jenem Abend um Viertel<br />

nach neun Uhr ruhig; die Versammlung im Forstersaal verlief<br />

vollkommen diszipliniert. Zuerst sprach Landeshauptmannstellvertreter<br />

Fritz Preiß von den ungeheuer te uren Lebensmitteln und<br />

den niedrigen Arbeiterlöhnen. Er selbst befinde sich in einer unangenehmen<br />

Zwangslage, sei er doch sowohl Vertreter der<br />

Arbeiterschaft und "Vertreter der Konsumenten in der Kommission<br />

für Fett und Fleischaufbringung" als auch Mitglied der christlichsozial<br />

beherrschten Landesregierung.<br />

Nach ihm sprach Nansen. Der redete anders: Die Regierung stütze<br />

sich gegenüber der Arbeiterschaft auf die Macht der Bajonette,<br />

was sie gegenüber der Bauernschaft nicht tun könne, weil die<br />

Regierung selbst die bäuerliche Bevölkerung mit Waffen ausgestattet<br />

habe. Nansen ließ ein sechsköpfiges Verhandlungskomitee<br />

wählen, das der Landesregierung die Forderungen der Versammelten<br />

überbringen sollte. Diese Forderungen waren:<br />

"1. Das versammelte Volk fordert, daß die im Inlande erzeugten<br />

Lebensmittel (Milch, Butter, Käse, Fleisch, Holz, Schollen) in<br />

ihrem Preise nicht mehr steigen dürfen, als die Steigerung der<br />

Löhne der geistigen und manuellen Arbeiter beträgt, da der<br />

Abbau der Preise nur von der besitzenden produzierenden<br />

. Klasse begonnen werden kann.<br />

2. Das versammelte Volk fordert, daß die Landesregierung mit<br />

allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln das im Punkt 1 Geforderte<br />

zur Durchführung bri ngt, da eine Regierung verpflichtet ist,<br />

den wirtschaftlich Schwachen zu helfen.<br />

3. Das versammelte Volk fordert, daß die Landesregierung die<br />

von ihr ausgegebenen Waffen zurückverlangt; denn es ist eine<br />

Ungerechtigkeit, durch brutale Gewalt die hungernde Bevölkerung<br />

nieder zu halten.<br />

4. Das versammelte Volk fordert, daß der Landeshauptmann den<br />

Ausdruck 'zusammengelaufener Haufen' zurücknimmt.<br />

5. Das versammelte Volk fordert, daß bei den mit den<br />

Obmännern der Bauernbünde stattzufindenden Verhandlungen<br />

nicht allein die Frauen verhandeln, sondern von jeder Partei je<br />

eine Frau und ein Mann als Abgesandte der konsumierenden<br />

Bevölkerung anwesend zu sein haben."<br />

Zum Abschluß fragte Nansen, was zu geschehen habe, wenn der<br />

Landeshauptmann weder die Abordnung empfange noch die Kommission<br />

für Fett und Vieh einberufe. Aus der Menge kamen Rufe wie:<br />

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