Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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in der Woche einen Stundenlohn ein war es den einzelnen<br />
Ortsorganisationen nicht möglich, längere Streiks allein zu finanzieren<br />
(108). Das Streikgeld mußte von übergeordneten Organisationen<br />
aufgebracht werden, und die verlangten eine gewisse Mitsprache.<br />
Ein in der Ersten Republik oft angewandtes gewerkschaftliches<br />
Kampfmittel war die "Betriebssperre" . Dabei wurde versucht, das<br />
Unternehmen vom Arbeitsmarkt zu isolieren, um die Verhandlungsposition<br />
der Arbeiterschaft zu stärken. Der Firmenleitung wurde<br />
die Möglichkeit genommen, unbequeme Arbeiter gegen willfährige<br />
auszuwechseln. Der "Zuzug" von Arbeitskräften sollte unterbunden<br />
werden. In einer Broschüre aus dem Jahre 1925 heißt es über die<br />
Betriebssperre , sie folge "manchmal erfolglosen Streiks<br />
(werde) aber auch sonst verhängt namentlich dort, wo der<br />
Gegner zu stark ist, als daß es ratsam wäre, mit einem Streik<br />
gegen ihn vorzugehen. Die Betriebssperre wurde in der Zeit vor<br />
dem Kriege häufiger angewendet als jetzt, besonders gegen<br />
Unternehmen, die jede freie Regung ihrer Arbeiter unterdrücken<br />
wollten" (109).<br />
Die Sperre wurde in Vorarlberg häufig verhängt, war doch die<br />
Arbeiterbewegung hier besonders schwach und die Unternehmerschaft<br />
recht militant. Deshalb konnte man in der "Vorarlberger<br />
Wacht" oft Aufrufe wie den folgenden vom 17. März 1919 lesen:<br />
"Achtung, Arbeitslose! Die Arbeiter des Bergwerks Wirtatobel bei<br />
Bregenz befinden sich in einer Lohnbewegung. Zuzug ist daher<br />
fernzuhalten . Parteiblätter werden um Nachdruck dieser Notiz<br />
ersucht. Die Gewerkschaftskommission ."<br />
Ein weiteres Kampfmittel war die teilweise Arbeitsverweigerung -<br />
"go slow", "Dienst nach Vorschrift", "passive Resistenz". Die Arbeiter<br />
blieben dabei im Betrieb, sie arbeiteten auch, aber übertrieben<br />
genau, umständlich und langsam. Im Mai 1925 reagierten<br />
160 Arbeiter der bei Bregenz gelegenen Schuhfabrik Krafft mit "go<br />
slow" auf die einseitige Kündigung des Kollektivvertrages durch<br />
die Firma, auf Akkordlohnkürzung , Einführung von sechs zuschlagfreien<br />
Überstunden und allgemeine Reduzierung des - gesetzlichen!<br />
- Überstundenzuschlages auf 25 Prozent. Im Gegenzug<br />
verlangten die Arbeiter eine Lohnerhöhung von 20 Prozent. Die<br />
Firmenleitung antwortete mit der schärfsten ihr zur Verfügung<br />
stehenden Maßnahme: der Aussperrung. Die Arbeiter durften nicht<br />
mehr arbeiten, bekamen auch nichts mehr bezahlt. Die Aussperrung<br />
dauerte vom 18. bis zum 29. Mai. Das genaue Ergebnis der<br />
abschließenden Verhandlungen ist nicht bekannt; jedenfalls war<br />
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