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turnsfreundlich. Ihre Argumentation zum Schutze des Privatkapitals<br />

brachte ihnen von sozialdemokratischer Seite den Vorwurf ein,<br />

"gelbe" Gewerkschaften zu sein. Die Bezeichnung "gelbe" Gewerkschaften<br />

wurde für unternehmerfreundliche, ja von Unternehmern<br />

ins Leben gerufene und durch finanzielle Hilfe am Leben erhaltene<br />

Gewerkschaften verwendet. Sie stammt aus Frankreich, wo<br />

bei einem Streik der Bergarbeiter in Monteceau les Mines die<br />

Streikenden den im Rathauscafe versammelten Arbeitswilligen die<br />

Fenster einwarfen. Die Streikbrecher verklebten die Fenster, um<br />

die Kälte abzuhalten, mit gelbem Papier, was ihnen den Spottnamen<br />

"Les Jaunes" eintrug (77).<br />

Kurzer Aufschwung, lange Krise<br />

Wer sich mit der Gewerkschaftsbewegung der Ersten Republik in<br />

Vorarlberg beschäftigt, muß den starken Mitgliederschwund vor<br />

allem der Freien Gewerkschaften, aber auch der Christlichen Gewerkschaften<br />

erklären.<br />

Zuerst noch ein Rückgriff auf die Zahlen im Anhang. Es sind dort<br />

bei den Freien Gewerkschaften Bauarbeiter , Eisenbahner und<br />

Textilarbeiter gesondert ausgewiesen. Während 1923 bis 1929 ein<br />

großer Teil der Eisenbahner - fast immer über 1. 700 - freigewerkschaftlich<br />

organisiert war, zeigen die Mitgliederzahlen der<br />

Textilarbeitergewerkschaft ein ganz anderes Bild. Von über<br />

9.000 Textilarbeitern und 3.000 Arbeitern der Bekleidungsindustrie<br />

waren 1930 nur 426 auch Mitglieder der Textilarbeitergewerkschaft<br />

, 1932 gar nur mehr 281. 1923 aber waren von rund<br />

10.000 Textilarbeitern und einer nicht näher bekannten Zahl von<br />

Arbeitern der Bekleidungsindustrie auch nur vielleicht ein Fünftel,<br />

nämlich 2.214, freigewerkschaftlich organisiert gewesen.<br />

Diese ebenfalls miserablen Werte der Jahre 1923 bis 1925 mögen<br />

"Schicksal" sein, und auch "Erbkrankheit". Schicksal, weil hier<br />

Faktoren zum Tragen kamen, die durch die Freigewerkschafter<br />

nicht direkt beeinflußt werden konnten, und Erbkrankheit, weil es<br />

nur eine schwache Arbeiterbewegungstradition im Lande gab. Ein<br />

wichtiger Faktor war die Zusammensetzung der Textilarbeiterschaft,<br />

denn die Textilindustrie beschäftigte vor allem<br />

Hilfsarbeiter und Frauen. Das heißt, die dort beschäftigten Arbeiter<br />

hatten zu einem großen Teil keine spezielle Qualifikation,<br />

aus der sie ein Selbstverständnis als Arbeiter beziehen hätten<br />

können, sondern sie waren "Fabrikler", also Leute, die einfach<br />

durch die äußeren Umstände gezwungen waren, in der Textilindu-<br />

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