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grundlegenden Umwälzung gesellschaftlicher Verhältnisse oder<br />

eines Austausches der bestimmenden Eliten (33).<br />

Die Vorarlberger SOzialdemokratie hatte zwar während des Weltkrieges<br />

nie in die allgemeine Kriegshetze eingestimmt und ihr<br />

Organ, die "Vorarlberger Wacht", war trotz der scharfen<br />

Pressezensur immer ein unbequemes und kritisches Blatt geblieben<br />

- dank Hermann Leibfried, dem knapp vor Kriegsende verstorbenen<br />

Gründer und Redakteur der Zeitung. Doch arbeitete die Vorarlberger<br />

sozialdemokratische Bewegung während des Krieges auch<br />

nicht auf eine Revolution hin; vielmehr hatte man, da die Männer<br />

eingezogen wurden, größte Probleme, die Organisation überhaupt<br />

am Leben zu halten (34). Behördenvertreter berichteten auch nicht<br />

von staatsfeindlichen Umtrieben, sondern von Sozialdemokraten,<br />

die bei aller Kritik an den Regierenden den Bestand der<br />

Monarchie nie prinzipiell in Frage stellten.<br />

So beschloß der spätere Landesrat Franz Rauscher eine Versammlung<br />

in Feldkirch-Altenstadt am 1. Mai 1917 mit "der Aufforderung,<br />

ruhig wieder an die Arbeit zu gehen und die gegenwärtigen<br />

Leiden standhaft und geduldig zu ertragen. 'Es wird noch einmal<br />

die Zeit kommen, wo die Arbeiter die Früchte , ihrer Standhaftigkeit<br />

und ihres geduldigen Ausharrens genießen werden". In<br />

Dornbirn hatte am selben 1. Mai Fritz Preiß vor 350 Menschen<br />

gesprochen. Dem Regierungskommissär Haussmann war Preiß noch<br />

unbekannt, er verschrieb seinen Namen im Bericht über diese<br />

Versammlung zu Fritz "Breuss", Lokomotivführer aus Bregenz.<br />

Preiß sprach über den k. u. k. Staat: "Solange es um die<br />

Integrität und Existenz des Staates geht, werden wir alles tun,<br />

um einig und stark den Staat in seinem Verteidigungskrieg zu<br />

unterstützen". Auch Hermann Leibfried, der Redakteur der<br />

"Vorarlberger Wacht", wirkte beruhigend auf die Versammelten<br />

ein, wozu allerdings nach Haussmann "kaum ein Anlaß vorlag, da<br />

die Stimmung der Versammlung eher d·ie einer harmlosen und<br />

geselligen Zusammenkunft, als die einer demonstrativen Kundgebung<br />

war. Zu einem wie immer gearteten Einschreiten hatte ich<br />

keinen Anlaß" (35).<br />

Die Vorarlberger Sozialdemokratie vollzog mit geringen Verzögerungen<br />

lediglich die Entwicklung nach, die in Wien zur Republik<br />

führte. Noch am 11. Oktober 1918 bekannte sich die "Vorarlberger<br />

Wacht" zu einem auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker gegründeten<br />

Österreich-Ungarn. Am 18. Oktober begrüßte sie das<br />

Völkermanifest <strong>Kaiser</strong> Karls und befürchtete, es könnte . dafür<br />

möglicherweise bereits zu spät sein. Der sozialdemokratische<br />

Parteitag in Wien vom 31. Oktober 1918 beschloß eine Resolution,<br />

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