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Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...

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erg er hungerten. Zugleich war mit dem Zusammenbruch des alten<br />

Großreiches und dem Ende der Monarchie der Eindruck entstanden,<br />

die staatliche Ordnung und die Autorität der Behörden seien ins<br />

Wanken geraten. Dieser Eindruck verband sich bei der Arbeiterschaft<br />

mit einem gehobenen Selbstvertrauen, glaubte doch vor<br />

allem die sozialdemokratische Bewegung mit der Ausrufung der<br />

demokratischen Republik endlich die schon lange erstrebte<br />

gleichberechtigte Teilhabe an der politischen Macht erreicht zu<br />

haben.<br />

Die Arbeiterschaft und ihre politische Organisation, die Sozialdemokratie,<br />

hatte jedoch keine Ahnung, wie in dieser Situation Politik<br />

zu machen wäre. Sie mußte - auch in Vorarlberg - in einem<br />

ungefähr zweijährigen Lernprozeß erst die Spielräume für politisches<br />

Handeln erkunden. Da in den Behörden, im Verwaltungsapparat<br />

und an den Schalthebeln der wirtschaftlichen Macht<br />

sich kaum etwas geändert hatte, merkten die politisch bewegten<br />

Teile der Arbeiterschaft, daß sie zwar de jure gleichberechtigte<br />

Staatsbürger waren, de facto jedoch die Verwaltung und die eindeutig<br />

dominierenden Christlichsozialen die Interessen der Arbeiterschaft<br />

nicht wie erwartet wahrnahmen.<br />

Bedingt durch diese Erfahrung und durch die Entwicklung im<br />

nahen .Bayern, in Ungarn und Italien, wo Arbeiterräte politische<br />

und wirtschaftliche Machtpositionen zu besetzen und zu halten<br />

versuchten, entdeckten und probierten die bewegten Teile der<br />

Arbeiterschaft außerparlamentarische Möglichkeiten politischer<br />

Einflußnahme. Arbeiter gingen auf die Straße, wo immer sie ihre<br />

wirtschaftlichen oder politischen Interessen von der Obrigkeit<br />

mißachtet sahen: Sie demonstrierten gegen die Verteuerung der an<br />

sich sehr knappen Milch, gegen die Ausfuhr von Vieh aus dem<br />

hungernden Land und gegen eine Beschlagnahme des Parteiorgans<br />

der Vorarlberger Sozialdemokratie, der "Vorarlberger Wacht" . Sie<br />

gingen aber auch auf die Straße, um dem politischen Gegner<br />

einfach ihre schiere körperliche Macht vorzuführen. Politisches<br />

Wollen sollte durch die physische Präsenz auf der Straße sichtbar<br />

gemacht werden.<br />

DIE DEMONSTRANTEN<br />

Dem<br />

den<br />

16<br />

Landeshauptmann war vollkommen klar, mit<br />

Milchdemonstrationen 1920 zu tun hatte:<br />

wem er es bei<br />

mit "jener Be-

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