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meist darauf hin, daß die Gelder für "Mittelstandsaktionen" zu<br />

verwenden seien. Es gab so eine spezielle Aktion für "notleidende<br />

Angehörige geistiger Berufe" und für Kleinrentner, die Lebensmittelpakete<br />

erhielten. 1923 wurden dann 340 Dollar an Staatspensionisten-Vereine<br />

in Tirol und Vorarlberg aufgeteilt (28).<br />

Diese Hilfsmaßnahmen und die wirtschaftliche Konsolidierung<br />

Österreichs führten bis 1924 zu einer deutlichen Verbesserung des<br />

Ernährungszustandes der Vorarlberger Kinder, wie Untersuchungen<br />

des Kinderhilfswerkes ergaben: 1920 wurden 11.088 der 27.000<br />

Vorarlberger Schulkinder untersucht. Davon waren nach den<br />

damals angelegten Kriterien 64,6 Prozent (7.166) unterernährt. Die<br />

Kinder in ländlichen Gemeinden waren gewöhnlich besser ernährt<br />

als Stadtkinder . Feldkirch hatte den höchsten Prozentsatz unterernährter<br />

Kinder, Schruns den niedrigsten. 1921 waren von 10.719<br />

untersuchten Kindern 23,9 Prozent (2.557) sehr schl'echt, 55,3<br />

Prozent (5.945) schlecht und 20,8 Prozent (2.217) gut ernährt.<br />

1924 waren nur noch 0,6 Prozent der untersuchten Kinder sehr<br />

schlecht, aber immer noch 40,1 Prozent schlecht ernährt. Erstmals<br />

galt mehr als die Hälfte der Kinder, nämlich 59,3 Prozent, als<br />

gut ernährt (29).<br />

ZUSAMMENBRUCH - UMBRUCH - AUFBRÜCHE:<br />

DER SCHWIERIGE WEG IN DIE REPUBLIK<br />

1918 bis 1920 häuften sich Demonstrationen von Arbeitern, die eine<br />

Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, vor allem eine ausreichende<br />

Versorgung mit billigen Nahrungsmitteln, erkämpfen<br />

wollten (30). Warum glaubten damals so viele Menschen, ihre berechtigten<br />

Ziele auf der Straße erkämpfen zu müssen? Standen<br />

keine etablierten Institutionen zur gewaltfreien Konfliktlösung zur<br />

Verfügung? Demokratische Institutionen waren damals offenbar<br />

nicht in der Lage, diese schweren Konflikte aufzufangen.<br />

Erst im Jahre 1906 war das allgemeine Wahlrecht für Männer von<br />

den Sozialdemokraten erkämpft worden - ein Fortschritt, der nur<br />

wenige Jahre zum Tragen kam, da mit dem Kriegsausbruch 1914<br />

jedweder Ausbau demokratischer Institutionen unmöglich wurde.<br />

Vor 1906 war die politische Macht unangefochten bei den wirtschaftlich<br />

Mächtigen gelegen, und die Zeit ab 1906 reichte nicht<br />

zur Bildung und Festigung demokratischer Traditionen aus (31).<br />

Den wirtschaftlich Schwachen fehlte das Vertrauen in den Landtag<br />

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