Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Während die Christlichsoziale Volkspartei hier, wie auch sonst im<br />
Zweifelsfalle immer, die Interessen von Industrie, Gewerbe und<br />
Landwirtschaft vertrat, regte sich in der christlichen Arbeiterbewegung<br />
Widerstand gegen den arbeiterfeindlichen Kurs. Im Juni<br />
1922 meinte der christlichsoziale Landesrat Kennerknecht , er<br />
befürworte die Abschaffung des Achtstundentages, wenn das "zur<br />
Rettung Österreichs wesentlich beitragen würde"; da er das aber<br />
nicht glaube, sei er dagegen.<br />
Er und der christliche Gewerkschaftssekretär Troidl gehörten zu<br />
den vehementen Befürwortern des Arbeitszeitgesetzes. Sie scheuten<br />
auch den offenen Konflikt mit den Unternehmern und der dominierenden<br />
unternehmerfreundlichen Fraktion ihrer Partei nicht. So<br />
wies Troidl den Unternehmern nach, daß die Belastung durch die<br />
Soziallasten nur 5,5 bis 6 Prozent des Lohnes betrug - und das<br />
sei im Verhältnis zu den Unternehmergewinnen doch wohl wenig -,<br />
als die Unternehmer Soziallasten von 9 bis 19 Prozent errechneten<br />
und mit dem Hinweis auf die verschlechterte Wettbewerbslage für<br />
längere Arbeitszeiten eintraten (55). Der christlichsoziale Gewerkschaftssekretär<br />
und Arbeiterkammerfunktionär Troidl und der<br />
sozialdemokratische Arbeiterkammerpräsident Wilhelm Sieß vertraten<br />
dieselben Anliegen.<br />
Troidl wandte sich in der 12. Vollversammlung der Arbeiterkammer<br />
1924 gegen Übertretungen des Arbeitszeitgesetzes, die durch die<br />
Behörden nicht verfolgt wurden. Sieß griff in seiner Eröffnungsrede<br />
zum VI I I. österreichischen Kammertag am 12. Oktober<br />
1928 in Feldkirch das Gewerbeinspektorat direkt an und betonte<br />
die Notwendigkeit gewerkschaftlichen Einschreitens . Besonders in<br />
der Stickereiindustrie und im Kleingewerbe lasse die Einhaltung<br />
der Sozialgesetze, vor allem des Gesetzes über den Achtstundentag,<br />
sehr zu wünschen übrig:<br />
" ... dabei (müssen) wir leider die Wahrnehmung machen, daß<br />
unser Gewerbeinspektorat mit mangelnder Tatkraft den bestehenden<br />
Gesetzen, soweit sie in seinen Wirkungsbereich fallen,<br />
Geltung verschafft. Unsere Gewerkschaften bemühen sich mit<br />
kräftiger Unterstützung der Arbeiterkammer , die Dinge zum<br />
Besseren zu gestalten, und finden dabei nicht immer die<br />
notwendige verständige Unterstützung seitens der Behörden.<br />
Leider gibt es in unserem Lande noch einen großen Teil von<br />
Arbeitnehmern, die glauben, es genüge, wenn man den<br />
Kammerbeitrag zahle, sie übersehen ganz, daß die Kammern<br />
mehr dazu berufen sind, die Gewerkschaften und ihre Tätigkeit<br />
zu unterstützen, und daß es die moralische Pflicht eines jeden<br />
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