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fürs erste keinen Kommentar wert gewesen. Die Furcht vor der<br />

Revolution hielt sich aber in vielen Vorarlberger Köpfen während<br />

der ganzen Ersten Republik, wie folgendes Beispiel aus dem Jahre<br />

1931 belegt: Zwei Burschen hielten mit gestohlenen Gewehren bei<br />

Sibratsgfäll im Bregenzerwald einen Zöllner an und erklärten ihm,<br />

in Deutschland sei Revolution und sie seien die Vorhut einer<br />

200 Mann starken Revolutionstruppe. Der Zöllner glaubte das<br />

sofort, rannte in Panik weg und schlug Alarm (72).<br />

"Kindische Bübereien" und ernste Kundgebungen<br />

In der Ersten Republik wurde aus unterschiedlichsten Anlässen<br />

und mit unterschiedlichster Zielrichtung demonstriert, es gab<br />

ernste und würdige Aufmärsche, deren Pathos auch die Adressaten<br />

vers tanden, sowie spon tane Aktionen, ' von den Behörden als<br />

"kindische Bübereien" bezeichnet.<br />

Demonstrationen mit allgemein politischer Absicht waren die sozialdemokratischen<br />

"Protestversammlungen gegen den Gewaltfrieden"<br />

in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz am 21. Juli 1919,<br />

die Demonstration gegen eine mögliche Wiedererrichtung der<br />

Monarchie vom 13. <strong>August</strong> 1919, wo auf Aufforderung des in Wien<br />

tagenden Zentralsoldatenrates Gendarmen, Eisenbahner und Postangestellte<br />

zur Landesregierung zogen, oder die große "Republikanische<br />

Kundgebung" der Vorarlberger Sozialdemokratie vom<br />

29. September 1929 in Dornbirn.<br />

Neben den bereits bekannten Demonstrationen zur Verbesserung der<br />

Lebensmittelversorgung gab es noch weitere mit sozialem Hintergrund.<br />

Dabei ist vor allem an Demonstrationen zu denken, die<br />

Lohnforderungen unterstützen sollten, wie an die beiden großen<br />

Textilarbeiterdemonstrationen in Dornbirn am 23. und 26. <strong>August</strong><br />

1922 oder an die Bauarbeiterdemonstration 1927. Dazu gehören<br />

aber auch die beiden bedeutenden Demonstrationen vom 22. Juni<br />

1926 in Bregenz und Bludenz gegen eine Verschlechterung der<br />

Bedingungen der Arbeitslosenversicherung und für die Einführung<br />

einer Pensionsversicherung für Arbeiter. Ebenso sind die Arbeitslosendemonstrationen<br />

des Jahres 1933 hier anzuführen (73).<br />

Politik auf der Straße: Hier gab es auch in Vorarlberg institutionalisierte,<br />

das heißt kontrollierte und von der Partei organisierte<br />

Formen und nicht-institutionalisierte, anarchische. Die Übergänge<br />

zwischen diesen beiden Formen waren fließend. Es gab von der<br />

Sozialdemokratie organisierte Demonstrationen und Kundgebungen,<br />

die der Kontrolle der Partei entglitten, und es gab anfangs eher<br />

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