Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Mann, der später Dollfuß das verwaltungsrechtliche Instrumentarium<br />
zur schrittweisen Beseitigung der Demokratie bereitstellen<br />
soll te (10).<br />
Für Vorarlberg bedeuteten diese Maßnahmen, daß Soldaten nicht<br />
mehr uniformiert an den Maiaufmärschen teilnehmen durften, also<br />
auch nicht als Militärmusik, daß die Soldatenräte abgeschafft<br />
wurden und daß vor allem der Landtagsabgeordnete, Soldatenrat<br />
und Vertrauensmann beim Alpenj ägerbataillon 4 Josef Peter schikaniert<br />
wurde. Allein 1923 wurden vom militärischen Disziplinarsenat<br />
vier Auslieferungsbegehren an den Landtag gestellt, denen - man<br />
möchte sagen: natürlich - stattgegeben wurde. Ordentliche<br />
Gerichte sprachen Peter immer frei, der Disziplinarsenat verurteilte<br />
ihn meist. Ihm war unter anderem vorgeworfen worden, sich<br />
gegenüber einem Major eines respektwidrigen Tones bedient und<br />
den Oberst Freiherr von dem Busche-Ippenburg beschuldigt zu<br />
haben, Monarchisten und monarchistische Offiziere zu unterstützen<br />
(ll).<br />
Diese "Entpolitisierung" konnte nicht allein durch disziplinarischen<br />
Druck durchgesetzt werden. Man brauchte vielmehr andere<br />
Soldaten. Die Einführung parteipolitischer Einstellungskriterien<br />
wurde jedoch durch den Soldaten-Betriebsrat, die Vertrauensmänner,<br />
erschwert. Deshalb war es das vorrangige<br />
Bemühen der Bundesregierung, die Vertrauensmännergremien gefügig<br />
zu machen. 1921 tauchte in Vorarlberg erstmals der "Wehrbund"<br />
auf, eine Organisation, die mit Unterstützung sowohl des<br />
politischen Katholizismus als auch des rechten Laizismus geschaffen<br />
worden war und die somit auch das Vertrauen und die Unterstützung<br />
der Heimwehren besaß (12).<br />
Bis zu den Vertrauensmännerwahlen 1923 hielt der sozialdemokratische<br />
Militärverband immer alle vier zu vergebenden Mandate.<br />
Schon 1924 besetzte aber der Wehrbund vier der damals fünf Mandate<br />
und hatte damit in Vorarlberg als dem ersten Bundesland<br />
einen Teil seiner Aufgabe erfüllt. Im nächsten Jahr gab es nochmals<br />
einen kleinen Rückschlag - der sozialdemokratische Militärverband<br />
kam wieder auf drei Mandate, doch ab 1926 war er gänzlich<br />
ausgeschaltet und der Wehrbund behauptete seine Vormacht.<br />
Auch im gesamten ästerreichischen Heer setzte sich diese rechte<br />
Organisation durch und hielt ab 1927 eine stets wachsende Mehrheit<br />
(13).<br />
Auf diesen Erfolg hatte die Heereslei tung zweigleisig hingearbeitet.<br />
Das eine Gleis war eine gezielte Personalpolitik - abgebaut<br />
wurden Sozialdemokraten, unter anderen auch General Theodor<br />
Körner, eingestellt wurden nur noch "rechte" Leute. Um ja sicher<br />
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