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wurde in Vorarlberg assimiliert, ja nahm zum Teil sogar deutsche<br />

Familiennamen an. Noch in den zwanziger Jahren holte die<br />

Textilindustrie Italiener als billige Arbeitskräfte ins Land. 1930<br />

war.en in Vorarlberg ungefähr 1. 000 Arbeiter beschäftigt, die<br />

nicht österreichische Staatsbürger waren, vor allem "Reichsdeutsche"<br />

(5).<br />

Doch auch die Zuwanderung aus anderen Bundesländern riß nicht<br />

ab, so wurden Eisenbahner weiterhin nach Vorarlberg versetzt,<br />

und es wanderten Arbeiter verschiedenster Profession zu. Die<br />

Gendarmerie-Expositur Wald am Arlberg berichtet etwa 1921<br />

anläßlich eines Streiks der beim Bau des Spullersee-Kraftwerks<br />

beschäftigten 940 Arbeiter, es befänden sich darunter 200 "Nichtvorarlberger",<br />

die aber entweder bereits ihre Familien im Lande<br />

hatten oder zumindest schon mehrere Jahre bei "ihrer" Firma<br />

beschäftigt waren (6). Qoch immer, wenn es darauf ankam,<br />

entschied die "Heimatzugehörigkeit" nach dem damals geltenden<br />

"Heimatrecht" über die Zukunft des Menschen. Ein in einer Vorarlberger<br />

Gemeinde nicht "heimatberechtigter" Bewohner konnte<br />

samt seiner Familie abgeschoben werden, sobald er oder seine<br />

Angehörigen keinen "unbescholtenen Lebenswandel" mehr führten.<br />

So wurde zum Beispiel 1925 ein 62 Jahre alter Mann, der schon<br />

viele Jahre in Bregenz gewohnt und gearbeitet hatte, in seine<br />

Heimatgemeinde Reutte/Tirol abgeschoben, weil er sich eines geringfügigen<br />

Delikts schuldig gemacht hatte (7). Geriet ein in<br />

seiner "Wohngemeinde" nicht "Heimatberechtigter" in Not, und<br />

erstattete seine "Heimatgemeinde" die von seiner "Wohngemeinde"<br />

ausbezahlte Sozialhilfe nicht, so wurde er in seine "Heimatgemeinde"<br />

abgeschoben, die er vielleicht vor einem halben Leben<br />

verlassen und seither nie mehr gesehen hatte. Vor allem 1933, zur<br />

Zeit der großen Arbeitslosigkeit, wurden viele mittellose Arbeitslose<br />

per Schub "abgeschafft", allein aus dem Bezirk Bludenz<br />

266 Erwachsene und deren Kinder (8).<br />

Auch den sozialdemokratischen Landesparteisekretär Anton Linder<br />

könnte der Gemeindevorsteher von Weiler als "volks- und landesfremdes<br />

Element" im Auge gehabt haben. Linder kam vor dem<br />

Ersten Weltkrieg aus Niederösterreich nach Vorarlberg, hier war<br />

er von 1918 bis 1934 Landtagsabgeordneter . Auch er mußte erfahren,<br />

daß in diesem Lande die Menschen gern in verschiedene "Güteklassen"<br />

eingeteilt wurden. Als Linder bei der Staatsregierung<br />

in Wien sich über die Vorarlberger Landesregierung beschwert<br />

hatte, weil diese bewaffnete "Volksmilizen" - die Vorgänger der<br />

Heimwehr -aufgestellt hatte, sagte ihm Landeshauptmann Ender,<br />

er sei kein "wahrer Vorarlberger", denn ein solcher hätte sich<br />

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