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Gewerkschaft" erhielt 65 Stimmen, die Union der Textilarbeiter<br />

38 (100).<br />

Streiks in Vorarlberg<br />

Staatliche Institutionen, vor allem Behörden und Exekutive, engagierten<br />

sich in Arbeitskämpfen vor allem auf der Seite der wirtschaftlichen<br />

Macht. Wenn Ingenieur Douglas, der Leiter des<br />

Kohlenbergwerks Wirtatobel bei Bregenz, im September 1918 eine<br />

Militärpatrouille "requirierte" - so der Bericht des Gendarmeriepostens<br />

Langen vom 10. September 1918 (101) um auf diese<br />

Weise einen Streik der Bergarbeiter niederzuschlagen, dann<br />

war das keineswegs eine letzte Zuckung der Militärmonarchie.<br />

Douglas war nur der Anfang einer langen Reihe von Unternehmern<br />

und Unternehmensvertretern, die sich im Ernstfall auf den staatlichen<br />

Gewaltapparat verlassen konnten. Die Militärpatrouille<br />

mußte damals übrigens nicht einschreiten, da inzwischen wieder<br />

gearbeitet wurde; man hatte den Arbeitern versprochen, die<br />

Mehlversorgung zu verbessern.<br />

Der Schreiner und Möbelhändler Albert Niederer aus Dornbirn griff<br />

am 21. Dezember 1919 zum Telephon und rief bei der Vorarlberger<br />

Landesregierung an, man möge Vorkehrungen treffen, "daß eine<br />

Abwanderung dieser für die eigene Industrie unbedingt notwendigen<br />

Arbeitskräfte in das Ausland verhindert werde". Seine<br />

Arbeiter streikten nämlich um höhere Löhne und drohten noch<br />

dazu, nach Deutschland und vor allem in die Schweiz abzuwandern,<br />

weil dort viel mehr bezahlt werde (102). Niederer, der 1933<br />

als Präsident des Handels- und Gewerbebundes und als zumindest<br />

verbal-radikaler Nationalsozialist wieder aktenkundig wurde<br />

(103), beschwerte sich 1919 besonders, daß seine Arbeiter<br />

streikten, obwohl er sie gebeten hatte, "nur solange nicht in<br />

Ausstand zu treten, bis die Arbeitgeber sich mit den Kunden<br />

bera ten hätten, aber dieses Begehren wurde glatt abgeschlagen".<br />

Als die Christlichen Gewerkschaften mit dem Stickereiarbeiterstreik<br />

vom 22. März bis zum 4. April 1922 ihren bedeutendsten allein<br />

organisierten Arbeitskampf austrugen, wurde Gendarmerie eingesetzt.<br />

Die Gendarmen sollten d .ie Auslieferung von Lagerbeständen<br />

ermöglichen, doch setzten sich die 450 Streikenden durch - vor<br />

allem, weil die Unternehmer Sympathiestreiks fürchteten. Die<br />

Christlichen Gewerkschaften gaben sich mit Lohnerhöhungen<br />

zufrieden und verzichteten auf die Einlösung der ursprünglichen<br />

Hauptforderung - den Abschluß eines Kollektivvertrages (104).<br />

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