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Parteien - Weltanschauungen - Kulturkampf
Parteien, Weltanschauungen, Kulturkampf : Das sind die Leitbegriffe,
die Orientierung bieten sollen im einigermaßen komplizierten
Gestrüpp der politischen Entwicklung in der Zwischenkriegszeit.
Die beiden Begriffe Weltanschauungen und Kulturkampf
weisen auf eine in der Ersten Republik bestimmende Dimension des
politischen Lebens hin, für die die Bezeichnung "eschatologisch"
angebracht scheint. Diese eschatologische Seite der Politik ist gekennzeichnet
vom Ringen um letzte und endgültige Dinge, von
Heilserwartung , Seelenheil, von absolutem Glück und tiefster Verdammn
is in dieser Welt oder auch in der anderen, ewigen. Die
politische Auseinandersetzung in der Ersten Republik war vor
allem durch solche weltanschaulichen Auseinandersetzungen, durch
Kulturkampf bestimmt. Da die Auseinandersetzungen um Heil oder
Verdammnis selbstverständlich keine Kompromisse zuließen, war
der Weg zu absoluten Lösungen vorgezeichnet, aber nicht vorbestimmt.
Der weltanschauliche Konflikt wurde um den bestimmenden Einfluß
der katholischen Kirche ausgetragen; die Gegner waren der
politische Katholizismus und säkularistisch-Iaizistische Gruppen,
die in der Tradition der Aufklärung standen. Die zweite
Bruchlinie , die die Verhältnisse in der Zwischenkriegszeit mindestens
ebenso bestimmte, verlief zwischen den beiden Polen von
Kapital und Arbeit. In diesem zweiten Konfliktbereich standen materielle
Interessen im Vordergrund, vor allem die Verteilung des
Erwirtschafteten auf Arbeiter und Kapitaleigner. Da diese Verteilung
auch durch politische Institutionen geregelt wurde, die
etwa - um ein ganz einfaches Beispiel zu verwenden - darüber
befanden, auf welcher Seite die Gendarmerie in einen Arbeitskampf
eingriff, war der Streit um die Besetzung politischer Positionen
sehr eng mit dem Verteilungskampf verbunden.
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