Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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einmal frei, die Regierung des christlichsozialen Bundeskanzlers<br />
Dr. Dollfuß hat offene Bahn erhalten und geht rücksichtslos<br />
ihren Weg."<br />
Das Hauptreferat des Parteitags von Landeshauptmann Dr. Otto<br />
Ender ist vollständig abgedruckt. Auch Ender geht zuerst auf die<br />
Lage in Deutschland ein. Dort sei eine Revolution im Gange. Im<br />
Gegensatz zu den zahlreichen von einer schweren Psychose<br />
befallenen Leuten, die "den Tag gar nicht erwarten können, wo<br />
bei uns in gleichem Rausche alles auf den Kopf gestellt werden<br />
soll", ziehe er es vor, "zuerst die Entwicklung in Deutschland ein<br />
bißchen abzuwarten und statt in besoffenen lieber in nüchternen<br />
Tagen bei uns die Entscheidung zu treffen". Ender verurteilte den<br />
Nationalsozialismus nicht grundsätzlich, vielmehr meinte er im<br />
Zuge seiner Ausführungen:<br />
"Was gesund ist am Hitlertum wollen wir aufgreifen und soweit<br />
auch verwirklichen, als es für unsere Vorarlberger und für<br />
unsere österreichischen Verhältnisse paßt."<br />
Während Ender den Monarchisten und ihren Plänen zur Restaurierung<br />
des Hauses Habsburg eine deutliche Abfuhr erteilte, äußerte<br />
er sich zum deutschen Nationalsozialismus weniger klar:<br />
"Ein großer Teil des Volkes, vor allem seiner jungen Generation,<br />
erblickt in einer nationalen Einigung in einem Großdeutschland<br />
sein Ideal. Mir ist das vollkommen verständlich.<br />
Warum soll gerade dem deutschen Volke es dauernd verwehrt<br />
sein, seine nationale Geschlossenheit zu finden? Nur müssen wir<br />
uns über eines klar sein: Auch das ist für heute und für eine<br />
nähere absehbare Zeit wohl praktisch nicht zu erreichen."<br />
Für Ender lag die Selbständigkeit Österreichs darin begründet,<br />
daß eine Vereinigung mit Deutschland ohne einen neuerlichen<br />
Krieg nicht möglich wäre, und das wolle niemand: "Kein<br />
Deutscher, der unser Volk liebt; ich nehme sicher an: a.uch Adolf<br />
Hitler nicht. Was folgt daraus? Wer das deutsche Volk Österreichs<br />
liebt, muß seine Selbständigkeit wahren."<br />
Dieses Österreich sei zwar ebenso lebensfähig wie die Schweiz,<br />
aber auf lange Sicht liege seine Zukunft doch bei Deutschland:<br />
"Einem solchen national geeinten, in der Einheit aber stammesmäßig<br />
gegliederten, also doch verwaltungstechnisch föderalistischen<br />
Deutschland würden sich auch die deutschen Stämme, die<br />
das heutige Österreich bewohnen, lieber eingliedern."<br />
Und Ender ruft Österreichs Jugend mit Worten auf, in denen zumindest<br />
Mißverständnisse angelegt sind und die keinesfalls eine<br />
glaubwürdige Alternative zum nationalsozialistischen Anschlußwillen<br />
formul ierten :<br />
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