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stationen Lebensmittel und Essen ausgegeben - im Winter 1931/ 32<br />

in Bregenz etwa 24.000 Portionen. Als die Vorarlberger Gemeinden<br />

glaubten, sich die Nahrungsmittelausgabe nicht mehr leisten zu<br />

können, wurden mittellose Arbeitslose aus anderen Bundesländern<br />

auf Weisung der Landesregierung "aufgegriffen" und per Schub<br />

"abgeschafft". Allein aus dem Bezirk Bludenz wurden so Anfang<br />

1933 266 Erwachsene und eine unbekannte Zahl von Kindern<br />

ausgewiesen. Landeshauptmann Ender begründete die Aktion mit<br />

der Weigerung der innerösterreichischen Heimatgemeinden , Aushilfen,<br />

die von Vorarlberger Wohngemeinden gewährt wurden,<br />

rückzuerstatten. Die Vorarlberger Gemeinden könnten sich die<br />

Unterstützung dieser Menschen nicht mehr leisten, meinte der<br />

Landeshauptmann . Recht hatte er - die Gemeinden konnten die<br />

Aufgaben nicht mehr bewältigen. Aber das Land hätte die<br />

Arbeitslosen unterstützen können; nur: die maßgeblichen christlichsozialen<br />

Herren wollten nicht (36).<br />

Otto Ender hatte schon 1922 dem Sozialdemokraten Anton Linder,<br />

als dieser mehr Geld für soziale Zwecke forderte, gesagt, man<br />

dürfe "das Volk nicht der Selbsthilfe entwöhnen" (37). Dieser<br />

Äußerung entsprach die Sozialpolitik des Landes Vorarlberg<br />

durchaus. Während Winterhilfsaktionen für Arbeitslose - also die<br />

Ausgabe von Lebensmitteln, Kleidern, Heizmaterial, die Organisation<br />

von Wärmestuben und Ausspeisungen - durch Sammlungen<br />

finanziert werden mußten (38), wurde das Land Vorarlberg auf<br />

einem anderen Gebiet durchaus tätig: Es förderte die Produktive<br />

Arbeitslosenfürsorge und vor allem den Freiwilligen Arbeitsdienst.<br />

Das Prinzip der Produktiven Arbeitslosenfürsorge (Paf): Wenn eine<br />

öffentliche Körperschaft volkswirtschaftlich nützliche Arbeiten in<br />

Auftrag gab, bei der von Arbeitsämtern zugewiesene Arbeitslose<br />

beschäftigt wurden, bekam sie für diese die Arbeitslosenunterstützung<br />

ausbezahlt. Solche Arbeiten führten Vorarlberger<br />

Gemeinden, aber auch das Land Vorarlberg selbst durch. Vor<br />

allem wurden mit Hilfe der Paf Straßen gebaut und Flüsse reguliert.<br />

Das Land Vorarlberg unterstützte die Gemeinden hierbei<br />

durch unverzinste Darlehen oder durch Zuschüsse pro beschäftigtem<br />

Arbeitslosen. 1922 bis 1928 waren durchschnittlich 420<br />

Arbeitslose beschäftigt. Insgesamt wurden fast 250.000 Arbeitstage<br />

geleistet, wofür 423.000 Schilling Beihilfen bezahlt wurden.<br />

Die Bemühungen, mittels der Paf die Arbeitslosigkeit zu mildern,<br />

wurden beim Einsetzen der Krise intensiviert. Allein 1933 wurden<br />

44 Arbeiten mit 170.199 Tagschichten durchgeführt (39). Die Produkti<br />

ve Arbeitslosenfürsorge war jedoch nicht in der Lage, die<br />

Arbeitslosigkeit maßgeblich zu beeinflussen. Nur einige hundert<br />

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