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Bewegter Anfang:<br />

Auf der Straße und im Landhaus<br />

Am 15. Juni 1920 setzte sich Michael Hensler, Vorsteher der<br />

kleinen, am Rande des Vorarlberger Rheintals gelegenen Gemeinde<br />

Weiler, an seinen Schreibtisch und verfaßte den folgenden Brief<br />

an die Vorarlberger Landesregierung:<br />

"Die Gemeindevertretung von Weiler fühlt sich, durch die in<br />

letzter Zeit stattgefundenen Auftritte des Terrors der Straße,<br />

gezwungen, an die Landesregierung mit nachstehendem Proteste<br />

heranzutreten:<br />

Die vom Volke gewählten Gemeindevertreter erachten es als ihre<br />

Pflicht, die Landesregierung darauf aufmerksam zu machen, daß<br />

sie auf das energischeste . dagegen protestieren, daß unberufene,<br />

volks- und landfremde Elemente zweifelhafter Herkunft unsere<br />

heutige wirtschaftliche Notlage dazu verwenden, um die<br />

ordnungs- und freiheitsliebende Bevölkerung von Vorarlberg<br />

maß- und gewissenlos aufhetzen und verführen zu können, um<br />

so auf Umwegen jene Zustände zu schaffen, die ganze Staaten<br />

und Reiche in unsagbares Unheil gestürzt haben.<br />

So zum Beispiel Rußland, Ungarn und danach Bayern. Wir hoffen<br />

von der Landesregierung, daß sie solche und ähnliche Vorkommnisse<br />

in Hinkunft zu verhindern weiß und solche Elemente,<br />

die kein Verständnis für unser Volk und Land haben, entweder<br />

über die Grenze abschiebt oder in sicheren Gewahrsam bringen<br />

läßt, damit Ruhe und Ordnung im Lande, die wir zum<br />

beginnenden Wiederaufbau so dringend benötigen, nicht gestört<br />

werden können.<br />

Die vom Volke gewählte Landesregierung lasse kein Mittel unversucht,<br />

um ihre und die Autorität ihrer untergebenen Behörden<br />

aufrecht zu erhalten; sie kann der Unterstützung des weitaus<br />

größten Teils der Bevölkerung sicher sein."<br />

Im Vorarlberger Landesarchi v befinden sich in den Aktenbeständen<br />

des Präsidiums der Landesregierung noch viele ähnlich lautende<br />

Briefe Vorarlberger Gemeinden, die in der zweiten Junihälfte des<br />

Jahres 1920 geschrieben wurden (1). Was war geschehen? Die<br />

Geschichte ist rasch erzählt.<br />

Am Mittwoch, dem 2. Juni 1920, gingen in Bregenz ungefähr<br />

500 Menschen gegen eine von der Landeskommission für Vieh und<br />

Fett genehmigte Erhöhung des Milchpreises auf die Straße. Eine<br />

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