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worauf sie wieder gingen. Am Abend des 10. April gelang es Groll<br />

und Müller dann doch; unbeanstandet nach Bregenz einzureisen<br />

und zu den Sozialdemokraten zu sprechen, da die Zöllner sie in<br />

falscher Auslegung der Weisung des Landeshauptmannes passieren<br />

ließen. Als Müller am 11. April vormittags nochmals ohne<br />

Bewilligung in Bregenz erschien, um in einer weiteren Versammlung<br />

zu sprechen, wurde er an die Grenze gestellt und<br />

abgeschoben.<br />

Am 12. April suchte das Dornbirner Sekretariat der SDAP bei der<br />

Landesregierung offiziell um Einreiseerlaubnis für Groll und Müller<br />

zu zahlreichen Vorträgen im Lande an. Die Vorträge von Groll<br />

und Müller vom 10. April hätten doch gezeigt, daß weder die<br />

SDAP noch die Redner beabsichtigten, die Ruhe im Lande zu<br />

stören. Die Landesregierung verweigerte den beiden erneut die<br />

Einreise und wies die Bezirkshauptmannschaften an, Groll und<br />

Müller nach Möglichkeit an der Grenze zurückzuweisen. Sollte es<br />

ihnen dennoch geli ngen, ins Land zu kommen, dann seien sie an<br />

die Grenze zu bringen, allerdings unauffällig. Ein Einschreiten<br />

während einer Versammlung sei zu vermeiden (63).<br />

Die Christlichsozialen fühlten sich durch die politisch bewegte<br />

Arbeiterschaft so in ihren Besitzständen bedroht, daß sie nun<br />

selbst ganz im Gegensatz zu ihrer vorgeblich strengen Auffassung<br />

von Legitimität - die Straße zum Ort politischer Auseinandersetzung<br />

machten. Für den auf den 13. April fallenden Palmsonntag<br />

des Jahres 1919 rief das "Volksblatt" zu antibolschewistischen<br />

Massenkundgebungen im ganzen Land auf:<br />

"Eine Gruppe von Sozialdemokraten, vielfach Landesfremde planen<br />

einen Anschlag auf die Freiheit und auf die Verfassung des<br />

Landes. Ihr Ideal ist die Räterepublik, die Gewaltherrschaft<br />

des Proletariats. Die Fremden wollen herrschen; dem<br />

bodenständigen Vorarlberger, verwachsen mit der heimatlichen<br />

Scholle, droht das Gewalt joch russischer Herkunft und halbasiatischer<br />

Art."<br />

In 16 Orten des Landes versammelten sich an diesem Sonntag die<br />

Christlich sozialen zu gewaltigen Kundgebungen, den größten im<br />

Vorarlberg der Ersten Republik (64). Damit gaben sie den Sozialdemokraten<br />

deutlich zu verstehen, daß sie nicht bereit waren,<br />

diesen die Straße zu überlassen. Offenbar wollte auch die Mehrheitsfraktion<br />

in den politischen Institutionen zusätzliche Legitimität<br />

für ihre Politik aus außerparlamentarischen Aktionen beziehen.<br />

Als 14 Tage . später, am 27. April 1919, die Sozialdemokratische<br />

Arbeiterpartei in den Landtagswahlen nur knapp 19 Prozent der<br />

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