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Wenn Fink auch beizupflichten ist, daß der Mieterschutz Probleme<br />

schaffte, muß doch darauf verwiesen werden, daß von bürgerlicher<br />

Seite zu jener Zeit massiv um die Abschaffung des<br />

Mieterschutzes gerungen wurde (27).<br />

Die Mietzinsbindung durch den Mieterschutz diente schon 1922<br />

Landeshauptmann Ender und den bürgerlichen Parteien als<br />

Vorwand für die Weigerung, durch sozialen Wohnbau die<br />

Wohnungsnot zu lindern (28). Dabei hätte gerade der nicht<br />

profi torientierte öffentliche Wohnbau Abhilfe schaffen können.<br />

Mieterschutzwohnungen waren für Privatanleger nicht rentabel:<br />

Eine 4-Zimmer-Wohnung amortisierte sich bei Baukosten von 19.000<br />

Schilling (29) und einer Jahresmiete von 1.250 Schilling in rund<br />

16 Jahren, bei einer Miete von 1. 725 Schilling in etwa 12 Jahren.<br />

Eine Mieterschutzwohnung hingegen hätte sich erst in 76 Jahren<br />

rentiert, was aber nichts zu sagen hat, da Neubauten vom<br />

Mietersch utz ausgenommen waren. Für Neubau-Mietwohnungen gab<br />

es einen Markt, der eindeutig von den Anbietern beherrscht wurde<br />

und wo die Preise so hoch waren, daß sie zwischen sieben und<br />

neun Prozent Rendite gewährleisteten. Trotzdem - oder deshalb -<br />

schuf der Markt nicht die Wohnungen, die zur Befriedigung der<br />

Bed ürfnisse vonnöten waren.<br />

Der Wohnbau wurde als dringliches Problem zum Politikum. Der<br />

Sozialdemokrat Anton Linder forderte Anfang 1922 einen Beitrag<br />

des Landes zur Behebung der Wohnungsnot in der Höhe von<br />

drei Prozent des gesamten vorgesehenen Ausgaberahmens des<br />

Landesvoranschlages (30). Landeshauptmann Ender antwortete<br />

liberal-marktwirtschaftlich: Das geltende Mietrecht sei mit seinen<br />

Mieterschutzbestimmungen für die Wohnungsnot verantwortlich;<br />

wären der Wohnungsmarkt und damit die Höhe der Mieten dem<br />

freien Spiel von Angebot und Nachfrage unterworfen, dann gäbe<br />

es genügend Wohnungen. Als Linder genossenschaftlichen Wohnbau<br />

und die Möglichkeit der Errichtung gemeindeeigener Wohnungen<br />

nach Wiener Vorbild erwähnte, sahen die Christlichsozialen das<br />

Gespenst des Bolschewismus nahen (31).<br />

Die Auseinandersetzungen um das Mietrecht führten stell vertretend<br />

der Verband der Hausbesitzer und die Mieterschutzorganisationen .<br />

Sie wurden hauptSächlich im "Vorarlberger Volksblatt" und<br />

besonders heftig im Juli 1921 ausgetragen. Es beschwerten sich im<br />

Juli 1921 die Hausbesitzer über die geringen Mieten auf der ersten<br />

Seite; auf der nächsten Seite wurde die Partei der Mieter<br />

ergriffen, die neu entstandenen Mieterschutzvereine wurden mit<br />

der miserablen materiellen Situation der Arbeiter begründet und<br />

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