Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Das nationale Lager war 1932 noch dreigeteilt: Freiberufler, Beamte<br />
und Selbständige in der Großdeutschen Volkspartei; Bauern<br />
im Landbund ; hauptsächlich Angestellte, aber auch Arbeiter in<br />
der NSDAP.<br />
Den spezifischen "Mix" bekam die NSDAP erst im Frühjahr des<br />
Jahres 1933, als es ihr gelang, . die Parteien des rechten Laizismus<br />
zu absorbieren: Landbund und Großdeutsche wurden nationalsozialistisch.<br />
Die Großdeutschen verzichteten auf die Herausgeberschaft<br />
am "Vorarlberger Tagblatt" und stellten es den Nationalsozialisten<br />
zur Verfügung; sie empfahlen ihren Mitgliedern im<br />
"Tagblatt" vom 8. Mai 1933 den Eintritt in die NSDAP-Hitlerbewegung,<br />
"da diese Bewegung die hauptsächlichen Forderungen<br />
der Großdeutschen Volkspartei, besonders den Anschlußwillen und<br />
den Antisemitismus, gleichfalls vertritt."<br />
Das "Volks blatt" versuchte am 7. Februar 1934 eine Analyse der<br />
Mi tglieder und Anhänger der NSDAP. Da sei einmal der "Freisinn",<br />
"besitzende NS", also Fabrikanten, Geschäftsleute und Freiberufler,<br />
durchaus "bürgerlich", aber nicht "klerikal". Dann gebe es<br />
auch Bauern, "da und dort Leute, die in Adolf Hitler und seiner<br />
Lehre die Rettung sehen. Vielleicht steckt schon von jeher in<br />
ihnen ein bißehen liberales Blut. Und nun kommen die großen<br />
wirtschaftlichen Schwierigkeiten der heutigen Zeit." Die große<br />
Masse der Mitglieder und Sympathisanten seien Arbeitslose, die<br />
der deutschen Propaganda aufsitzen, die Kerntruppe aber bildeten<br />
junge Männer, "denen die rücksichtslose, draufgängerische Art<br />
der neuesten politischen Methoden innerlich zusagt".<br />
Dieser Analyse des "Volksblatts" ist grundsätzlich zuzustimmen,<br />
Bauern und Arbeiter spielten sicher in der Bewegungsphase der<br />
NSDAP eine Rolle. Als die Partei ihre Macht etabliert hatte, wurden<br />
sie aber sehr rasch beiseitegeschoben. Bis zum Juni 1934<br />
existierte so etwas wie ein "sozialistischer" Flügel der NSDAP, vor<br />
allem in der SA, der "Sturm-Abteilung". Sein Einfluß in der<br />
Gesamtpartei wurde durch den "Röhm-Putsch" im Juni jenes Jahres<br />
beseitigt. Es ist typisch, daß zum Beispiel in Bregenz SA-Männer<br />
auf die Ermordung Röhms und führender SA-Leute durch die SS mit<br />
einem sehr scharf formulierten Flugblatt reagierten. Sie ziehen<br />
Adolf Hitler des Mordes und "die Herren <strong>Führer</strong> Hi tler, Göring,<br />
Goebbels und andere" des Verrates (40).<br />
Zwei soziale Gruppen waren - auch in Vorarlberg - innerhalb der<br />
NSDAP von besonderer Bedeutung: die Fabrikanten und die<br />
Angestellten. Beginnen wir bei letzteren.<br />
Der Deutsche Handels- und Industrieangestelltenverband war die<br />
wichtigste Angestelltenorganisation in Vorarlberg. 1933 hielt sie<br />
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