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einen nichtssagenden Untersuchungsbericht. Ender distanzierte<br />

sich nicht von den eifrigen Gendarmen, sondern meinte ledigl ich,<br />

es sei keinerlei Weisung in dieser Sache durch die Landesregierung<br />

erteilt worden und die "Aufnahme der beanständeten<br />

Ausschreibung in das Fahndungsblatt mag ein Fehler gewesen<br />

sein. Der Landeshauptmann von Vorarlberg ist aber für den Text<br />

des Fahndungsblattes nicht verantwortlich. Es ist ihm auch die<br />

Gendarmerie disziplinär nicht unterstellt" (46).<br />

Der politische Katholizismus hatte sich in Vorarlberg gegen den<br />

linken Laizismus durchgesetzt - die entscheidendere Auseinandersetzung<br />

mit den Nationalsozialisten stand ihm freilich noch bevor.<br />

An diesem vorläufigen Triumph hatte Dr. Otto Ender maßgeblichen<br />

Anteil. Sein Ziel war es gewesen, die in Wahlen begründete<br />

politische Macht so in gesellschaftliche Macht zu verlängern, daß<br />

nach Möglichkeit nichts in diesem Lande gegen seinen Willen und<br />

den Willen seiner Partei geschah. Im "Volksblatt" vom 23. Dezember<br />

1925 analysierte Ender die gesellschaftliche und politische<br />

Situation in Österreich. Er war der Auffassung, die Verhältnisse<br />

glichen frappant der Situation in Italien vor der Machtergreifung<br />

Mussolinis und des ' Faschismus. Für Österreich sah er folgende<br />

Möglichkeiten: "Drei Ärzte kommen in Betracht: die rechtmäßige<br />

Gewalt, oder ein faschistischer Diktator oder eine Moskauer<br />

Schreckensherrschaft." Ender setzte auf die lirechtmäßige<br />

Gewalt" - in Form des autoritären Staates und der geschlossenen<br />

katholischen Gesellschaft. Der politische Katholizismus führte den<br />

Kulturkampf gegen Kinderfreunde oder Freidenker, gegen Arbeitersportler<br />

und Frauenemanzipation; die mit ihm verbündeten Unternehmerverbände<br />

bekämpften die Gewerkschaften, und beide<br />

zusammen den Sozialismus und die Sozialisten.<br />

Anton Linder formulierte recht klarsichtig, als er am 6. Jänner<br />

1926 in der "Wacht" zu den Feststellungen und Forderungen<br />

Enders schrieb:<br />

"Es gibt auch in unserem Land Leute, die ... einerseits den<br />

Faschismus ablehnen, andererseits die Früchte desselben in<br />

einer Art und Weise loben, daß man der Ablehnung des<br />

Faschismus nur sehr bedingt Glauben schenken darf."<br />

Und am 11. September 1926 konnte man in der "Wacht" lesen:<br />

"Für eine solche Demokratie, wie sie Herr Dr. Ender predigt,<br />

danken wir, danken wir umso mehr, als man ja weiß, daß es<br />

sich nicht etwa um eine Entgleisung gehandelt hat,<br />

sondern daß es sich hiebei wirklich um jene Art der<br />

Demokratie handelt, wie sie im<br />

wird."<br />

Lande auch praktisch geübt<br />

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