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sozialdemokratischer Frauen in Bregenz untersagt, weil keine Mi tgliederliste<br />

auflag und es dem entsandten Kommissar nicht möglich<br />

war zu überprüfen, ob nur Mitglieder anwesend waren (69).<br />

Trotz alledem schienen die führenden Vorarlberger Sozialdemokraten<br />

die volle Tragweite dieser Gegenrevolution gegen das Jahr<br />

1918, dieser autoritären po li tischen Wende nicht begriffen zu haben<br />

(70).<br />

Anton Linder offerierte im Landtag noch am 13. Dezember 1933 den<br />

Christlichsozialen ein Bündnis gegen die Nationalsozialisten:<br />

"Ich habe die Meinung, es müßte eine Front geschaffen werden<br />

von allen jenen Menschen, die auf dem Boden der Demokratie<br />

stehen und von allen jenen Menschen, die für die Unabhängigkeit<br />

Österreichs eintreten."<br />

Linder hätte sich seine rhetorischen Anstrengungen sparen können.<br />

Sicher kannte er das "Volksblatt" vom 29. April 1933, wo die<br />

Christlichsozialen gespottet hatten:<br />

"Einst galt die österreichische Sozialdemokratie als das<br />

Musterbild aller Sozialdemokratien in Europa und heute haben<br />

die Atistromarxisten Demut genug, fast jeden Tag den Christlichsozialen<br />

ein Bündnis anzubieten, um den gemeinsamen<br />

Feind, den Nationalsozialismus, zurückzudrängen."<br />

Die führenden Vorarlberger Christlichsozialen hatten weder Interesse<br />

an einer antinazistischen Koalition mit den Sozialdemokraten<br />

noch an der Wiederherstellung der Demokratie. Da erinnern Linders<br />

Ausführungen im Landtag irgendwie an den ängstlichen Mann<br />

im Wald, der sich durch lautes Singen Mut machen möchte:<br />

"Denn niemand möge so töricht sein zu glauben, daß man auch<br />

die österreichische Sozialdemokratie überwinden werde, wie es<br />

in Deutschland gegangen ist. Niemand möge so töricht sein zu<br />

glauben, daß es möglich sei, in Österreich einen Faschismus<br />

aufzurichten, dem Volke seine Grundrechte, ihm seine politischen<br />

Grundrech te zu nehmen. Niemand möge so töricht sein zu<br />

glauben, daß es in Österreich möglich sein könnte, die<br />

Gewerkschaften aufzulösen und ähnliche Dinge zu machen. Ich'<br />

rede das Wort der Verständigung, weil ich wünsche und hoffe,<br />

daß alle, die guten Willens sind, mithelfen, damit wir aus<br />

der heutigen Situation herauskommen und damit wir die<br />

Gefahren, die uns drohen, die Gefahren, die in der nationalsozialistischen<br />

Bewegung liegen, damit wir diese Gefahren<br />

überwinden" (71).<br />

Dramatisch wurde die Landtagssitzung , übrigens die letzte vor<br />

der Errichtung der faschistischen Diktatur, als Anton Linder von<br />

Vertretern der CVP die Wiederholung ihrer Erklärung vom 3. De-<br />

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