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marschieren und in den Seeanlagen eine Kundgebung abhalten<br />

konnten, wurden weitere öffentliche Versammlungen und Demonstrationen<br />

der Kommunisten verboten (86). Auch die Sozialdemokratie<br />

bekam es immer häufiger mit behördlichen Untersagungen zu tun:<br />

Der für den 30. April 1932 geplante Fackelzug der Sozialistischen<br />

Arbeiterj ugend wurde verboten; am 13. <strong>August</strong> hingegen konnte<br />

ein anderer Fackelzug beim Arbeiter-Turnfest in Feldkirch unbehindert<br />

durchgeführt werden.<br />

Während die Behörden in den dreißiger Jahren kaum Schwierigkeiten<br />

hatten, die Arbeiterschaft unter Kontrolle zu halten, gingen<br />

Anhänger einer Partei auf die Straße, deren Absichten den<br />

Zielen der Arbeiterbewegung diametral entgegengesetzt waren: die<br />

Nationalsozialisten. Sie marschierten in Vorarlbergs Straßen bis<br />

zum Verbot der NSDAP am 19. Juni 1933, und sie verübten Sprengstoffattentate<br />

und organisierten Propagandaaktionen nach dem<br />

Verbot. Mit ihnen taten sich die Behörden viel schwerer. Denn die<br />

Anhänger der NSDAP waren nicht nur Angehörige_ sozialer Unterschichten,<br />

nicht fast nur Hilfsarbeiter wie die Kommunisten oder<br />

Arbeiter wie die Sozialdemokraten. In der NSDAP waren auch die<br />

wirtschaftlich Mächtigen organisiert, doch davon später, wenn<br />

davon die Rede sein wird, wie in Vorarlberg die Nationalsozialisten<br />

an die Macht kamen (87).<br />

Eine eigene Rolle spielten die Aufmärsche der Sozialdemokraten<br />

zum 1. Mai und die Fronleichnamsprozessionen der Christlichsozialen<br />

. Sie waren ritualisierte und institutionalisierte Formen zur<br />

Herstellung politischer Öffentlichkeit und zielten nicht auf die<br />

Durchsetzung einzelner politischer Anliegen ab.<br />

Der 1. Mai und die Viererreihen an Fronleichnam<br />

Seit dem Jahre 1890, als auch in Vorarlberg der Aufruf des Pariser<br />

Sozialistenkongresses vom Juli 1889 Resonanz fand, wurde<br />

der 1. Mai besonders von Handwerksgesellen und später auch<br />

Fabriksarbeitern gefeiert. Der Pariser Sozialistenkongreß hatte auf<br />

eine Bewegung in den USA reagiert, wo 1886 am 1. Mai eine<br />

Massendemonstration für die Einführung des Achtstundentages<br />

stattgefunden hatte, die zu heftigen Auseinandersetzungen<br />

zwischen Arbeiterbewegung und Regierung führte. Ein Arbeiterkongreß<br />

rief 1888 zu Massendemonstrationenam 1. Mai 1890 auf.<br />

Der Pariser Sozialistenkongreß übernahm diesen Aufruf und gab<br />

ihn an die europäischen Arbeiterbewegungen weiter (88).<br />

Der 1. Mai hatte jedoch bereits früher in vielen Regionen beson-<br />

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