Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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es kein Sieg der Arbeiterschaft, denn die "Wacht" berichtete am<br />
3. Juni nur von einem erträglichen Komprorniß (110).<br />
In der Textilindustrie und den wenigen übrigen Industriebetrieben<br />
wurde ab 1925 nicht mehr gestreikt, nur mehr Bauarbeiter und<br />
Eisenbahner ließen sich noch einige Jahre auf Arbeitskämpfe ein.<br />
Der wohl letzte und zugleich der längste Streik in einem<br />
Industriebetrieb wurde im Sommer und Herbst 1924 in den Dornbirner<br />
Rüschwerken von Metallarbeitern ausgetragen. Bei Rüsch<br />
wurden Maschinen gebaut. Im Sommer 1924 löste die Firmenleitung<br />
einseitig den Kollektivvertrag, gerade als der Betrieb mit dem<br />
Bau der Turbinen für das neue Wasserkraftwerk Gampadels einen<br />
vom Land Vorarlberg vergebenen Großauftrag in Arbeit hatte. Die<br />
89 Arbeiter der Firma traten geschlossen in den Streik. In diesem<br />
Betrieb waren bereits während des Weltkrieges Arbeitskämpfe<br />
durchgestanden worden, als noch Rüsturigsgüter produziert wurden<br />
und ' die Militärverwaltung über weit effektivere Druckmittel<br />
verfügte als die Firmenleitung 1924.<br />
Die Arbeiter lebten vom geringen Streikgeld , doch sie erfuhren<br />
auch aktive Solidarität. Dornbirner organisierten am 14. Oktober<br />
eine große Kundgebung im Mohrensaal , und landesweit wurde zur<br />
Unterstützung der Streikenden gesammelt. Anfang Oktober, nach<br />
mehr als zwei Monaten Arbeitskampf , spitzte sich die Lage zu,<br />
als die Firmenleitung die Absicht kundtat, das Unternehmen zu<br />
liquidieren, wenn nicht in kurzer Frist die Arbeit zu ihren<br />
Bedingungen wieder aufgenommen werde. Das hätte vor allem die<br />
Entlassung jener zwölf Arbeiter bedeutet, die die Firmenleitung<br />
als Streikführer ausgemacht hatte. Die Belegschaft lehnte das Ultimatum<br />
ab und prompt wurden alle Arbeiter entlassen. Die meldeten<br />
sich darauf arbeitslos und suchten um Arbeitslosenunterstützung<br />
an. Ein angerufenes Schiedsgericht erklärte jedoch die Entlassungen<br />
für ungültig und befand, die Arbeiter befänden sich im<br />
Streik. Jetzt schaltete sich überraschend die Vorarlberger<br />
Landesregierung ein, und zwar zugunsten der Arbeiter. Denn sie<br />
befürchtete Verzögerungen beim Kraftwerksbau und setzte der<br />
Firmenleitung eine Frist, innerhalb derer der Arbeitskonflikt beigelegt<br />
und die Produktion wieder aufgenommen werden müsse,<br />
ansonsten werde den Rüschwerken der Auftrag entzogen. Gegen<br />
Ende Oktober hatten die Arbeiter nach fast dreimonatigem<br />
Streik gesiegt: Ihr Grundlohn wurde erhöht, die Urlaubsansprüche<br />
blieben aufrecht, und keiner wurde entlassen (111).<br />
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