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einflussen. Der Vortrag, der bereits im vergangenen Jahre an<br />

drei Abenden in der Ortsgruppe Dornbirn gehalten wurde, bezweckt<br />

vielmehr, in streng sachlicher Weise Aufschluss über das<br />

Wesen des Judentums und den ungeheuren Einfluss, den dasselbe<br />

seit der Revolutionszeit auch auf Oesterreich und Deutschland<br />

genommen hat, zu geben. Wir geben der Vorarlberger Landesregierung<br />

die Versicherung, dass der Inhalt des Vortrages in<br />

keiner Weise den Vorarlberger Juden Anlass bieten wird, die<br />

über das Judentum feststehenden Wahrheiten als auf sich<br />

gemünzt zu betrachten. Der Präsident: Albert Niederer Der<br />

Sekretär: G. Tietzen"<br />

G. Tietzen war der Vortragende.<br />

Der hausgemachte Vorarlberger Antisemitismus war nicht nur rhetorisch:<br />

Am Sonntag, dem 12. <strong>August</strong> 1922, wurde in der Nacht<br />

der Gendarmerieposten des Ortes Weiler, einer in der Nähe von<br />

Feldkirch gelegenen Gemeinde, von zwei jungen Männern um Hilfe<br />

gebeten. Die beiden gehörten zu einer Gruppe von 55 Wiener<br />

Studenten, die im nahegelegenen Bad Röthis ihren Sommerurlaub<br />

verbrachten. Es waren größtenteils Juden. In dieser Sonntagnacht<br />

waren sie von einer hundert- bis hundertfünfzigköpfigen Menge<br />

zum sofortigen Verlassen des Landes Vorarlberg aufgefordert<br />

worden: "was ihnen ( : den Hochschülern) aber infolge der<br />

vorgeschrittenen Nacht und weil eInige darunter krank seien,<br />

nicht mehr möglich sei, sie daher um Schutz ihres Lebens und<br />

Eigentums ersuchen" so der Gendarmeriebericht . Als zwei<br />

Gendarmen in Röthis eintrafen, hatte sich die Menge bereits in<br />

ein Gasthaus begeben, nachdem die Studenten mit den Hauptschreiern<br />

verhandelt hatten und ein "Übereinkommen dahin<br />

zustande kam, wonach sie / :die Kolonie: / bis längstens Dienstag<br />

den 15. d. M. abends Röthis verlassen haben mußten.<br />

Sachbeschädigung oder sonstige Gefährdungen der persönlichen<br />

Sicherheit sind nicht vorgekommen und ist auch jedwedes Einschreiten<br />

der vorgenannten Patrouille unterblieben beziehungsweise<br />

nicht notwendig gewesen" (80).<br />

Die Beamten sahen keinen Grund zum Einschreiten, die Menge<br />

konn te Juden des Landes verweisen... Das zeigt die Bereitschaft<br />

der Beamten, Juden zu schützen, und das zeigt, daß sich der<br />

hausgemachte Vorarlberger Antisemitismus nur in seinen letzten<br />

Konsequenzen von den Judenverfolgungen der Jahre 1938 bis 1945<br />

abhob.<br />

Der Antisemitismus der Christlichsozialen unterschied sich nicht<br />

vom Antisemitismus der Großdeutschen, wie er in deren "Vorarlberger<br />

Tagblatt" fast täglich zu finden war. Auch läßt sich der<br />

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